Konvikt in Chur erstrahlt nach Sanierung in neuem Glanz
Das Konvikt gehört zu den markantesten Gebäuden von Chur. Das bedeutende Bauwerk der Nachkriegsmoderne wurde in den letzten zwei Jahren generalüberholt. Die Bauarbeiten konnten Mitte Oktober abgeschlossen werden.
Quelle: ©Ingo Rasp
Das historische Konvikt in Chur erstrahlt nach rund zweijähriger Bauzeit in neuem Glanz.
Wer nach Arosa fährt, passiert den markanten Sichtbetonbau unweigerlich:
Er liegt am Hang, zwischen der alten Schanfiggerstrasse und der Arosastrasse,
unmittelbar über dem Campus der Bündner Kantonsschule. Das Konvikt Chur wurde in
den Jahren 1966 bis 1968 nach Plänen des Architekturbüros Otto Glaus &
Partner erbaut und gehört zu den herausragendsten Bauten der Bündner
Nachkriegsmoderne.
Heute dient der Betonbau als pädagogische Institution für
Mittelschüler aus den entlegenen Talschaften von Graubünden und wird vom Amt
für Höhere Bildung betrieben. Das Konvikt bietet rund 100 Bewohnern ein zweites
Zuhause mit professioneller Betreuung. Nachdem das Gebäude nach rund 50
Betriebsjahren sowohl innen als auch aussen in einem stark
sanierungsbedürftigen Zustand war, wurde eine umfassende Instandsetzung nötig.
Respektvoller Umgang mit Bausubstanz
Im Juni 2017 betonte der Bündner Regierungsrat Mario
Cavigelli vor dem Grossen Rat die Dringlichkeit einer Sanierung. Das Konvikt
sei in einem sehr schlechten Zustand, die Fenster seien nicht mehr dicht und die
Möbel stammten teilweise noch aus den 60er Jahren. Die Parlamentsmehrheit liess
sich vom Baudirektor überzeugen: Sie bewilligte 31,4 Millionen Franken, um das
Konvikt für weitere 40 bis 50 Jahre Betriebsfit zu machen.
Bereits vor zwei Jahren hob das Hochbauamt des Kantons
Graubünden den bedeutenden baukulturellen Wert des Wohnheims hervor
und stufte den architektonischen Zeitzeugen der 60er Jahre als erhaltenswert
ein. Bei den nachfolgenden Sanierungsarbeiten war demnach Fingerspitzengefühl
gefragt.
In einem Generalplanerwettbewerb konnte sich 2016 ein Team der Implenia Schweiz AG durchsetzen. Das eingereichte Projekt «Weniger ist mehr» überzeugte laut Hochbauamt durch einen respektvollen und sensiblen Umgang mit der bestehenden Bausubstanz. Die bestehenden Materialien wie Klinker, grober Verputz, Naturholz sowie der Innenausbau sollten übernommen werden.
Quelle: ©Ingo Rasp
Im Rahmen des Projekts wurden die Gebäudehülle und der Innausbau erneuert, die gesamte Haustechnik ersetzt und die Infrastruktur an die gesetzlichen Anforderungen angepasst.
Kritik von BSA, SIA und Heimatschutz
Doch nicht jeder teilte die Ansichten der Behörden. Kurz vor Baustart, im Juni 2018, verlangten der BSA, der SIA, der Bündner Heimatschutz und weitere Fachleute vom Kanton einen «unverzüglichen Marschhalt» und die Überdenkung des Projekts. Sie befürchteten die Zerstörung des Baudenkmals.
Sie kritisierten, dass der denkmalpflegerische Ansatz im Projekt zu wenig konsequent angewandt werde. Unter anderem bemängelten sie den Totalersatz der Fenster und den damit zusammenhängenden Ausbau der Haustechnik. Auch die Kompletterneuerung der Zimmer war ein Kritikpunkt: Die von Otto Glaus gestalteten Wohnzellen würden mit der Sanierung zu «Allerweltsräumen ohne jeden Bezug zum übrigen Gebäude».
Trotz den Kritikpunkten räumten die Organisationen dem Projekt aber auch einige positive Aspekte ein. Lob fand unter anderem der Plan, dass die Sichtbetonfassade nur punktuell instandgesetzt und nicht gesamthaft erneuert werden sollte. Dasselbe galt für die Sanierung von Korridoren und Treppenhäusern, wo auf stilprägende Elemente Rücksicht genommen werden sollte.
Quelle: ©Ingo Rasp
Nach knapp dreijähriger Planungs- und Bauzeit konnte das erneuerte Konvikt Mitte Oktober 2020 wieder bezogen werden.
Instandsetzung ist abgeschlossen
Im August 2018 starteten die Arbeiten zur Sanierung des Konvikts Chur schliesslich. Nach nur zwei Jahren konnte die Instandsetzung diesen Herbst fertiggestellt werden. Dank den Arbeiten sei die Nutzung des Gebäudes nun für weitere Jahrzehnte gewährleitet, wie das Departement für Infrastruktur, Energie und Mobilität in einer Mitteilung von Mittwoch schreibt.
Durch die umsichtige Planung und Dank der Begleitung durch die Denkmalpflege konnte das Gebäude modernisiert und den heutigen Ansprüchen angepasst werden. Im Rahmen des Projekts wurden die Gebäudehülle erneuert, die gesamte Haustechnik ersetzt, der Innenausbau modernisiert und die Infrastruktur an die gesetzlichen Anforderungen angepasst.
Für die Bewohner hat man auf dem Areal westlich des Schulhauses Cleric ein Unterkunftsprovisorium erstellt. Während der gesamten Sanierung wurde der Betrieb dorthin ausgelagert. Mitte Oktober konnte das erneuerte Konvikt nun bezogen werden. Zurzeit laufen noch Umgebungsarbeiten. Eine offizielle Einweihungsfeier ist im Frühjahr 2021 geplant. (pb)