Hochwasserschutzprojekt "Rhesi" kostet eine Milliarde Franken
Das internationale Hochwasserschutz-Projekt am Alpenrhein steht. Laut den Verantwortlichen kostet es rund eine 1 Milliarde Franken – doppelt so viel wie ursprünglich angenommen. Fertig ist das schweizerisch-österreichische Projekt frühestens im Jahr 2044.
Quelle: MatthiasKabel, CC BY-SA 3.0, commons.wikimedia.org
Rheinmündung in den Bodensee.
Ein Jahrhunderthochwasser könnte im unteren Rheintal einen Milliardenschaden verursachen. 200'000 Menschen wären betroffen. Zwar findet statistisch gesehen ein solches Jahrhundertereignis "nur" alle 300 Jahre statt, trotzdem könnte eine Hochwasserkatastrophe laut Experten jederzeit eintreffen. Das Projekt "Rhesi" (Rhein - Erholung - Sicherheit) soll die Hochwassersicherheit des Rheintals deutlich verbessern. Teil des gemeinsamen Projekts von Österreich und der Schweiz ist eine ökologische Aufwertung des Alpenrheins. Dies schreiben die Gesetze beider Länder vor. Es gilt Hochwasserschutz, Ökologie, Trinkwasserversorgung und die landwirtschaftliche Nutzung der Überschwemmungsflächen unter einen Hut zu bringen.
Totalsanierung der Dämme nötig
Projektleiter Markus Mähr sprach vor den Medien von einem "wichtigen Meilenstein" des Projekts. Zwischen Illmündung und dem Bodensee wird das Flussbett auf rund 150 bis 200 Meter aufgeweitet, um dem Fluss mehr Platz zu geben und die Fliessgeschwindigkeit zu reduzieren. Die Ufer werden renaturiert, es sollen Auwälder entstehen.
Die nicht mehr zeitgemässen Dämme müssen generalsaniert werden. Die Dammkrone wird verbreitert, die Böschung flacher gestaltet, eine Dichtwand eingebaut. Diese Totalsanierung sei ursprünglich nicht im Konzept vorgesehen gewesen, sagte Mähr. Dies wirke sich massiv auf die Kosten aus. Lag die Prognose bisher bei rund 450 Millionen Franken, schätze man die Kosten nun auf rund eine Milliarde Franken. Diese teilen sich Österreich und die Schweiz je zur Hälfte. Laut Marc Mächler, Regierungsrat des Kantons St. Gallen, trägt der Bund den Hauptteil der Schweizer Kosten.
Unmut in Gemeinden
Die Anforderungen an das Hochwasserschutzprojekt sind hoch. Die Interessen liegen weit auseinander. Involviert sind rund 200 Interessengruppen, darunter 15 Anliegergemeinden. Durch die Aufweitung des Flussbetts müssen Trinkwasserbrunnen verlegt werden. Dies sorgte in einigen Gemeinden für Widerstand. In den vergangenen Jahren habe es ab und zu etwas Druck gebraucht, um voranzukommen, sagten die Regierungsvertreter von St. Gallen und Vorarlberg. Man hoffe auf Kompromissbereitschaft, rechne jedoch mit weiteren Einwänden und Verzögerungen. Ob es gar zu Gerichtsverfahren kommt, ist unklar. Die Bevölkerung soll weiter laufend über "Rhesi" informiert werden.
Fertigstellung frühestens 2044
Nun muss "Rhesi" zahlreiche Prüfverfahren durchlaufen. In beiden Staaten muss das Projekt einer Umweltverträglichkeitsprüfung Stand halten. Zudem wird ein neuer Staatsvertrag zwischen Österreich und der Schweiz nötig, der die Finanzierung regelt. Im Jahr 2021 soll das Projekt zur Bewilligung eingereicht werden. Baustart ist laut den Verantwortlichen frühestens 2024. Gerechnet wird mit einer Bauzeit von rund 20 Jahren. (sda/apa)
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