Holzbau: Wandelbares Haus für Waldliebhaberinnen und Freiluftfreunde
Aus dem Bett das Sternenzelt bewundern oder sich bei garstigem Wetter zwischen Holzwänden aufwärmen: Der niederländische Designer Caspar Schols hat mit „ANNA“ ein wandelbares Holzhaus entworfen, das dessen Bewohner spontan ihren Bedürfnissen anpassen können. Vor kurzem ist sie am World Architecture Festival (WAF) die Auszeichnung „World Hotel Building of the Year 2022“ ausgezeichnet worden.
Quelle: Jorrit 't Hoen
Auch im Winter kann man dank dem Schiebemechanismus draussen sitzen.
Alles hatte mit Caspar Schols‘ Mutter angefangen, die vor einigen Jahren gerne ein kleines Haus gehabt hätte um darin die Natur geniessen zu können. Schols, der damals eben sein Physikstudium abgeschlossen hatte, machte sich daran, ihren Wunsch zu erfüllen: Ein kleines Haus, das sich öffnen lässt, in dem man seine beiden auf Schienen angebrachten Hälften auseinander gleiten lässt.
Je nachdem steht der Holzofen dann unter freiem Himmel, statt drinnen. Die Möglichkeiten sind vielfältig. Man kann sowohl die äussere Holz- als auch die innere Doppelglashülle auseinander schieben und sitzt dann vollkommen draussen. Oder man öffnet nur die Holzhülle, und geniesst vor dem Regen geschützt die beinahe Rundumsicht auf die Natur.
EIn Gartenhaus namens „ANNA“
„Ich brauchte etwa neun Monate, um es zu bauen“, erzählt Schols in einem Video auf Youtube. „Ein guter Freund von mir ist Fotograf und hat Bilder davon gemacht. Wir schickten sie Dezeen und hörten zwei Monate nichts.“ Doch dann klappte es doch noch, das Design-Newsportal publizierte die Fotos des Häuschens inmitten der Natur – und weckte das Interesse von Architektur- und Naturbegeisterten. Damit trat das Projekt „ANNA“, das zunächst lediglich als Gartenhaus bezeichnet worden war, einen kleinen Siegeszug durch die einschlägigen Online- und Printmedien an.
Seit 2016 hat Schols den kleinen Bau nach und nach
perfektioniert – und schliesslich 2020 gar zur Marktreife gebracht. Schlafen
kann mittlerweile auch darin: im Naturschutzgebiet De Maashorst, werden die Häuschen
im Wald von Holenberg zum Übernachten angeboten. (mai)
Modulbauweise, Holz und Aluminium
Schols setzte bei „ANNA“ auf Modulbauweise, damit die
Bauzeit kurz und die Auswirkungen auf die Umwelt gering blieben. Zudem konzipierte
er das Häuschen so, dass vier Fünftel seiner Einzelteile künftig vor Ort mit
CNC-Maschinen und 3D-Druckern – mit letzteren werden die Befestigungen aus
rezykliertem Kunststoff hergestellt – überall auf der Grundlage digitaler Daten
produziert werden können.
Wie es in der Medienmitteilung des World Architecture Festival (WAF) zur Auszeichnung des Häuschens mit dem Preis für das „World Hotel Building of the Year 2022“ heisst, wurden dank Gummi- und Aluminium-Extrusionstechniken 26 einzigartig gestaltete Extrusionsprofile geschaffen. Sie stellen sicher, dass die Hausteile reibungslos gleiten und gleichzeitig sowohl wasser- als auch windabweisend sind. Am innovativsten seien die patentierten Aluminiumschienen mit integriertem Windschutz.
Weil sich die Materialien je nach Klimabedingungen
unterschiedlich ausdehnen, war die grosse Herausforderung darin, dass die
beweglichen Teile lediglich eine Toleranz von weniger als einem Millimeter aufweisen
dürften. Die Lösung fand man schliesslich in einer Kombination aus Accoya-Holz, Birkensperrholz
und Aluminium. Schliesslich können alles vollständig getrennt und
wiederverwendet werden. (mai/mgt)
Quelle: Jorrit 't Hoen
Schlafen unter freiem Himmel: Das Haus und laue Nächte machen es möglich.
Quelle: Jorrit 't Hoen
Die Hausteile gleiten auf Aluminiumschienen.
Quelle: Jorrit 't Hoen Haus "ANNA"
Die Bewohner können das Haus an ihre Bedürfnisse anpassen.
Quelle: Jorrit 't Hoen
Das Haus besteht aus einer inneren Doppelglas- und einer äusseren Holzhülle.
Quelle: Jorrit 't Hoen
Schiene im Detail.
Quelle: Jorrit 't Hoen
Ist die Doppelglashülle geschlossen, sorgen die Holzverstrebungen für ein Licht- und Schattenspiel.