Millioneninvestitionen für Instandsetzung der Stadtautobahn St. Gallen
Der zehn Kilometer lange Abschnitt der Autobahn zwischen
St. Gallen West und Ost wird nach rund 30 Jahren Betriebszeit
saniert. Neben den vier Anschlüssen Winkeln, Kreuzbleiche, St. Fiden und
Neudorf müssen auch zahlreiche Kunstbauten instand gesetzt sowie der Strassenbelag ersetzt werden. Alles unter
laufendem Verkehr.
Quelle: zvg
Das Bundesamt für Strassen (Astra) beginnt im Sommer mit den Hauptarbeiten zur Instandsetzung der Stadtautobahn St. Gallen begonnen.
In St. Gallen stehen den Verkehrsteilnehmern harte Jahre bevor. Mit dem bevorstehenden Start der Instandsetzung der Stadtautobahn, die voraussichtlich bis 2027 andauern wird, werden temporäre Verkehrseinschränkungen und damit verbundene Verzögerungen im Verkehrsfluss wahrscheinlich zum Alltag gehören.
Um diese so gering wie möglich zu halten,
arbeitet das Bundesamt für Strassen (Astra) mit der kantonalen
Nationalstrassen-Gebietseinheit VI sowie der Kantonspolizei zusammen. Die
optimale Koordination soll die Auswirkungen der Baumassnahmen auf den Verkehr
auf der Autobahn und in der Stadt minimieren.
Vor allem in der Hauptbauphase, in den Jahren 2022 und 2023,
will man mit Unterstützung der Bevölkerung einen entscheidenden Beitrag zur
notwendigen Verkehrsreduktion erreichen. Damit ein Verkehrskollaps vermieden
und der Verkehr während der Bauzeit noch rollen kann, muss er reduziert werden.
Quelle: zvg
Die Sanierung der Stadtautobahn wird voraussichtlich bis 2027 andauern und damit die St. Galler Bevölkerung einige Jahre begleiten.
Bereits seit Sommer 2018 werden auf der Stadtautobahn
Vorarbeiten für die Instandsetzung realisiert. So mussten ein Rutschhang
gesichert, Überleitungssysteme und Notzufahrten angelegt werden. In diesem
Frühjahr wurden die Einrichtung der Installationsplätze und die Erweiterung der
Betriebszentralen beendet. Neben den Vorarbeiten für das Instandsetzungsprojekt mussten aufgrund des hohen Sanierungsbedarfs seit 2018 vereinzelte
Sofortmassnahmen am Fahrbahnbelag, an Kunstbauten und in Tunneln durchgeführt
werden.
«Der zehn Kilometer lange Strassenabschnitt umfasst
zahlreiche Brücken, Unter- und Überführungen, Stützmauern und Lärmschutzwände,
zudem vier grosse Tunnel und lange Ausfahrten. Auf dem kompletten Abschnitt
müssen Anpassungen bezüglich Sicherheit, Lärm- und Umweltschutz durchgeführt
werden», erklärt Markus Weber, Projektleiter beim Bundesamt für Strassen
(Astra) und Verantwortlicher für die Instandsetzung der Stadtautobahn
St. Gallen.
Detaillierte Planung erforderlich
Rund 30 Prozent der genau 10,4 Kilometer langen Strecke
verlaufen in Tunneln. Auf der Strecke befinden sich zahlreiche technische
Anlagen. Leitungen, Schächte und der komplette Deckbelag sind zu erneuern,
zudem müssen Lärmschutzanlagen ersetzt oder neu eingebaut werden. «Die
Kunstbauten befinden sich in unterschiedlichem Zustand. Entsprechend wurden die
Massnahmen zur Instandsetzung angepasst. Die intensivste Arbeitsphase ist in
den Jahren 2022/23 zu erwarten», so Weber weiter.
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Die Vorarbeiten beinhalteten unter anderem die Erstellung von Überleitungssystemen und Notausfahrten sowie die Sicherung des Rutschhangs Dietli beim Anschluss Kreuzbleiche.
Jahrelang wurde vorgeplant, dabei rund 2400 Quadratmeter
Pläne erstellt. Während der Baumassnahmen werden voraussichtlich rund 300
Kilometer Kabel neu verlegt, Entwässerungsleitungen auf einer Gesamtlänge von
107 Kilometern erneuert, 48 Signalportale auf den neusten Stand der Technik
gebracht sowie 33 500 Quadratmeter Lärmschutzwände errichtet. Zu Spitzenzeiten
werden bis zu 150 Mitarbeiter mit mehr als 50 Baumaschinen im Einsatz sein.
Gleichzeitig werden schätzungsweise rund 170 Millionen Fahrzeuge während der
Bauzeit den Abschnitt Rosenberg passieren.
Dies erfordert zusätzliche Sicherheitsmassnahmen für das Baustellenpersonal sowie den laufenden Verkehr. Die Koordination obliegt dem Astra in Zusammenarbeit mit der Nationalstrassen-Gebietseinheit VI und der Kantonspolizei. «Da die Bauarbeiten auch sehr witterungsabhängig sind, ist es ein ständiges Planen, Anpassen und Umsetzen. Dies verlangt grosse Flexibilität von allen Projektbeteiligten», sagt Philipp Rüttimann, Leiter Nationalstrassen-Gebiet VI.
Das Ziel sei es, die bestmögliche Sicherheit für
alle Beteiligten zu garantieren, dabei aber so wenig wie möglich in den
Verkehrsfluss einzugreifen. Deshalb soll die Zahl an Teil- oder Vollsperrungen
der Autobahn während der Bauphase möglichst auf ein Minimum beschränkt werden.
Denn die Stadtautobahn sei bereits heute zu Spitzenzeiten
stark ausgelastet.
Gliederung in zwei Etappen
Nun beginnen die Hauptarbeiten des Grossprojekts. In der
Etappe I werden von 2021 bis voraussichtlich Ende 2023 die Fahrbahn, ein
Grossteil der Brücken und Stützmauern sowie der Tunnel Stephanshorn instand
gesetzt. Gestartet wird mit dem Abschnitt Winkeln bis zum Sitterviadukt. Bis
Ende des Jahres wird der komplette Belag instand gesetzt. Im Juli wurde dafür
die Verkehrsführung bei der Baustelle zwischen Winkeln und dem Sitterviadukt
umgestellt. Die Belagsarbeiten erfordern jedoch temporäre nächtliche Sperrungen
zwischen den Anschlüssen Winkeln und Kreuzbleiche.
Tagsüber bleiben grundsätzlich alle Fahrspuren erhalten.
Durch die Einengung der Spurbreiten ist eine Temporeduktion auf maximal 80
Kilometer pro Stundevorgesehen. Gleichzeitig werden die Tunnelzentralen der
Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen (BSA) erweitert. Bereits seit
Jahresbeginn wird der Sicherheitsstollen (QV8) beim Tunnel Schoren gebaut.
Diese Arbeiten erfolgen mehrheitlich am Tag. Ab 2022 soll im Abschnitt Sitterviadukt
bis Neudorf sowohl tagsüber wie auch in den Nachtstunden gearbeitet werden.
Parallel zur Etappe I finden die Bauarbeiten der Überdeckung Rosenberg Ost
statt.
In der Etappe II, die voraussichtlich 2024 startet, werden
die Tunnel Rosenberg, Schoren und St. Fiden bis voraussichtlich 2026 instand
gesetzt. Diese Arbeiten erfordern Sperrungen von Tunnelröhren und werden daher
mehrheitlich nachts ausgeführt. Zudem schliesst diese Etappe auch die
Erneuerung der Betriebs- und Sicherheitsausrüstung mit ein. Die
Abschlussarbeiten werden voraussichtlich im Jahr 2027 realisiert. Diese
beinhalten unter anderem die Tests sowie diverse Arbeiten und die
Inbetriebnahme der neuen Betriebs- und Sicherheitsausrüstungen.
Die für das Instandsetzungsprojekt veranschlagten
Gesamtkosten betragen über 500 Millionen Franken. Sie werden vollumfänglich vom
Astra getragen.
Quelle: zvg
Die Baulose der Instandsetzung der Stadtautobahn St. Gallen, die bis 2027 ausgeführt werden soll.
Projekt Olma-Messen
Östlich des Rosenbergtunnels wird über der Stadtautobahn die
Überdeckung Rosenberg Ost (ÜRO) realisiert. Die Olma-Messen St. Gallen
erweitern hier ihr Messegelände in Richtung Osten. Dazu wird die Stadtautobahn
im Bereich St. Fiden überdeckt, wodurch der bestehende Tunnel Rosenberg um rund
180 Meter verlängert werden muss.
Bei der ÜRO handelt es sich um ein separates Projekt unter
der Verantwortung der Olma-Messen. Mitte vergangenen Jahres wurde die in den
1980er-Jahren in Betrieb genommene Messehalle 1 abgerissen. Sie soll durch
einen Neubau mit einer Kapazität von bis zu 12 000 Personen ersetzt. Dieser
wird 2023 in Betrieb genommen. Die neue Halle kommt zum Grossteil auf der
Überdeckung des Ostportals der Stadtautobahn zu stehen.
Da beide Bauvorhaben, die Instandsetzung der Stadtautobahn
und die Überdeckung Rosenberg, zeitgleich zur Ausführung kommen, müssen sie
stufengerecht koordiniert werden. So können beispielsweise nötige
Nachtsperrungen für den Bau der Überdeckung auch für das Instandsetzungsprojekt
genutzt werden. Die ÜRO schafft zudem neue Rahmenbedingungen für den Betrieb
der Stadtautobahn, die das Astra in seinen Betriebs-, Unterhalts- und
Sicherheitskonzepten berücksichtigen muss.
Quelle: zvg
Die Temporeduktion auf 80 Kilometer pro Stunde in Baustellenbereichen dient der Sicherheit der Arbeiter vor Ort und der Verkehrsteilnehmer selbst. Staus werden unvermeidlich sein.
Sicherheitskonzept mit Fredi Vogl
Die Stadtautobahn gehört zu den am stärksten befahrenen
Verkehrsrouten von St. Gallen. Die Kapazitätsgrenze der Stadtautobahn ist schon
jetzt in den Spitzenzeiten des Berufsverkehrs erreicht respektive wird leicht
überschritten. Dazu kommt, dass während der Instandsetzung der Autobahn
Verkehrseinschränkungen unvermeidbar sein werden, unter anderem durch
Tempolimits, Ampelregelung oder die Verengung der Fahrbahn.
Um noch grössere Staus während der Bauarbeiten zu vermeiden,
hat das Astra eine Kampagne gestartet. Die Verkehrsteilnehmerinnen und
Verkehrsteilnehmer werden dazu aufgerufen, die Autobahn vor allen in den Jahren
2022 und 2023 während der Morgen- und Abendspitzen wenn möglich zu meiden und
auf Randzeiten auszuweichen. «Die Stadtautobahn nimmt einen grossen Teil des
innerstädtischen Verkehrs auf. Der Anteil des Durchgangsverkehrs beträgt
hingegen nur 20 Prozent», sagt Philipp Sennhauser, Leiter der Verkehrspolizei
der Kantonspolizei St. Gallen.
Um rund zehn Prozent soll so der Verkehr zu Spitzenzeiten
reduziert werden. Bei Stau sei es zudem wichtig, immer auf der Autobahn zu
bleiben. Sonst droht eine Überlastung des umliegenden Verkehrsnetzes, so
Sennhauser. Man hoffe dabei auf die Mithilfe der Bevölkerung.
Auch die öffentliche Verwaltung und Firmen, darunter einige
grosse Arbeitgeber im Einzugsgebiet, werden in die Aktion mit einbezogen.
Gespräche laufen seitgeraumer Zeit, rund 20 Firmen haben bereits ihre Mithilfe
zugesichert. In den Unternehmen und Büros sollen die Arbeits- und Schichtzeiten
so angepasst werden, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausserhalb der
Stosszeiten ihren Arbeitsplatz erreichen oder nach Hause fahren können.
Gleichzeitig soll auch der öffentliche Verkehr den neuen Bedingungen angepasst
werden, damit diese Alternative verstärkt genutzt werden kann.
Und da Sensibilisierung und Verkehrserziehung bereits bei
den Kleinsten startet, hat das Astra zusammen mit dem Carlsen Verlag ein
Kinderbuch entworfen. Das kleine Pixi-Buch über die Abenteuer von Fredi Vogl
rund um die Autobahn wird in allen Briefkästen der Region St. Gallen verteilt.
Quelle: Claudia Bertoldi
Kampagne Fredi Vogl, Pixi-Buch