Extrem-Hochwasser: Kantonsrat genehmigt 175 Millionen für Sihl-Entlastungsstollen
Der Kantonsrat hat am Montag 175 Millionen Franken für den Sihl-Entlastungsstollen genehmigt. Dieser soll die Stadt Zürich bei Extrem-Hochwasser vor Milliardenschäden bewahren. Der Baustart ist für März 2022 vorgesehen.
Quelle: Kanton Zürich, AWEL
Hochwasser von 2005 beim Zusammenfluss von Sihl und Limmat am Zürcher Platzspitz.
Berechnungen gehen davon aus, dass es nur alle paar hundert Jahre zu einem Extrem-Hochwasser kommen dürfte. Sollte dieser Fall jedoch eintreten, wären die Schäden, welche die Sihl in Zürich anrichten könnte, verheerend. Eine Überflutung der Zürcher Innenstadt könnte Schäden in der Höhe von 6,7 Milliarden Franken anrichten.
Der geplante Entlastungsstollen, der Wasser aus der Sihl in den Zürichsee ableiten soll, dürfte eine solche Katastrophe verhindern. Der Stollen zwischen Langnau am Albis und Thalwil kann 600 Kubikmeter Wasser pro Sekunde ableiten, was etwa dem Rheinfall im Sommer entspricht.
Häufiger Hochwasser wegen Klimawandel
Das Jahrhundertbauwerk war am Montag im Rat unbestritten. Zwar fand die SVP 175 Millionen Franken für ein Ereignis, das vielleicht alle 500 Jahre stattfindet, schon sehr viel. «Aber wir wollen es schlicht nicht darauf ankommen lassen», sagte Walter Honegger (Wald).
Für die Grünen wiederum war das mit den 500 Jahren nicht so eindeutig. Der Klimawandel könnte dazu führen, dass ein solches Ereignis künftig häufiger eintrete, sagte Thomas Schweizer (Hedingen). Der Stollen sei deshalb eine Investition in die Zukunft.
Auch für den Grünen Baudirektor Martin Neukom war klar, dass Hochwasserereignisse wegen des Klimawandels «tendenziell eher häufiger» stattfinden dürften. «Hoffen wir, dass es kein Hochwasser gibt, bis der Stollen fertig ist.» Läuft alles nach Plan, wird der Stollen im Herbst 2025 eingeweiht.
Kanton zahlt rund 100 Millionen
Der Kredit wurde schliesslich mit 171 Stimmen gutgeheissen. Die 175 Millionen Franken unterstanden der Ausgabenbremse, mussten also 91 Stimmen erreichen, was aber problemlos geschafft wurde.
Der Kanton muss die Rechnung für den Hochwasserschutz nicht alleine berappen. Die Stadt Zürich, die SBB, der Bund und die SZU-Bahn sollen sich ebenfalls an den Kosten beteiligen, so dass der Kanton am Schluss noch rund 100 Millionen Franken zahlen dürfte.
Velotunnel nicht möglich
Angesichts der Tatsache, dass der Stollen die meiste Zeit unbenutzt stehen wird, gab die SP dem Grünen Baudirektor Martin Neukom einen Wunsch mit: Er solle doch bitte erneut prüfen, ob der leere Stollen nicht als Velotunnel genutzt werden könnte.
Frühere Abklärungen hatten jedoch bereits ergeben, dass dies nicht möglich ist. Der Stollen wird also nur für den Ernstfall gebaut. (sda/pb)