Machen Fassadenteile aus dem 3D-Drucker Technik überflüssig?
Eine luftig-lichte Fassadenhülle aus dem 3D-Drucker könnte Dank ihres ausgefeilten Designs technische Installationen wie Lüftungen überflüssig machen. Zurzeit läuft ein Versuch mit dem geprüft werden soll, ob die Entwicklung des Forscherteams der TU München Wind und Wetter standhält.
Obwohl das leuchtend weisse Fassadenelement aus Kunststoff beinahe filigran wirkt kann es ein Gebäude vor Wind und Wetter schützen. „Tatsächlich ist es nicht nur sehr stabil, sondern auch lichtdurchlässig und multifunktional“ sagt Moritz Mungenast. Er ist wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Entwerfen und Gebäudehülle an der Technischen Universität München und hat das Bauteil zusammen mit seinem Team entwickelt. Hergestellt wurde das lichte und leichte Stück mittels 3D-Drucker.
In seinem Innern liefern Zellen einerseits die nötige Stabilität und andererseits eine gute Dämmung. Daneben bieten Wölbungen am richtigen Ort Schatten. Damit die Belüftung optimal funktioniert, verfügt das Bauteil über dünne Röhren, welche die Luft von einer Seite zur anderen zirkulieren lassen. Überdies sorgt eine mikrostrukturierte Oberfläche für eine gute Akustik. Laut den Wissenschaftlern sind alle diese Funktionen skalierbar und können so an unterschiedlichste Anforderungen angepasst werden. „Der 3D-Druck gibt uns nie dagewesene Gestaltungsmöglichkeiten“, sagt Mungenast. „Wir können diese Freiheit nutzen, um Funktionen wie Lüftung, Verschattung und Klimatisierung zu integrieren.“ Das mache teure Sensoren, Steuerungsprogramme und Motoren, die man bisher benötigt habe, überflüssig.
Lowtech mit Hightech erstellt
Anhand einer Designstudie zeigen Mungenast, wie ein Bau mit einer solchen einer solchen Lowtech-Fassade aussehen könnte: Der Kunststoff umgibt das Gebäude wie einen luftigen Schleier. Die Wirkung der wolkenartig anmutenden Fassade wird durch die gewellte Oberfläche verstärkt. „Design und Funktion hängen eng zusammen“, erklärt Mungenast. Man könne die Wellen beispielsweise so anordnen, dass sie die Fassade im Sommer vor Hitze schützen und im Winter möglichst viel Licht ins Gebäude gelange.
Ob eine derartige Kunststoffhülle aber tatsächlich hält, was sie verspricht, muss sich erst noch weisen. Eine Langzeitmessung mit einem Fassadenelement soll es klären. Dazu wird ein 1,6 mal 2,8 Meter grosses Teil auf dem Dach der TU installiert, während eines Jahres werden dann Messungen durchgeführt. Bewährt es sich, sieht Mungenast vor allem bei Messen, Bibliotheken, Einkaufszentren oder Versammlungsräumen Einsatzmöglichkeiten. Hier seien spezielle Lösungen gefragt und es spiele keine Rolle, dass die Fassaden nicht gänzlich transparent wie Glasscheiben seien. „Das durchscheinende Licht erzeugt eine ganz eigene, durchaus reizvolle Atmosphäre.“ (mai/mgt)