Flughafen Zürich-Kloten wird 75
Wo sich einst ein Moor ausbreitete, liegt heute der wichtigste Flughafen der Schweiz: der Flughafen Zürich-Kloten. Vor 75 Jahren ging er in Betrieb. Anlässlich des Flughafenfests, das heute startet und bis Sonntag dauert, ein kleiner Blick zurück auf die Bauarbeiten zum Luftverkehrsknoten. Das Projekt sorgte schon damals für Diskussionen.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Swissair / LBS_SR01-02489 / CC BY-SA 4.0
Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg: Ernte am Flughafen Zürich-Kloten. Die Getreideernte wurde im Auftrag der Swissair zum grossen Teil durch Leute aus der Landwirtschaft durchgeführt.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts befand sich hier ein Sumpfgebiet. Während der Anbauschlacht im Zweiten Weltkrieg gedieh dort, wo es der Boden zuliess, Weizen. Und rund ein Jahr nach Kriegsende fuhren hier die Bagger auf: Am 1. Juli 1946 starteten im Moor bei Kloten die Bauarbeiten am Flughafen Zürich-Kloten, des offiziellen Schweizer Interkontinentalflughafens. Auch wenn das Projekt in der Bevölkerung für Diskussionen sorgte, konnte aber im 1948 dennoch eröffnet werden.
Bern-Utzenstorf statt Zürich-Kloten?
Statt „Zürich-Kloten“ hätte der wichtigste Schweizer Flughafen beinahe „Bern-Utzenstorf“ geheissen. Denn die Zürcher, mit dem Flugplatz Dübendorf bereits früh an den internationalen Luftverkehr angeschlossen, waren zuerst gar nicht besonders erpicht darauf, einen anderen Standort für einen grösseren Flughafen zu suchen. So hatte der Bundesrat als alternativen Standort in den 1940er Jahren die nördlich der Stadt Bern gelegene Gemeinde Utzenstorf vorgeschlagen. Die Pläne für den Bau eines Flughafens bei der Bundeshauptstadt waren schon relativ weit gediehen, als sich der Bundesrat im Februar 1945 dann schliesslich doch noch für Zürich.
Grund dafür war unter anderem, dass dem Berner Flughafen
relativ viel Ackerland zum Opfer gefallen wäre. Das missfiel insbesondere den
Bauern, kam aber wahrscheinlich auch in breiteren Bevölkerungskreisen, die noch
unter dem Eindruck von Anbauschlacht und kriegsbedingter Mangelwirtschaft
standen, schlecht an.
Für „Zürich-Kloten“ hingegen musste vorwiegend aus landwirtschaftlicher Sicht weitgehend wertloses Sumpfgebiet aufgegeben werden - aus heutiger Sicht natürlich undenkbar. Bei der Behandlung des Geschäfts im Zürcher Kantonsrat im Februar 1946 lobte der Bauernvertreter Emil Graf aus Kilchberg die Standortwahl, weil dafür „sehr wenig Kulturland beansprucht werde“.
Die Schweiz erhält Anschluss an das „Luftmeer“
Der Bau des Flughafens an sich war wenig umstritten. „Nachdem wir nicht am Meer liegen, ist der Anschluss an das Luftmeer umso wichtiger“, sagte Kantonsrat Graf. Bei den Zürcher Stimmberechtigten fand das Vorhaben im Mai 1946 eine komfortable Mehrheit.
Nur gerade zwei Monate später fuhren die Bagger auf und verwandelten das zuvor vom Militär als Waffenplatz genutzte Moorgebiet in den offiziellen Schweizer Interkontinentalflughafen. Inoffiziell gab es nämlich bereits einen solchen: Ab April 1946 konnten Passagiere von Genf aus mit einer Douglas DC-4 der Trans World Airlines nach New York fliegen. Der Flughafen Zürich nahm schliesslich im November 1948 den Betrieb auf. (sda/mai)
Alle Infos und Programm des Flughafenfestes auf https://flughafenfest.ch/
In der Sonderausgabe, die das Baublatt 2020 zusammen mit der Flughafenregion Zürich (FRZ) herausgegeben hatte, erschien ein Artikel zur Geschichte des Flughafens Kloten. Sie finden ihn über diesen Link.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Swissair / LBS_SR03-22078 / CC BY-SA 4.0
Plan für den Flughafen Zürich-Kloten, datiertauf 9. Oktober 1946.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv/Stiftung Luftbild Schweiz / Fotograf: Swissair / CC BY-SA 4.0
Convair CV-240-11, HB-IRP «Grisons» im Flug über Zürich-Kloten, Flughafen, 1949-1951.