Stollen soll Wettingen besser vor Hochwasser schützen
Im Siedlungsgebiet Wettingen ist der Dorfbach kanalisiert, eingedolt und hart verbaut. Hochwasser bleiben trotzdem eine latente Gefahr. Der Kanton geht für die Gegend sogar von einem grossen Schutzdefizit aus. Ein Stollen soll die Lage entschärfen.
Quelle: Archivbild Gemeinde Wettingen
Im Jahr 1955 kam es in Wettingen zu starken Überschwemmungen. Gemäss Gefahrenkarte des Kantons besteht im Siedlungsgebiet nach wie vor grossflächig ein Schutzdefizit.
Der Dorfbach durchfliesst Wettingen von Osten nach Westen und mündet schliesslich in die Limmat. Er entwässert ein rund fünf Quadratkilometer grosses Einzugsgebiet südlich des Höhenzugs Lägern. Auf den offenen Strecken ist er stark kanalisiert und hart verbaut, sodass er deswegen als naturfremd oder künstlich gilt. Über lange Strecken im Siedlungsgebiet ist der auch Gottesgraben genannte Bach eingedolt. Die kantonale Gefahrenkarte Hochwasser zeigt, dass die Kapazität der Eindolungen im Falle eines Hochwassers zu klein wäre und grössere Hochwasserabflüsse zu Überflutungen im Siedlungsgebiet von Wettingen führen würden. Es besteht daher grossflächig ein Schutzdefizit, wie der Kanton Aargau in einer Mitteilung schreibt. Im Jahr 1955 trat der Dorfbach nach einem Extremereignis über die Ufer und führte zu Überflutungen von Strassen und Häusern.
In die Limmat ableiten
Um das Siedlungsgebiet Wettingen besser vor Hochwasser zu schützen, hat die Gemeinde als Bauherrin das Projekt «Dorfbach/Gottesgraben» ausarbeiten lassen. Zentrales Schutzelement des Projekts ist ein Entlastungsstollen, der den Hochwasseranteil direkt in die Limmat ableitet. An Stellen mit offenem Lauf und in Abschnitten mit Öffnungen soll der Dorfbach laut Mitteilung durch Revitalisierungsmassnahmen ökologisch erheblich aufgewertet werden.
Quelle: Archivbild Gemeinde Wettingen
Die Abflusskapazitäten reichten nicht aus, um die Wassermassen abzuleiten. Die bestehenden Eindolungen des Dorfbachs wären heute bei sehr hohen Pegelständen zu klein.
Die geplanten Hochwasserschutz- und Revitalisierungsmassnahmen hätten zur Folge, dass die Siedlungsqualität in der Gemeinde Wettingen erhöht und der Bach als Erholungszone unmittelbar zum Erlebnis werde. Mit den Strukturierungsmassnahmen sei auch eine Förderung der Biodiversität im Bachbett verbunden.
Öffentliche Anhörung läuft
Die Gesamtkosten für das Hochwasserschutzprojekt belaufen sich laut Mitteilung in der Gemeinde Wettingen auf rund 28,7 Millionen Franken. Dem Gesamtkredit hat die Wettinger Bevölkerung im Juni bereits zugestimmt. Der Kanton Aargau will sich mit einem Beitrag von rund 6,1 Millionen Franken an den Kosten beteiligen, wobei das Geschäft vom Grossen Rat noch zu beschliessen ist. Da Beschlüsse des Grossen Rats über neue einmalige Ausgaben von mehr als fünf Millionen Franken dem Ausgabenreferendum unterstehen, muss vorgängig eine öffentliche Anhörung zum kantonalen Verpflichtungskredit durchgeführt werden. Diese dauert noch bis am 17. Januar 2025. (mgt/sts)