Gestaltungsentwürfe von künftigen Landschaftsarchitekten und -architektinnen für zerstörte Freiräume in Schwanden GL
Obwohl der Erdrutsch von Schwanden GL bald zwei Jahre zurückliegt, sind seine Spuren nach wie vor sichtbar. Wie damit umgegangen werden kann, ergründeten künftige Landschaftsarchitektinnen- und -architekten der Fachhochschule Ostschweiz OST. Sie suchten eine Lösung für eine von der Katastrophe verwüstete Parzelle.

Quelle: Felix Kratter / Silvan Wildli
Ein Ort der Ruhe: So stellen sich Felix KRatter und Silvan Wildli die Parzelle vor.
Am frühen Abend des 29. August 2023 suchte ein Erdrutsch das Gebiet der Wagenrunse oberhalb von Schwanden GL heim: Die Geröll- und Erdmassen, die sich auf einer Länge von rund 400 Metern den Hang hinab wälzten, rissen ganze Bauten mit. «Ich war zu früh dran und habe in den Hang geschaut, als plötzlich Bäume mitten zwischen den Häusern umfielen», erinnert sich Gemeinderätin Gabi Anschwanden aus Glarus-Süd, an den Unglückstag. «Danach ging alles schnell und dieses braune Monster kam - begleitet von einer Staubwolke - den Hang herunter und ich dachte nur, da kommen grad Menschen ums Leben.» Zwar ist laut Aschwanden niemand ums Leben gekommen, jedoch mussten 15 Gebäude vollständig abgerissen werden. Die Katastrophe hatte einen Schaden von rund 25 Millionen Franken an Wohn- und Geschäftsgebäuden verursacht. - Die Kantonale Gebäudeversicherung bezeichnete das Unglück damals als eines der teuersten der letzten 30 Jahre.
Auch bald zwei Jahre nach der Katastrophe sind ihre Spuren noch sichtbar. Doch gibt es einen Lichtblick für die direkt betroffenen rund 50 Anwohner von Schwandens Quartier Plattenau. Auf Initiative von Berufsschullehrer Jürg Hefti, der ebenfalls im vom Erdrutsch heimgesuchten Gebiet zu Hause ist, ergründeten rund 30 künftige Landschaftsarchitektinnen und -architekten der Fachhochschule Ostschweiz OST im Rahmen eines studentischen Projektwettbewerbs, wie sich die verwüsteten Freiräume des Quartiers neu gestalten lassen.

Quelle: Jag9889, eigenes Werk, CC BY-SA 4.0
Murgang-Gebiet in Schwanden, Aufnahme vom September 2023.
Konkret ging es bei der Projektaufgabe um die Neugestaltung einer Parzelle mit fünf zwei- bis dreigeschossigen Wohnhäusern, in deren Mitte sich ein etwa acht Meter breiter Innenhof befindet, der von November bis Ende Januar komplett im Schatten liegt. Bei dem Entwurf sollten ökologische und nachhaltige Aspekte berücksichtigt werden. Ausserdem sollten die an die Gebäude angrenzenden Freiräume genügend Privatsphäre bieten, sodass sie auch Rückzugsmöglichkeiten dienen können. Die halböffentlichen Bereiche sollten so gestaltet werden, dass sie als Begegnungsräume fungieren und damit das Zusammenleben im Quartier fördern.
Wie Christian Kaindl, Studiengangsleiter Landschaftsarchitektur der OST erklärt, ist der Wettbewerb anhand eines realen Projektes eine wertvolle Erfahrung für die Studentinnen und Studenten. Die angehenden Berufsleute sollten bei der Aufgabe, den kreativen Entwurfsprozess und aktuelle Ausführungstechnologien zu kombinieren, aber auch mit ihren Entwürfen die digitale Baukette praxisnah erproben – von der Datenerfassung über die Gestaltung und Modellierung bis hin zur Bauausführung.
Wasser, Findlinge und Versickerungsmöglichkeiten
Das
«beste Gesamtprojekt» lieferten Felix Kratter und Silvan Wildli: Sie
schlugen vor, in dem während über eineinhalb Jahren von Unruhe geprägte
Quartier einen Hort der Ruhe zu schaffen. Fokus stehen dabei zwei
Brunnen, viel Wasser und eine üppige Begrünung. «Ein sanftes, ruhiges
Plätschern könnte das Quartier Plattenau künftig prägen», erklärt
Kratter. Für die Betonelemente für Pflanzungen und Wasserläufe wollen er
und Wildli mit gemahlenem Steinmaterial aus dem Erdrutsch verwenden. (Plan unterhalb des Textes.)
In der Kategorie «grösste Innovation» landete das Projekt von Leonie Schenkel und Lucia Schaller auf dem ersten auf dem ersten Platz. Gewissermassen das Herz ihres Vorschlags bilden ausgewählte Steine aus dem Erdrutsch: Schenkel und Schaller wollen grosse Findlinge aus dem Erdrutsch als Sitzsteine im Quartier erhalten. Für die Wege sehen sie Platten, die aus Verrucano-Findlingen gesägt worden sind, vor. Die dazwischen liegenden Grünflächen sollen mit Bäumen und Sträuchern gestaltet werden. (Plan unterhalb des Textes.)
Zum
Projekt mit der «grössten Realisierbarkeit» wurde der Vorschlag von Jan Gattiker und
Oliver Portner gekürt: Die beiden stellten die
Wiederverwendung und einfache Technik für ein kostensensitives Projekt
ins Zentrum ihrer Planung. Auch bei ihnen dominieren viele Grünflächen,
die Wasser versickern lassen können. (Plan unterhalb des Textes.)
Wie Initiator Jürg Hefti
erklärt, lässt sich zwar keines der Projekte sofort umsetzen. Aber: Man
bekomme als Betroffene durch die ausgezeichneten Projekte einen
Hoffnungsschimmer und Aufmerksamkeit «für unsere Herausforderungen, die
uns bis heute jeden Tag beschäftigen». (mai)

Quelle: Felix Kratter / Silvan Wildli
Projekt von Felix Kratter und Silvan Wildi. (Um den Plan zu vergrössern, Rechtsklick auf Bild und dieses separat anzeigen lassen.)

Quelle: Leonie Schenkel / Lucia Schaller
Projekt von Leonie Schenkel und Lucia Schaller. (Um den Plan zu vergrössern, Rechtsklick auf Bild und dieses separat anzeigen lassen.)

Quelle: Jan Gattiker / Oliver Portner
Projekt von Jan Gattiker und Oliver Portner. (Um den Plan zu vergrössern, Rechtsklick auf Bild und dieses separat anzeigen lassen.)