Maag-Hallen: Das Ende eines Stücks Zürcher Industrie-Geschichte?
Ist das Ende der Maag-Hallen im Zürcher Industriequartier trotz grossem Widerstand besiegelt? Die Besitzerin, die Swiss Prime Site, will das Ensemble bis auf ein Gebäude mit einem Neubau ersetzen. Dennoch, seit kurzem führt der Schweizer Heimatschutz die Hallen auf seiner Roten Liste bedrohter Bauten.
Quelle: Baugeschichtliches Archiv, Creative commons BY SA 4.0
Wo einst Zahnräder hergestellt worden sind, finden heute Veranstaltungen statt. (Bild: Aufnahme um1950)
Wo heute der Prime Tower in den Himmel ragt und am Wochenende das Partyvolk unterwegs ist, strömten einst Arbeiter in Fabriken und Werkhallen. Davon zeugt unter anderem die Schiffbauhalle, hier sind heute Spielstätten des Schauspielhauses, ein Club, ein Restaurant und eine Bar untergebracht.
Eine andere Zeitzeugin sind die Maag-Hallen beim Escher-Wyss-Platz: Ein Gebäudekomplex, in dem bis 1910 die Firma Safir Automobile hergestellt hatte. Danach war die Max Maag Zahnräderfabrik eingezogen. Die letzten verbliebenen Betriebe des Unternehmens verliessen das Areal 2004. Seither wird es von unterschiedlichsten Veranstaltern genutzt. Unter anderem diente es dem Zürcher Tonhalle-Orchester während der Sanierung von Tonhalle und Kongresshaus als temporäre Spielstätte, dazu wurde eigens ein Konzertsaal eingebaut. Heute finden in dem Saal Ausstellungen statt. Des Weiteren umfassen die Hallen noch einen Theatersaal und mit der „Härterei“ einen zusätzlichen Raum, der für Anlässe gemietet werden kann.
Lacaton Vassal statt Sauerbruch Hutton
Nun dräut den Maag-Hallen das Ende. Ihre Besitzerin, die Swiss Prime Site, plant, sie bis auf das denkmalgeschützte Gebäude K rückzubauen und mit einem Hochhaus mit Kleinwohnungen aus der Feder von Sauerbruch Hutton zu ersetzen. Das Projekt ist das Resultat eines Studienauftrags, den die Swiss Prime Site für das Areal ausgeschrieben hatte. Der von der Jury zur Weiterbearbeitung empfohlene Vorschlag der französischen Pritzker-Preisträger Lacaton Vassal soll nicht umgesetzt werden; Sie wollten die Bauten erhalten und in den Neubau integrieren.
Gegen das Projekt des Berliner Büros regt sich schon länger Widerstand. Fachleute, Quartierorganisationen aber auch die Stadt ziehen den Vorschlag von Lacaton Vassal vor. Auf www.retten-wir-die-maaghallen.ch werden Unterschriften für die Idee von Lacaton Vassal gesammelt, bislang sind 7649 zusammengekommen.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Friedli, Werner / LBS_H1-025621 / CC BY-SA 4.0
Luftaufnahme des Maag-Areals von 1964.
Mittlerweile wehrt sich auch der Heimatschutz gegen das Projekt und führt die Maag-Hallen seit kurzem auf seiner Roten Liste bedrohter, schützenswerter Bauten.
„Baukulturell wichtiges Industrieensemble“
Wie dem Eintrag zu den Maag-Hallen zu entnehmen ist, kritisieren Stadtzürcher und der Zürcher Heimatschutz, dass der Bestand nicht „qualitätsvoll weitergebaut“ wird, sondern Neubauprojekt umgesetzt werden soll, das lediglich das im Inventar gelistete Gebäude K beibehalte.
„Doch reicht der verbliebene Anteil an Bestandesbauten dann noch aus, um die Identität dieses für die Stadt Zürich wichtigen Ortes zu wahren?“, fragen Stadtzürcher und Zürcher Heimatschutz. Man setze sich deshalb für das „hochwertige Weiterbauprojekt von Lacaton Vassal“ ein und damit „für den Erhalt eines baukulturell wichtigen Industrieensembles“. (mai)