Nouvel lässt in Katar Wüstenrose erblühen
Das Golfemirat Katar macht heute ein spektakuläres Bauwerk der Öffentlichkeit zugänglich. Mit den bizarren, blattförmigen Kristallstrukturen setzt das neue Nationalmuseum in der Wüstenmetropole Doha einen einzigartigen architektonischen Akzent. Für den Bau liess sich Stararchitekt Jean Nouvel von Wüstenrosen inspirieren.
Quelle: Iwan Baan
Die Form erinnert an dekonstruktivistische Bauten von Frank Gehry. Doch beim neusten Wurf liess sich Architekt Jean Nouvel von der Natur inspirieren (Luftaufnahmen des neuen Nationalmuseums in Doha).
Zum Museum mit einer Fläche von 40'000 Quadratmetern gehört auch der restaurierte historische Palast des Staatsgründers von Katar. Das Gebäude diente früher als Wohnsitz der königlichen Familie, dann als Regierungssitz und später als Nationalmuseum. Der französische Bildhauer Jean-Michel Othoniel hat für den Park des Museums eine Installation mit 114 Brunnen entworfen.
Lösung mit Glasfaserbeton
Wegen den extremen Belastungen durch Wind und Temperaturschwankungen und zur Gewichtsreduktion mussten für die Fassadengestaltung aus mineralischen Rohstoffen umfangreiche Versuche durchgeführt werden. Die Lösung der Oberflächengestaltung bestand schliesslich aus Glasfaserbeton (Bfup - Béton fibré ultra-performant) ohne passive Ausrüstung.
Prestigeobjekt für 400 Millionen
Die ausgreifende geometrische Figur der Kristallblätter mit einer Gesamtfläche von 120'000 Quadratmetern besteht aus einer Vielzahlwillkürlich angebrachter Linsen. Diese bestehenaus40 Millimeter dicken und bis zu drei Meter langen vorgefertigten Tafeln auf sekundären Metallrahmen, die mit Trägern auf dem metallischen Hauptrahmen befestigt sind. Die Isolation ist durch Schaumglasplatten sichergestellt. Die Abdichtung erfolgt durch Bahnen aus Polymerbitumen, die auf den Schaumglasplatten und bei den Trägern angebracht sind. Als Schutz vor dem Wüstensand sind die Plattenfugen mit Kautschuk abgedichtet.
Die Baukosten sollen Berichten zufolge mehr als 400 Millionen Euro betragen. Offizielle Angaben dazu gibt es vom Emirat, das 2022 Gastgeber der Fussball-WM ist, allerdings nicht. Die Eröffnung verzögerte sich um mehr als zwei Jahre.
Quelle: Iwan Baan
Auch tragende und stüzende Flächen folgen dem formalen Prinzip.
Wie Wüstenrosen wachsen
Die charakteristischen Strukturen von Sandrosen bilden sich in heißen und trockenen Wüstengebieten, wenn Grundwasser durch Kapillarkräfte an der Oberfläche gelangt und die dabei mitgeführten Mineralien nach der Verdunstung kristallisieren. Meist bestehen dabei die Kristalle der Arena rosis, lateinisch für Wüstenrose, aus Sandkörnern, die in Gips oder Baryt eingebettet sind.