Militärkaserne Zürich: 180 Millionen Franken für Umbau und Sanierung
Nach dem Auszug der Kantonspolizei aus der Militärkaserne in der Stadt Zürich wird dort bald das Bildungszentrum für Erwachsene einziehen. Für die nötige Sanierung hat der Regierungsrat 122 Millionen bewilligt, für den Umbau beantragt er 58 Millionen Franken.
Quelle: PD
Visualisierung: So könnte sich die Militärkaserne mit dem gläsernen Dachaufbau und dem Exerzierplatz als Aufenthaltszone dereinst präsentieren.
Das Kasernenareal liegt mitten im Zürcher Stadtzentrum und ist ein geschütztes Denkmal von nationaler Bedeutung. Die parallel zur Sihl verlaufende, 120 Meter lange Militärkaserne ist von weitem sichtbar. Nachdem die Kantonspolizei vergangenes Jahr in das neue Polizei- und Justizzentrum (PJZ) umgezogen ist, soll das Gebäude nun Instandgesetzt und umgebaut werden.
Anschliessend soll das Bildungszentrum für Erwachsene (BiZE) in die frisch renovierte Militärkaserne einziehen. Das BiZE besteht aus der kantonalen Maturitätsschule für Erwachsene und der Berufsschule für Weiterbildung EB Zürich. Der Umzug schafft am bisherigen BiZE-Standort Riesbach Platz für das Literargymnasium, das sich aktuell im Rämibühl befindet.
Die geplante Umnutzung wurde 2016 durch den Regierungsrat im Masterplan «Zukunft Kasernenareal Zürich» festgelegt und 2018 durch den Kantonsrat im kantonalen Richtplan bestätigt.
Schulzimmer statt Schlafsäle in Kaserne
Der Umbau der denkmalgeschützten Bausubstanz werde anspruchsvoll, teilte der Zürcher Regierungsrat nun am Donnerstag mit. Es gelte, das kulturelle Erbe sorgfältig zu bewahren und gleichzeitig eine zeitgemässe Infrastruktur für den Schulbetrieb zu schaffen.
Die Grundstruktur der Militärkaserne mit ehemaligen Schlafsälen für 1400 Soldaten eignet sich zwar gut für den täglichen Schulbetrieb mit rund 850 Studenten. Teilweise seien aber dennoch offene oder grössere Räume erforderlich, wodurch «gezielte Eingriffe in die Baustruktur» nötig würden.
Der zentrale Trakt erhält demnach einen gläsernen Aufbau, der das neue Atrium und mehrere Geschosse optimal belichtet. Das Erdgeschoss wird für die Öffentlichkeit geöffnet und soll künftig Flächen für Gastronomie, Kleingewerbe oder Märkte und Ausstellungen bieten. Ein Mehrzwecksaal ermöglicht daneben Anlässe mit bis zu 300 Personen.
Die ehemalige Soldaten- und Offizierskantine wird ausserdem instandgesetzt und künftig als Restaurant sowohl der Öffentlichkeit als auch den Studenten und Kursteilnehmern des BiZE offenstehen.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Photoglob, CC BY NC 4.0
Die Militärkaserne im Jahr 1876. Die Kasernenanlage entstand in den Jahren 1864 bis 1876. 1981 wurden die Bauten der Anlage ins «Inventar der kunst- und kulturhistorischen Schutzobjekte und der archäologischen Denkmäler von überkommunaler Bedeutung» aufgenommen.
Instandsetzung dringend notwendig
Gleichzeitig mit den Umbauarbeiten muss die alte Kaserne auch dringend Instand gesetzt werden. In einem sehr schlechten Zustand ist gemäss Mitteilung zum Beispiel die Natursteinfassade aus Berner Sandstein. Zudem müssen laut Regierungsrat sämtliche Installationen der Gebäudeversorgung und Entsorgung sowie der Gebäudetechnik vollständig ersetzt werden.
Dazu zählen alle Werkleitungen, die Trafostation, die noch aus dem Erstellungsjahr stammende Kanalisation sowie Sanitäranlagen und elektrische Anlagen. Daneben werden Massnahmen umgesetzt, um die Gebäudehülle wärmeschutztechnisch zu verbessern. Auf dem neuen Dachaufbau wird so etwa eine Photovoltaikanlage errichtet und das Gebäude neu mit Fernwärme beheizt.
180 Millionen für Umbau und Sanierung
Die Gesamtkosten für die Sanierung und den Umbau der Militärkaserne belaufen sich gemäss Mitteilung auf rund 180 Millionen Franken. Davon entfallen 122 Millionen auf die Instandsetzung, die der Regierungsrat bewilligt hat. Gleichzeitig beantragt der dem Kantonsrat für die Umnutzung neue Ausgaben in der Höhe von rund 58 Millionen Franken.
Der Baustart ist für 2024 geplant, die Inbetriebnahme der Schulen im Frühjahr 2027. (mgt/pb)
Quelle: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, CC BY SA 4.0
Kaserne um 1936.
Das Kasernenareal im Laufe der Zeit
Das heutige Kasernenareal in Zürich ersetzte einst die alten Militärbauten, die in der Nähe des heutigen Hauptbahnhofs dem Bau der Bahnhofstrasse weichen mussten.
Zwischen 1864 und 1869 wurden die Stallungen zwischen Sihl und Schanzengraben – in ihnen ist heute das Theater und das Restaurant Gessnerallee untergebracht – sowie die Zeughäuser nach Plänen des damaligen Staatsbauinspektors Johann Caspar Wolff erbaut. In den Jahren 1873 bis 1876 folgte dann auch die Kaserne mit der sogenannten Exerzierwiese.
Letztere war bis zum Ersten Weltkrieg ein wichtiger städtischer Freiraum und diente als Sport-, Fest- und Versammlungsplatz. So fand 1903 zum Beispiel auch das Eidgenössische Turnfest in Zürich auf dem Kasernenplatz statt.
Aber auch Heissluftballons hoben von dort ab, wie zum Beispiel jene des Schweizer Luftfahrtpioniers Eduard Spelterini, der auch als Fotograf tätig war und bei seinen Flügen zahlreiche Luftaufnahmen von und um Zürich geschossen hat.
Davon erzählen auch heute noch historische Aufnahmen aus dem Baugeschichtlichen Archiv der Stadt Zürich. Ein kurzer Rückblick als schwarz-weisser Bilderbogen. (pb)
Quelle: Baugeschichtliches Archiv der Stadt Zürich, Gemeinfrei
Aufnahme von 1893: Ein Ballon von Spelterini auf dem Kasernenplatz. Eduard Spelterini war ein Schweizer Luftfahrtpionier, Ballonkapitän und Fotograf.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Moser Adolf, Gemeinfrei
Eine Aufnahme von 1903 zum eidgenössischen Turnfest auf dem Kasernenareal.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Unbekannt, CC BY SA 4.0
Eine Aufnahme von 1903 zum eidgenössischen Turnfest auf dem Kasernenareal.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Spelterini Eduard, gemeinfrei
Luftbild vom Kasernenareal um 1902.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv Zürich, Fotograf unbekannt, CC BY SA 4.0
Blick auf die Kaserne im Jahr 1875.