Innovationspark Dübendorf: Grünes Licht für das Zukunftslabor
Nach einem juristischen Tauziehen kann die Umnutzung des Flugplatzes Dübendorf zu einem Innovationspark vorangetrieben werden. Der Kanton Zürich will 100 Millionen Franken investieren, um vor Ort rund 10'000 zukunftsträchtige Arbeitsplätze zu schaffen und eine Wertschöpfung in Milliardenhöhe zu generieren.
Quelle: switzerland-innovation.com
Visualisierung des Pavillons: Der Gestaltungsplan wurde rechtskräftig, und die Bauten einer ersten Etappe können nun geplant werden.
Vorausgegangen ist dem Projekt ein langer Kampf: Schon seit langem plante der Kanton Zürich auf dem Areal des Flugplatzes Dübendorf einen Innovationspark. Dieser sollte Hochschulen und Unternehmen an einem Ort vernetzen und eine Art Zukunftslabor für Innovationen und bahnbrechende Produkte und Technologien werden.
Eine Fläche von maximal 37 Hektar sollte dafür genutzt werden, von total 167 Hektar eingezäuntem Gelände auf dieser grössten Landreserve der ganzen Schweiz. Der Kanton rechnete damit, einen Forschungsstandort mit über 10'000 Arbeitsplätzen und einer Wertschöpfung von rund 1,9 Milliarden Franken zu erhalten. Bereits 2018 startete man mit dem Bau eines spektakulären Pavillons und der Umnutzung bestehender Hallen im Westen des Areals.
Hickhack um Gestaltungsplan
Doch im Sommer 2020 stoppte das kantonale Verwaltungsgericht die Übung: Da für die Entwicklung die Standortgemeinden zuständig seien, sei wiederum der ausgearbeitete Gestaltungsplan das falsche Instrument. Doch dagegen rekurrierte der Kanton und bekam vor Bundesgericht Recht: Der Gestaltungsplan wurde somit rechtskräftig, und die Bauten der ersten Etappe können nun geplant werden.
«Nach dem positiven Entscheid des Bundesgerichts haben wir nun wieder mehr Sicherheit», sagt René Kalt, der Geschäftsführer Stiftung Switzerland Innovation. «Wir können unsere Planungsarbeiten mit höherer Geschwindigkeit weiterführen, und aktuell sind wir an der Vorbereitung mehrerer Baueingaben.»
Aufgrund des Entscheids des Bundesgerichts könnte man zwar schon mit dem Bauen anfangen, doch «wir haben noch keine ausgearbeiteten Baupläne, die wir umsetzen können. Diese Arbeiten benötigen mehr Zeit, so dass hier die verschiedenen Zeitachsen leider nicht deckungsgleich sind.» Bereits umgesetzt werden kann in der ersten Etappe die Renovation der drei denkmalgeschützten Hallen 2, 3 und 4.
Quelle: ETH Zürich
Luftbild mit Visualisierung der geplanten Gebäude für den Innovationspark Dübendorf.
Areal in vier Gebiete unterteilt
Generell soll das Areal in vier Gebiete unterteilt werden. Der erste ist für den Innovationspark vorgesehen, und zwar für die Bereiche Mobilität, Robotik, Aviatik, Raumfahrt und Advanced Manufacturing Materials. Das zweite Teilgebiet umfasst den Forschungs- und Werkflugplatz, das dritte Nutzungen mit hohen Sicherheitsanforderungen wie die Bundesbasis der Luftwaffe und das Flugsicherungszentrum der Skyguide. Das vierte Teilgebiet beinhaltet weitere aviatische Infrastrukturen.
Für diese schrittweise Entwicklung des Parks hat der Kanton einen Kredit von nicht ganz 100 Millionen Franken beantragt, dazu weitere 8 Millionen für die Planung eines Forschungs-, Test- und Werkflugplatzes. Wobei Regierungsrat Martin Neukom betont, dass «aus Gründen der Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit etappenweise nur das gebaut wird, was gebraucht wird, auch mit Rücksicht auf die Bevölkerung.»
Auf kantonaler, kommunaler, aber auch auf eidgenössischer Ebene werden nun diverse Pläne überarbeitet, um die Planungssicherheit zu gewährleisten. Der angepasste kantonale Richtplan wird am 6. September öffentlich aufgelegt werden.
Betreiber steht noch nicht fest
Noch nicht klar ist, wer in Zukunft den Flugplatz betreiben wird: Dies wäre eigentlich die Aufgabe des Bundes als Eigentümer, doch kürzlich haben die drei Standortgemeinden Dübendorf, Volketswil und Wangen-Brüttisellen gemeinsam mit einem Aviatik-Experten eine Aktiengesellschaft gegründet und ein Betriebskonzept vorgelegt.
Dieses sieht Flüge der Armee sowie des Innovationsparks vor, dies in Form von Ambulanzen und historischen Flugzeugen. Jährlich 20'000 Flugbewegungen sind aber das Maximum. Dübendorfs Stadtpräsident André Ingold erklärt: «So wollen wir die Entwicklung des Flughafens selber steuern und die Belastung für die Bevölkerung begrenzen.»
Wenn dies gelinge, sei der geplante Innovationspark ein Segen für die Stadt Dübendorf. «Mit dem Projekt werden die Randzonen des heute für die Allgemeinheit verschlossenen Areals geöffnet und in Teilen als Flugfeldpark der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt. Damit entsteht ein grosser Mehrwert für die Einwohnerinnen und Einwohner Dübendorfs.»
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