Grundsteinlegung: Umbau des Koch-Areals in Stadt Zürich ist gestartet
Die Stadt Zürich hat am Montag den Grundstein für das neue Koch-Areal gelegt, hier befand sich einst das grösste besetzte Gebiet der Stadt. 360 Genossenschaftswohnungen, Gewerbeflächen und ein öffentlicher Quartierpark werden hier in den nächsten Jahren entstehen. 2026 sollen die ersten Wohnungen bezugsbereit sein.
Quelle: Matthias Bader
Luftbild des Koch-Areals: Hier werden in den nächsten Jahren 360 Genossenschaftswohnungen, Gewerbeflächen und ein öffentlicher Quartierpark entstehen.
Auf dem rund 30000 Quadratmeter grossen Grundstück im Letzi-Gebiet in Altstetten und Albisrieden entstehen 360 preisgünstige Wohnungen für 900 Personen, Gewerbeflächen sowie ein rund 12000 Quadratmeter grosser öffentlicher Quartierpark. Vor rund zehn Jahren kaufte die Stadt Zürich das Koch-Areal für rund 70 Millionen Franken der UBS AG ab.
Landabgabe im Baurecht
Nach einem Konzeptwettbewerb für die Landabgabe im Baurecht erhielten 2017 die Allgemeine Baugenossenschaft Zürich (ABZ) und die Bau- und Wohngenossenschaft «Kraftwerk1» den Zuschlag für die Realisierung der Wohnungen und die Immobilienentwicklerin Senn Resources AG (Senn) für den Bau des Gewerbehauses. Der Quartierpark sollte durch Grün Stadt Zürich realisiert werden.
2018 genehmigte das Stadtzürcher Stimmvolk die Vorlage «Gemeinnütziger Wohnungsbau auf dem Koch-Areal». Daraufhin startete der Architekturwettbewerb, der in einem für die vier Baufelder parallel durchgeführten selektiven Wettbewerbsverfahren durchgeführt wurde. Die Siegerprojekte wurden im Mai 2019 bekanntgegeben:
- Baufeld A (Gewerbehaus): Projekt «Blauregen» der Arge Käferstein & Meister AG und Murat Ekinci Architekt aus Zürich
- Baufeld B (gemeinnütziger Wohnungsbau mit Gewerbenutzung): Projekt «Moeraki» von Enzmann Fischer Architekten aus Zürich
- Baufeld C (gemeinnütziger Wohnungsbau mit Gewerbenutzung) «Sale con Fritas» von Studio Trachsler Hoffmann aus Zürich und
- Quartierpark: Projekt «Wild at Heart» von Krebs und Herde Landschaftsarchitekten aus Winterthur
Quelle: Janine Wiget
Illustration: So soll sich das Koch-Quartier dereinst präsentieren.
Keine Rekurse eingegangen
Da gegen den privaten Gestaltungsplan und die vier Bauprojekte keine Rekurse eingegangen waren, habe der Bauprozess im Frühling dieses Jahres mit der Altlastensanierung termingerecht starten können, heisst es in einer Mitteilung der Stadt Zürich von Montag.
Nun begingen die Projektbeteiligten gemeinsam mit den Stadträten Simone Brander, Vorsteherin Tiefbau- und Entsorgungsdepartement, Daniel Leupi, Finanzvorstand und André Odermatt, Vorsteher Hochbaudepartement, die Grundsteinlegung auf dem Areal.
Basierend auf den Siegerprojekten hätten die Bauträger ihre Projekte weiterentwickelt und aufeinander abgestimmt. Dabei seien die Pläne insbesondere hinsichtlich Nutzungen, Gebäudehöhen, Erschliessung und Stadtklima koordiniert und optimiert worden, heisst es auf der Projektwebseite der Stadt.
Die langjährige Zusammenarbeit habe sich, wie mehrere Redner anlässlich der Grundsteinlegung betonten, als «besondere Innovation» bewiesen. Es sei von Anfang an eine Organisationsstruktur geschaffen worden, die erlaube, baufeldübergreifende Fragen gemeinsam zu klären.
Betonplatten aus Abbruch werden wiederverwendet
Die gemeinsame Vision der Bauträger werde besonders beim Park sicht- und spürbar, heisst es in der Mitteilung weiter. So wird dieser fliessend über alle Baufeldgrenzen hinweg von Fassade zu Fassade geplant. Besonderes Augenmerk liege auch auf Massnahmen zur Klimaanpassung.
Beispiele dafür sind ein arealübergreifendes Regenwassermanagement, die Wiederverwendung von vor Ort gewonnenen Bauteilen oder baufeldübergreifende Parkplätze. Weiter seien Unterbauungen und Versiegelungen auf ein Minimum reduziert worden. Zudem sollen Fassadenbegrünungen sowie ein «kleiner Wald», der auf einem der Dächer geplant ist, zur Biodiversität beitragen.
Neue Wege seien die Bauträger auch im sensiblen Umgang mit dem Bestand gegangen. Demnach bleiben neben der Kohlenlagerhalle – die in der Überbauung als überdachter Freiraum integriert wird – auch Gleiskörper und viele Bäume erhalten. Im Sinne der Kreislaufwirtschaft werden ausserdem Betonplatten aus den abgebrochenen Gebäuden wiederverwendet.
Die ersten Wohn- und Gewerbeflächen des Koch-Quartiers sollen laut Stadt voraussichtlich 2026 bezugsbereit sein. (mgt/pb)
Quelle: Matthias Bader
Luftbild des Koch-Areals: Der Bauprozess ist im Frühling dieses Jahres mit der Altlastensanierung gestartet.
Bewegte Geschichte des Koch-Areals verschwindet hinter einer WC-Türe
Zuerst von der UBS der Stadt Zürich zum Kauf angeboten, dann von der
Stadt im 2013 für 70 Millionen Franken erworben, wurde das Koch Areal im
selben Jahr von Linksautonomen besetzt und avancierte schnell zum
grössten besetzten Gebiet der Stadt. Die Besetzung sorgte während Jahren
für heftige Diskussionen, im Februar dieses Jahrs wurde die Brache von
der Polizei geräumt.
Vergangenen Montag hat sich die Türe im
wörtlichen Sinne vor der bewegten Geschichte geschlossen: Bei dem
Grundstein, der nun gelegt worden ist, handelt es sich um die Türe des
Züri-WCs, das künftig im Park, der auf dem Koch-Areal angelegt wird, zu
stehen kommen soll. Sie sei feierlich enthüllt worden, heisst es dazu in
der Medienmitteilung des Finanzdepartements. Das Besondere an der Türe
ist ein auf der Innenseite eingravierter “zukunftskritischer Text”, den
Sybille Berg “mit den besten Wünschen für das Koch-Quartier eigens für
den Anlass verfasst hat”, wie es weiter heisst.
Die
Schriftstellerin, die an der Grundsteinlegung vor Ort gewesen ist, trug
den Text, der auf der "LiteraTür" zu lesen ist, vor. Er erinnert zum
Teil an die Besetzer des Areal und endet mit dem Satz: "Wir holen uns
die Stadt zurück!" Berg wünschte allen künftigen Besucherinnen und
Besuchern des WCs eine gute Lektüre und viele weiterführende Gedanken. (mai)
Quelle: Koch-Quartier
Statt wie üblich eine Kiste zu vergraben, enthüllten die drei Stadträte an der Grundsteinlegung die «LiteraTür» – eine WC-Türe des künftig im Park stehenden ZüriWCs. Darin eingraviert ist ein «zukunftskritischer Text», den die in Zürich lebende Autorin Sybille Berg eigens für das Koch-Quartier verfasst hat.