Festivals: Hütten statt Camping fürs Paléo und Co.
Holzhütten für die Besucher des Paleofestivals: Charles Jenny hat soeben an der ETH Lausanne sein Architekturstudium abgeschlossen und im Rahmen seiner Masterarbeit kleine, modulare Wonheinheiten entwickelt – als bequeme, umweltfreundliche Alternative zu Zelten entwickelt.
Quelle: Alain Herzog, EPFL
Charles Jenny mit dem Modell seines Festival-Moduls.
«Ich wollte, dass aus dem Projekt etwas Handfestes resultiert», sagt Jenny, der seiner Arbeit gleich noch einen Geschäftsplan beigefügt hat, da er seine Idee gerne in ein Startup umwandeln würde.
Nachdem Jenny die Ökobilanz verschiedener temporärer auf Festivals üblicher Unterkünfte analysiert hatte – zum Beispiel Jurten, Wohnwagen oder Zelte – kam er zum Schluss, dass sie alle Mängel aufweisen.
Als am problematischsten erachtet der junge Architekt Campingzelte aus Plastik. Dies liegt allerdings nicht nur am Material, sie hinterlassen Abdrücke auf dem Boden und ziehen damit den Grund in Mitleidenschaft, auf dem sie aufgestellt sind. Zudem erwecken sie den Eindruck, dass sie nach Gebrauch weg geworfen werden können, weswegen sie nach der Veranstaltung oft liegen gelassen werden.
Jennys Lösung: ein angehobenes, modulares Häuschen, das sich leicht auf- und abbauen lässt. Die kleine Bleibe hat Jenny so konzipiert, dass sie sich ähnlich wie Fertigmöbel von zwei Personen zusammenbauen lässt, als Werkzeug braucht es lediglich einen Schraubenzieher. Sind sie wieder abgebaut können ihre Bestandteile in einem LKW gestapelt werden. Auf einem LKW können bis 60 Betten geladen werden.
Fenster und ein Gemeinschaftsraum
Jenny ist von seinem Projekt überzeugt: «Bestehende Lösungen sind nicht besonders attraktiv, müssen aus dem Ausland importiert werden und haben – wenn überhaupt - oft nur wenige Fenster.» So verfügt ein einzelnes Modul über Seiten- und Dachfenster. Es besteht jeweils aus drei oder vier Kabinen, Dank vertikalen Fugen kann bei schlechtem Wetter das Regenwasser ablaufen. Zudem verfügt es über einen Gemeinschaftsraum. Während Türleisten, Seitenfenster und ein Dachfenster Tageslicht und frische Luft hereinlassen, dämmen die Seitenwände für Schall- und Wärmeisolierung.
Verliert Camping seinen Reiz?
Die Nachfrage nach Campingplätzen wächst an Festivals – auch am Paléo. Zurzeit nutzt man dort temporäre Übernachtungsmöglichkeiten aus England, weil es in der Region keine gleichwertigen Angebote gibt, wie die EPFL mitteilt. «Diese Unternehmen sind in ganz Europa aktiv und bieten das ganze Jahr über 30 oder 40 Festivals an», erklärt Thomas Hänni, der seit 13 Jahren für die Campingeinrichtungen des Paléo-Festivals verantwortlich ist, und im Gremium sass, dem Jenny sein Projekt vorstellt.
Auf die Frage, ob Camping an Musikfestivals seinen Reiz verliert, verweist er auf das Heavy-Metal-Festival Hellfest in Frankreich. «Es ist das europäische Musikfestival mit den meisten Pop-Up-Häusern. Es zieht Menschen jeden Alters an und sein Rock'n'Roll-Geist steht ausser Frage.» (mai)