Kein unterirdischer Tunnel bei Stonehenge
Ein Tunnel hätte bei Stonehenge den Verkehr unter die Erde leiten sollen. So weit kommt es nicht. Die britische Regierung hat das Projekt gestoppt, aus finanziellen Gründen. Denkmalschützer freuen sich.
Quelle: Rawpixel, Public Domain
Stonehenge: Im Grund bei der mystischen Stätte wird nun nicht gebaut.
Eine unterirdische Querung, die über eine Strecke von rund 3,2 Kilometern den Verkehr im Grund von Stonehenge hindurchführt, hätte dafür sorgen sollen, dass sich die prähistorische Stätte und ihre Umgebung wieder so präsentieren wie einst: ein Steinkreis inmitten einer grünen, unberührten Landschaft. Weil sich sich der Verkehr laut National Highways auf der A303 überdies zwischen dem westlich des Touristenmagnets gelegenen Berwick Down und dem rund 13 Kilometer entfernten, östlich gelegenen Amesbury zu Spitzenzeiten derart staut, dass sich eine Fahrt bis zu eineinhalb Stunden hinziehen kann, hätte die Strecke hätte dort zusätzlich auf zwei Spuren ausgebaut werden sollen. Doch so weit kommt es nicht. Die britische Regierung hat das Projekt gestoppt. Grund sind die Kosten: Für das Bauvorhaben hatte man insgesamt rund zwei Milliarden Pfund veranschlagt.
Bei den Gegnern des Projekts freut man sich. „Das ist eine wunderbare Nachricht“, jubelt Historiker und Präsident der NGO „Stonehenge Alliance“ Tom Holland in einem Artikel auf dem Newsportal theconstructionindex.co.uk. „Dieses ganze monströse Projekt, das eine Schneise aus Beton und Asphalt durch unsere heiligste prähistorische Landschaft gerissen hätte, hätte nie den Zeichentisch verlassen dürfen.“
Sorgen beim Denkmalschutz
Video zum Projekt von National Highways.
Über das Projekt ist seit Jahren heftig diskutiert worden. Denkmalschützer sorgten sich um den archäologisch wohl reichen Grund, Naturfreunde um die Biodiversität und Esoteriker um die Zerstörung eines heiligen Ortes.
Der Tunnel war zunächst in offener Bauweise angedacht gewesen, das heisst, die Bauarbeiten hätten von oben ausgeführt werden sollen. Diese Pläne wurden wieder verworfen, weil man befürchtete, dass bei den Arbeiten archäologische Überreste zerstört werden. Schliesslich wurde ein neues Projekt vorgelegt. Doch auch dieses sorgte für Proteste von Denkmalschutzorganisationen wie English Heritage und der Unesco. Und auch das jüngste, abermals überarbeitete Projekt konnte die Sorgen um Stonehenge nicht beruhigen. Zuletzt drohte die Unesco gar, Stonehenge den Welterbestatus zu entziehen. Vor wenigen Tage hat die internationale Organisation allerdings entschieden, dass die jungsteinzeitliche Anlage nun doch nicht von den geplanten Bauarbeiten gefährdet wird.
Allerdings dürfte der Grund um die Welterbestätte empfindlich sein, da er wohl noch zahlreiche Funde und Geheimnisse birgt. So hatte man unter anderem vor rund zwei Jahren über 400 grosse und kleine Gruben im Umfeld der Anlage entdeckt, die älteste war vor rund 10‘000 Jahren gegraben worden. Fachleute vermuten, dass sie als Jagdfallen gedient haben könnten. (mai)