Meditieren: Einkehr in der Waldhütte
Über die Hälfte Lettlands ist von Wald bedeckt. Was liegt näher, als dort auf Tuchfühlung mit der Natur zu gehen? Dies ist die Idee eines Teeherstellers, der dort Meditationspavillons für Ruhesuchende bauen will und dazu einen Architekturwettbewerb veranstaltet hat. Einen verspielter Vorschlag lieferte ein ukrainisches Team: Die Hütten scheinen aus den Muminbüchern zu stammen.
Shinrin Yoku» oder Waldbaden heisst der Trend aus Japan: Im Wald mit allen Sinnen mit
der Natur auf Tuchfühlung gehen. Denn wer sich im Blätterdickicht aufhält, soll von positiven
Auswirkungen auf den Blutdruck profitieren. Zudem reduzieren sich dort offenbar die Stress-
hormone. Seit einiger Zeit ist «Shinrin Yoku» in Europa angekommen und avanciert auch hier zu einem Gesundheitstrend. Somit ist das Projekt des lettischen Kräutertee-Herstellers Ozolini ganz auf der Höhe der Zeit. Im Wald auf dem firmeneigenen Grund, rund 100 Kilometer nördlich
von Riga, plant das Unternehmen ein Dutzend Meditationspavillons: kleine Hütten, mit einer
Fläche von 15 Quadratmetern, in denen Ruhesuchende sich bis zu fünf Tagen erholen kön-
nen und in den schwülen Sommermonaten vor Insekten sicher sind.
Lehmbauten aus dem 3D-Drucker
Ideen für das Bauvorhaben suchte Ozolini auf «beebreeders.com» – einer internationalen, offenen Wettbewerbsplattform. Einer der märchenhaftesten ist sicher jener von Andrii Koval und Olha Laktionova: Das ukrainische Architektenduo hat kleine Hütten entworfen, die an überdimensionierte Bienenstöcke erinnern. Die Inspiration für die kuppelförmigen Häuschen fanden sie in den traditionellen Bauten der Region. Dies betrifft vor allem die Baustoffe: Für die Mauern wollen sie mit Stroh versetzten Lehm nutzen sowie Holz. Diese Materialien seien umweltfreundlich, kostengünstig und sorgten für hohen Komfort, so Koval und Laktionova. Gebaut werden sollen die Meditationspavillons mittels 3D-Druck. Diese Technologie sei einfach zu handhaben. Weil sich alles vor Ort produzieren lässt, braucht es kaum Transport. Zudem können die Bauten gemäss den Architekten von lediglich zwei Leuten errichtet werden, was ebenfalls umweltfreundlich sei.
Für ihr Projekt erhielten die beiden den Green Award von «beebreeders.com». Umgesetzt werden dürften die Pavillons, die den Mumin-Büchern von Tove Jansson entsprungen sein könnten, aber kaum. Den ersten Preis erhielt ein anderer Vorschlag: Das österreichische Team von David Florez und Stefani Zlativa hat dreistöckige Bauten entworfen, in denen es sich richtig wohnen lässt. Auch sie setzen beim Bau auf nachhaltiges Baumaterial aus der Region, nämlich auf Holz. (mai)