Klybeck-Areal Basel: Juso wollen «Stadt statt Rendite»
Den Juso Basel-Stadt gefallen die eingereichten Ansätze bei der Testplanung zum Klybeck-Areal nicht. Sie seien unter anderem zu renditeabhängig. Mit ihrem Gegenvorschlag «Laboratoire Klybeck» soll das neue Areal mehr Identität, Vernetzung, Gemeinschaft und Experimente erhalten.
Mitte Juni wurden die Ergebnisse der Testplanung zum Klybeck-Areal in Basel veröffentlicht. Darin präsentierten vier beauftragte Planungsteams aus Basel, Berlin, Frankfurt und Rotterdam unterschiedliche Ansätze und Szenarien für die Entwicklung des Industrieareals.
So zeigt das Ergebnis des Teams AS+P unter anderem eine Grünfläche, wirtschaftlichen Nutzen und Wohnmöglichkeiten. Beim Beitrag der Diener & Diener sieht es ähnlich aus: Wohnen, Arbeiten und eine grüne Achse sollen im Quartier entstehen. Das Team um Prof. Hans Kollhoff zeigt ebenfalls wirtschaftlichen Nutzen, Wohnräume und einen grosszügigen Erholungsraum. Das Team OMA stellt öffentliche, soziale und kulturelle Nutzungen und Wohnräume in den Vordergrund.
Alle Beiträge weisen eine Gemeinsamkeit auf: In den Modellen zeigen sich mehrheitlich Hochäuser und/oder Blockrandbauten. Im ersten Vorschlag sollen die Hochhäuser «einen Platz fassen und dessen Zentralität betonen», ein anderer will mit möglichen Aufstockungen und Hochhäusern «das Areal charakterisieren». Ein weiteres Resultat sieht ein Hochhausensemble vor, das sich «in der Stadtsilhouette selbstbewusst präsentiert». Auch das vierte Ergebnis will eine «hohe Varietät im architektonischen Ausdruck» in das Quartier einbringen.
«Laboratoire Klybeck» als Gegenvorschlag
Diese Gemeinsamkeit der Ergebnisse ist unter anderem der Grund, warum den Juso die Szenarien nicht gefallen, wie sie in einer Mitteilung schreiben. Bei der genauen Betrachtung der Ergebnisse kamen die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung der Juso Basel-Stadt unter der Leitung von Lukas Gruntz (Architekt BA FH) zum gleichen Schluss: Die vier Szenarien kommen sehr «investorentauglich» daher. Für diese frühe Planungsphase sei das enttäuschend. «Will man Urbanität, muss man akzeptieren, dass sie unberechenbar ist. Das gilt auch für die Rendite», führt Gruntz aus. Die Testplanung stelle damit keinen Entwurf über die Zukunft hinaus dar. Ein weiterer zentraler Kritikpunkt sei zudem, dass die Bodenfrage nicht offener diskutiert werde. Den Juso schwebt etwa vor, dass der Kanton einen grossen Teil erwirbt und entweder selbst baut oder das Land im Baurecht an Genossenschaften oder Stiftungen abgibt.
Aus dieser Feststellung heraus stellte die Arbeitsgruppe Stadtentwicklung der Juso Basel-Stadt einen Gegenvorschlag zusammen, der mehr Identität, Vernetzung, Gemeinschaft und Experimente beinhaltet. Kern des Vorschlages sei «das Verweben des Areals mit angrenzenden Quartieren, den Grünräumen und den maximal möglichen Erhalt der bestehenden Bauten». Aus ersterem Grund schlägt Lukas Gruntz eine «Coulée Verte» vor. Dabei werde das Areal von einem kontinuierlichen, erhöhten, grünen Band durchzogen. Einerseits soll es der Erholung dienen, andererseits die räumliche Verknüpfung mit dem Kontext ermöglichen. Finanziert würde das Band aus den Einnahmen der Mehrwertabgabe.
Weiter fordern die Juso, dass auf dem Areal Wohnraum für doppelt so viele Menschen wie Arbeitsplätze geschaffen werde. Nur so könne eine Zunahme der Pendlerströme und Prekarisierung des Wohnraumangebotes verhindert werden. Der Städtebau solle Aneignung und Experimente ermöglichen. Die Juso sieht damit das Klybeck-Areal als «offenen, nicht differenzierten Potenzialraum». (pb)
Machen Sie sich ein eigenes Bild vom Gegenvorschlag «Laboratoire Klybeck» der Juso (obere Bilderstrecke) und den vier Ergebnissen aus der Testplanung (untere Bilderstrecke).
Lesen Sie hier den gesamten Gegenvorschlag «Laboratoire Klybeck» der Juso.
Quelle: Team AS+P, Frankfurt
Stadtmodell, Team AS+P, Frankfurt am Main
Quelle: Team Diener & Diener Architekten, Basel
Stadtmodell, Team Diener & Diener, Basel
Quelle: Team OMA, Rotterdam
Stadtmodell, Team OMA, Rotterdam
Quelle: Prof. Hans Kollhoff, Berlin
Stadtmodell, Team Prof. Hans Kollhoff, Berlin