Höchster Turm der EU steht in Polen
Vor einem Jahr wurde der Varso-Tower in Warschau fertiggestellt. Er hält zurzeit den Rekord des höchsten Wolkenkratzers in der EU. -Zeit, kurz über die Funktion und Architektur des Turms nachzudenken.
Quelle: HB Reavis Group
Mit der Antenne erreicht der Turm eine Höhe von 310 Metern.
Im Juni feierte der Stararchitekt Norman Foster seinen achtundachtzigsten Geburtstag. Unwahrscheinlich, dass er den Varso-Turm in Warschau noch selbst entwarf. Aber der Reihe nach.
Inmitten von Polens Hauptstadt in unmittelbarer Nähe zum Hauptbahnhof gab es ein 18'000 Quadratmeter grosses Grundstück. Das Niemandsland im einst kriegszerstörten Warschau wurde während des Zweiten Weltkriegs niedergebrannt. Seither lag die Einöde mehr oder weniger brach – bis der internationale Immobilienentwickler HB Reavis Group dort einen Gebäudekomplex, bestehend aus drei Türmen, realisierte.
Quelle: Foster + Partners
Die 80 Meter hohe Antenne erhält mit mehreren kreisrunden Auskragungen eine elegante Gestalt.
Von der Industriebranche zum Wahrzeichen Warschaus
Der Varso-Turm ist mit seinen 310 Metern das höchste Gebäude in der Europäischen Union. «Die Umwandlung dieser Industriebrache zum städtischen Wahrzeichen Warschaus» sei laut Homepage des Unternehmens eine Herausforderung gewesen. Und jetzt kommen wir wieder zu Foster beziehungsweise zum Londoner Architekturbüro Foster + Partners. Das Unternehmen, das man als Schöpfer der deutschen Reichstagskuppel in Berlin in Erinnerung hat, hat nämlich diese drei Türme entworfen.
Der Varso-Turm bestimmt die eindrückliche Skyline der Stadt. Doch der Hochhausboom hat auch Nachteile. Der Bau von Hochhäusern und grossen Shopping-Malls hätten das Leben in den traditionellen Einkaufsstrassen der Innenstadt absterben lassen, ist im Hochparterre zu lesen. «Problematisch ist auch die Büro-Monokultur, die im Zuge des Hochhausbaus entsteht.» Mit anderen Worten: Der Büroturm trägt wenig zu einem gemischten und lebendigen Quartier bei.
Quelle: Foster + Partners
Der Varso-Turm bestimmt die Skyline der Stadt.
Basis und Spitze
Fosters Büro habe auf ein spektakuläres
Gesamterscheinungsbild verzichtet und sich stattdessen auf die auffällige
Gestaltung der zwei wichtigsten Teile eines jeden Turms konzentriert: der Basis
und der Spitze, bilanziert die FAZ. «Die 80 Meter hohe Antenne erhielt mit
mehreren kreisrunden Auskragungen eine elegante Gestalt. Und die obersten Etagen
des Turms wurden in Form einer Klinge geformt, was ihm eine unverwechselbare
Silhouette verleiht.»
Quelle: Foster + Partners
Der Sockel beherbergt eine spektakuläre Lobby mit zehn Meter hohen Olivenbäumen.
Der Sockel wiederum beherberge eine spektakuläre Lobby mit zehn Meter hohen Olivenbäumen und türkischem Marmor, dazu eine von Krystyna Kaszuba-Waclawek entworfene Keramik-Kunstwand. Den übrigen Wänden aus glasfaserverstärktem Beton sei Glimmer beigemischt worden, wodurch das Material einen dezenten Glanz verströme.
Foster und Partner mögen weder zur Durchmischung noch zur Lebendigkeit des Quartiers beitragen. Aber sie haben einen grossartigen Turm gebaut. Chapeau!
Quelle: Foster + Partners
Die von Krystyna Kaszuba-Waclawek entworfene Keramik-Kunstwand.