Holzbau: Eine gedeckte Brücke für Gulou
Eine Bücke, die vor Regen und sengender Sonne schützt, und vom Leben inmitten einer vom Menschen geprägten, traditionsreichen Wasserlandschaft im Südwesten von China erzählt. Die Architekten des Studios LUO haben für ein Öko- und Kulturtourismus-Resort eine gedeckte Brücke entworfen, die an lokale Bautraditionen anknüpft.
Quelle: Jin Weiqi
Stahlplatten schützen Fussgänger und die Konstruktion darunter vor Wind und Wetter.
Die von zahllosen Gewässern durchzogene Landschaft um Gulou, einer in der Nähe der südwestchinesischen Metropole Jiangmen gelegenen Ortschaft, wurde während Jahrhunderten von den Menschen geprägt. Sie nutzten die Wasserläufe für Landwirtschaft und Fischfang, indem sie Teiche anlegten und wo nötig Deiche oder künstliche Hügel aufschütteten. Weil dadurch einzelne Gebiete voneinander abgetrennt worden sind, wurden im Laufe der Zeit zahllose Holzbrücken errichtet. Damit unter ihnen Boote und kleine Schiffe hindurchfahren konnten, waren sie stark gewölbt, gleichzeitig sorgten ihre Bögen für Stabilität.
Öko- und Kulturtourismus-Resort auf den Spuren der alten Wassernetze
Mittlerweile sind solche Wasserdörfer vom Aussterben bedroht, denn die Region verstädtert zunehmend, während ein Grossteil der Bevölkerung die Fischerei zugunsten eines Lebens in der Stadt aufgegeben hat. Das „Gulou Waterfront“-Projekt solche Orte wieder vermehrt ins Bewusstsein holen. Dabei handelt sich um ein Öko- und Kulturtourismus-Resort, bei dem das kulturelle Erbe der umliegenden Dörfer integriert wird. Geschehen soll dies, indem die Landschaft mit ihrem Gewässersystem erhalten wird, aber auch indem wieder Fisch- und Viehzucht betrieben wird. Und für die Wiederbelebung dieser Wasserlandschaft braucht es wiederum neue Brücken.
Eine davon stammt vom Studio LUO, dessen Architekten sich von traditionellen Brückenbauten haben inspirieren lassen: Beim Baumaterial für ihre Bogenbrücke, die eine Ladenstrasse mit einem Freizeitbereich für Kinder verbindet, setzten sie auf Kiefernholz. Der Bogen liegt laut Studio LUO vier Meter über dem üblichen Wasserspiegel, die Spannweite ihrer Querung haben sie auf rund 25 Meter festgelegt. Sie ist damit so angelegt, dass Ausflugsschiffe und Fischerboote problemlos unter ihr hindurchgleiten können.
Ein geschlossener Korridor mit Metallplatten
Die Brücke ist wie eine Art geschlossener Korridor konzipiert und unterscheidet sich damit von den übrigen offenen Brücken des Resorts. Wie die Architekten schreiben, wollte sie mit ihrer Brücke den den Übergang von der „zweckmässigen“ Geschäftsstrasse zum relativ „verspielten“ Freizeitbereich unterstreichen. Der Bau eines überdachten Korridors auf Brücken sei eine alte Tradition, schreiben sie weiter. Sie haben bei dem Projekt auch die Konstruktionsweise von historischen überdachten Brücken übernommen. Die verbessere die Stabilität der Konstruktion insgesamt, heisst es weiter. Gleichzeitig wird so die Struktur darunter vor Sonne und Regen geschützt. Denn im westlichen Teil des Perlflussdeltas, wo die Brücke steht, gibt es viele Niederschläge.
Zudem ist die Fassade mit Metallplatten verkleidet worden, die nicht nur zusätzlich vor der Witterung schützen, sondern gemäss den Architekten im Innern für eine Atmosphäre der Geborgenheit sorgen. (mai)
Quelle: Jin Weiqi
Die gedeckte Brücke in der Dämmerung.
Quelle: Jin Weiqi
Der Eingang der Brücke auf der Westseite.
Quelle: Studio LUO
VIsualisierung der Brückenkonstruktion.
Quelle: Jin Weiqi
Das Innere der Brücke soll ein Gefühl der Geborgenheit vermitteln.
Quelle: LUO Studio
Blick ins Modell der Brücke.