08:02 BAUPROJEKTE

Mit «FRZ-on-Tour» in Bülach-Nord unterwegs

Geschrieben von: Claudia Bertoldi (cb)
Teaserbild-Quelle: Claudia Bertoldi

Das erste «FRZ-on-Tour»-Event führte zur Areal-Besichtigung des neuen Quartiers «Im Guss»sowie auf die Baustelle des Glasi-Areals in Bülach Nord. Rund 100 Personen nahmen daran teil. FRZ Flughafenregion Zürich möchte dabei zusammen mit Partnern Bauareale und Immobilien aus verschiedenen Perspektiven vorstellen.

Bülach hat schwere Zeiten hinter sich: Kurz nach der Jahrtausendwende schlossen mehrere Grossbetriebe, der Medizinalgeräte-Hersteller Schneider, die Glashütte Bülach und die Bülachguss AG sowie die Bülachguss Modellbau AG fast gleichzeitig ihre Pforten. Hunderte Arbeitsplätze gingen verloren, riesige Gewerbeflächen lagen brach.

Doch die Stadt hat dies als Chance genutzt. Innerhalb weniger Jahre ist die Bevölkerung von Bülach von 14’000 im Jahr 2004 auf rund 21’500 Bewohner gewachsen. Der Planungsprozess wurde sehr sorgfältig durchgeführt, der Schwerpunkt auf den zunehmenden Wohnungsbedarf im Kanton gelegt, zudem ein spezielle Mobilitätskonzept integriert.

Der öffentlich zugängige Gusspark mit Spielplatz von "Im Guss".

Quelle: Claudia Bertoldi

Der öffentlich zugängige Gusspark mit Spielplatz und Ruheflächen ist der zentrale Punkt des neuen Quartiers „Im Guss“.

Neues Stadtviertel in Bülach Nord

In Bülach Nord wächst ein komplett neues Stadtviertel mit über 1000 Wohneinheiten heran, das bis 2023 vollendet sein soll. Das erste Areal «Im Guss»ist bereits fertiggestellt. Hier startete die erste Besichtigung, die auch vom Baublatt mitbetreut wurde. Im Gussquartier werden gerade die letzten der 419 Mietwohnungen bezogen. Derzeit sind bereits über 90 Prozent der Wohnungen belegt, rund 30 4,5- beziehungsweise 5,5-Raumwohnungen sind noch frei. Die letzte der 73 Eigentumswohnungen wurde bereits zu Jahresbeginn verkauft.

Rund 1000 neue Bewohner hat das neue Stadtviertel, in dem zudem ein verkehrsberuhigtes Konzept verwirklicht wurde. Für die Bewohner stehen 249 Parkplätze in den Tiefgaragen zur Verfügung. Der Bahnhof Bülach mit zahlreichen regelmässigen Verbindungen per Bahn oder Bus unter anderem in Richtung Zürich Hauptbahnhof oder Flughafen, Winterthur und Schaffhausen ist keine fünf Gehminuten entfernt. In den Wohnhäusern wurden extra Räume für Fahrräder und Kinderwagen vorgesehen, zudem befindet sich ein eigener Mobility-Stützpunkt am Ende der einzigen Erschliessungsstrasse.

Besichtigungstour in Areal "Im Guss".

Quelle: Claudia Bertoldi

Drei Gruppen begaben sich zur Besichtigung des Guss-Quartiers. Die Wohnhöfe liegen direkt am Gusspark. Die drei offenen quadratisch angeordneten Blockrandbauten bestehen jeweils aus drei oder vier Baukörpern mit sechs bis sieben Etagen.  

Gemischte Nutzung und viel Grün

«Im Guss»liegt auf dem Gelände der 1919 gegründete und 2002 stillgelegten Firma Bülachguss AG. Es ist als gemischtes Areal auf einer Fläche von 55’300 Quadratmetern konzipiert und wurde als gemischt genutztes Quartier entwickelt. Das Areal enthält acht Baubereiche, der Bereich 8 mit vier Mehrfamilienhäusern und 76 Wohneinheiten gehörte nicht zum Gestaltungsplan. Mit dem Bau dieser Wohnüberbauung wurde bereits im Oktober 2016 gestartet, die weiteren Bereiche starteten im Frühjahr 2017.

Der zentrale Punkt des Areals ist das Backsteingebäude, das komplett entkernt und erweitert wurde. Hier befinden sich ein Supermarkt und ein Restaurant. Auch eine Kindertagesstätte, ein Fitness-Studio und die Musikschule sind bereits eingezogen. Zudem sind weitere Flächen für Büros in den Obergeschossen integriert.

Zwischen dem denkmalgeschützten Gebäude und den drei Wohnhöfen wurde ein grosser öffentlicher Park mit Spielplatz und Ruheflächen angelegt. Er bildet die Verbindung imverkehrsberuhigten Wohnareal. Die drei grossen Wohnhöfe und die vier sechs- bis siebengeschossigen Gebäudeumschliessen jeweils einen grossen begrünten Innenhof.

Grosszügige, lichtdurchflutete Wohnungen

Der Langenhof (Architektur: Max Dudler Architeten AG– 113 Mietwohnungen) bildet die nördliche Begrenzung des Areals entlang der Fangletenstrasse. Der Lindihof (Architektur: Thalmann Steger Architekten AG – 128 Mietwohnungen) liegt in der Mitte der Bebauung. Die vier Gebäude sind leicht versetzt und ermöglichen so einen Durchblick zu den angrenzenden Höfen, was Weite erzeugt. Der Hardhof (Architektur: Diener & Diener Architekten – 102 Mietwohnungen) besteht aus drei Baukörpern am südlichen Ende des Quartiers.

Alle Wohnungen erhielten eine sehr hochwertige Ausstattung, unter anderem Einbauschränke im Eingangsbereich, Waschmaschine und Trockner im Bad sowie Parkettböden in Wohn-und Schlafräumen sowie in der Küche. Die Grundrisse sind grosszügig, die Räume durch grosse Fensterfronten sehr hell. Zudem verfügen alle 1,5- bis 5,5-Zimmer-Wohnungen über grosse Balkone, Terrassen oder Loggien.

Optisch lehnt sich die Fassadengestaltung der Wohnbauten an das alte Backsteingebäude an. Alle Bauten erhielten eine kleinformatige Klinkerfassade, die in ihre Farbgebung die drei Höfe voneinander trennt.

In östlicher Richtung schliesst an die Wohnhöfe die Gartensiedlung (Architektur: Baukontor Architekten AG –73 Eigentumswohnungen) an. Hier wurde ausschliesslich Wohneigentum vorgesehen. Die Gebäude haben maximal fünf Etagen und passen sich somit in der Kubatur an die historisch gewachsene angrenzende Einfamilienhaussiedlung an.

Die Gussstrasse ist die einzige Erschliesungsstrasse des Quartiers.

Quelle: Claudia Bertoldi

Das Quartier unterliegt einem besonderen Verkehrskonzept und setzt bei den Bewohnern auf die bevorzugte Nutzung des öffentlichen Verkehrs. Deshalb sind insgesamt nur 249 Parkplätze in den Tiefgaragen vorgesehen, die nur über die Gussstrasse zugängig sind. Das Quartier ist ansonsten komplett verkehrsberuhigt. Der Bahnhof ist keine fünf Minuten zu Fuss entfernt.

Wenig Verkehr, mehr Wohnqualität

Zwischen Gartensiedlung und den Wohnhöfen verläuft die Gussstrasse. Sie ist die einzige Erschliessungsstrasse im Areal und führt zu den Tiefgaragen. In den Tiefgaragen befinden sich Ladestationen für E-Fahrzeuge. Das Verkehrskonzept sieht pro Fahrzeug nur eine Ein- und Ausfahrt pro Tag vor. Am südlichen End- und Wendepunkt befindet sich der Mobility-Stützpunkt.

Die Gesamtbaukosten belaufen sich auf rund 300 Millionen Franken. Die Bauherrschaft unterlag der Allreal Generalunternehmung AG, Zürich. Die Credit Suisse Real Estate Fund Green Property sowie Credit Suisse Real Estate Fund sind im Besitz der drei Wohnhöfe sowie das Backsteingebäudes.

Das in Bau befindliche Bülache Glasi-Quartier.

Quelle: Claudia Bertoldi

Auf 42.000 Quadratmetern Fläche entsteht das neue Glasi-Quartier. In den 21 Gebäuden sind rund 400 Mietwohnungen und 150 Stockwerkeigentumswohnungen geplant, unter anderem auch 62 Seniorenwohnungen und 40 Zimmer für Pflegebedürftige.

Grösste BIM-Baustelle der Schweiz

Der zweite Programmpunkt war die Besichtigung der Baustelle des zukünftigen Glasi-Areals. Es entsteht auf dem ehemligen Gelände der Bülacher Glashütte. Geplant ist ein lebendiges Stadtquartier mit Plätzen, Gassen und Strassen, das sich an Beispielen historisch gewachsener Gemeinden orientiert. So gibt es keine rechtwinklig zueinander verlaufenden Strassenzüge.

560 Wohnungen und über 20’000 Quadratmeter Gewerbefläche sind auf dem 42’000 Quadratmeter grossen Areal geplant. Dabei werden verschiedene Wohnformen berücksichtigt, unter anderem Einheiten für Wohngemeinschaften, Familien und Senioren, aber auch für Generationenwohnungen sowie ein Hotel.

Die Bauarbeiten haben im Jahr 2019 begonnen. Auf dem riesigen Bauareal wachsen 21 Gebäude inklusive einem 56 Meter hohem Wohngebäude empor. Momentan sind elf Kräne und 150 Mitarbeiter im Einsatz. In Spitzenzeiten, beim Ausbau der Gebäude und dem Fassadenbau werden bis zu 450 Arbeiter tätig sein.

Das Projekt ist laut der Steiner AG, das aktuell grösste OpenBIM-Projekt in der Schweiz. Die Projektpartner Baugenossenschaft Glattal Zürich, Logis Suisse AG, Steiner AG und Steiner Investment Foundation haben ein Investitionsvolumen von rund 400 Millionen Franken eingeplant. Ab Ende April/Mai 2022 ist der Erstbezug der Wohnungen geplant.

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Quelle: Bild: Hansueli Krapf, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org

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Geschrieben von

Ehemalige Redaktorin Baublatt

Claudia Bertoldi war von April 2015 bis April 2022 als Redaktorin beim Baublatt tätig. Ihre Spezialgebiete waren Architektur- und Technikthemen.

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