Geplanter Turm in Kaiseraugst AG polarisiert
Ein Turm des Anstosses für eine Architekturikone? Das „Domus“-Hochhaus, das inmitten der Liebrüti-Überbauung in Kaiseraugst AG errichtet werden soll, sorgt für Diskussionen.
Quelle: Roland Zumbühl, CC BY 3.0, wikimedia.org
Gestaltung aus einem Guss: die Überbauung Liebrüti in Kaiseraugst AG.
Mitte der 60er-Jahre erhielt Kaiseraugst AG einen Entwicklungsschub, der in den folgenden Jahren andauern sollte. Ursache waren verschiedene Industriebetriebe, die sich hier ansiedelten. Eines jener Unternehmen war Hoffmann-La Roche: Der Chemiekonzern liess ich dort mit einer grossen Produktionsanlage nieder und errichtete wenig später für seine Angestellten die Überbauung Liebrüti. Die rund 2000 Menschen, die heute in den markanten Sichtbetonbauten wohnen, haben fast alles vor der Haustüre. Sei es ein Einkaufszentrum, eine Post, die Schule und den Kindergarten sowie ein Hallenbad.
Architekt Lukas Gruntz attestiert der Siedlung auf dem Basler Architekturblog architekturbasel.ch eine hohe Qualität: Es sei eine besonders vorbildliche Planung. Zudem schreibt er, dass man von einer besonders gelungenen Anlage der damaligen Epoche sprechen könne. Allerdings sind die Tage des Ensembles gezählt, was seine einheitliche Gestaltung betrifft: In der Mitte ist mit dem «Domus»-Hochhaus ein weiteres Gebäude geplant. Mit seinen abgerundeten Ecken will es nicht so recht zu den übrigen Bauten passen. «Man könnte von einer architektonischen Gesprächsverweigerung sprechen», schreibt Gruntz. Der Bau entpuppe sich bei genauerer Betrachtung als «architektonisch unausgegorene Lösung». Hier zeige sich exemplarisch das Versagen der Denkmalpflege bei Bauten der Nachkriegszeit. Zudem bemängelt er, dass für das Hochhaus kein Architekturwettbewerb ausgeschrieben worden ist. Er vermutet, dass bei dem Bauvorhaben «mit einer grossen Portion Pragmatismus» eine gestalterisch hochwertige Lösung vermieden worden ist.
Die Kritik dürfte zu spät kommen. Anfang Oktober ist das Baugesuch eingereicht worden. Wie ein Sprecher der Eigentümer gegenüber der „Aargauer Zeitung“ erklärte, ist ein Baubeginn nächsten Sommer oder Herbst denkbar – sofern es keine Verzögerungen durch Einsprachen gebe. (mai)
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