07:42 BAUPROJEKTE

Erhöhung der Grimselstaumauer: Konzessionsgesuch eingereicht

Teaserbild-Quelle: KWO / David Ormerod

Die Kraftwerke Oberhasli haben am Dienstag beim Kanton Bern das Konzessionsgesuch für die Vergrösserung des Grimselsees eingereicht. «Es ist essentiell, beim Ausbau der Energiespeicher nun vorwärts zu machen», sagte KWO-Chef Daniel Fischlin. 

Visualisierung neue Staumauer Spitallamm

Quelle: KWO / David Ormerod

Visualisierung der Bogenstaumauer Spitallamm: Die neue Staumauer wird unmittelbar vor der bestehenden erstellt.

Die Kraftwerke Oberhasli (KWO) betreiben eine der komplexesten Wasserkraftanalgen im Alpenraum, wie Fischlin laut Mitteilung des Unternehmens vom Dienstag ausführte. «Es ist absolut sinnvoll, dieses System weiter auszubauen. Wir brauchen diesen Strom und auch die Flexibilität unserer Anlagen für eine sichere Stromversorgung in der Schweiz.»

Die KWO wollen die beiden Staumauern Seeuferegg und Spitallamm um 23 Meter erhöhen. Damit soll das Fassungsvermögen des seit fast 100 Jahren bestehenden Grimselstausees von heute 94 Millionen Kubikmeter auf 170 Millionen Kubikmeter gesteigert werden. Der Energieinhalt steigt von 270 auf 510 Gigawattstunden. 

Das Wasser für den Betrieb der Kraftwerke Oberhasli fällt zu 90 Prozent in den Sommermonaten an. Dann also, wenn aufgrund des Zubaus von Wind- und Sonnenenergie bereits viel, teilweise überschüssiger, Strom vorhanden ist. Versorgungstechnisch sei es daher sinnvoll, den grösseren Teil der Verarbeitung in die Wintermonate umzulagern. Dazu leiste das Grimselprojekt einen Beitrag. 

235-Millionen für Staumauer-Erhöhung 

Die Investitionskosten werden mit rund 235 Millionen Franken veranschlagt. Die Spitallammmauer ist eine Bogenstaumauer aus den 1930er-Jahren. Weil sie Sanierungsbedarf hatte, ersetzen die KWO diese Mauer derzeit. Die neue Mauer ist so berechnet, dass sie erhöht werden kann. Die alte Spitallammmauer soll dereinst im Wasser versinken. 

Die Seeufereggsperre ist eine Gewichtsstaumauer und muss nicht nennenswert saniert werden. Sie kann lediglich erhöht werden. Erhält der Höherstau des Grimselsees den behördlichen Segen, muss auch die Grimselpassstrasse auf einer Länge von rund 700 Metern verlegt werden. Die KWO wollen für ihr Projekt die Schwemmebene vor dem Unteraargletscher nutzen. Dieser hat sich um rund 2,5 Kilometer zurückgezogen. 

Jahrelanger Kampf um Erhöhung

Die Erhöhung der Grimselstaumauern hat eine lange und umstrittene Geschichte. Der See und die umliegenden Berge gehören seit den 1980er-Jahren zum Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung. Seit 2007 ist das Gebiet auch Teil des Unesco-Weltnaturerbes Jungfrau-Aletsch. 

In den 1980er und 1990er-Jahren bestand das Projekt Grimsel West. Der Widerstand von Umweltverbänden und Teilen der lokalen Bevölkerung war sehr gross, da unter anderem eine Moorlandschaft mit uralten Arven hätte unter Wasser gesetzt werden sollen. Das Projekt wurde schliesslich ad acta gelegt. 

1999 lancierten die KWO ein neues Investitionsprogramm mit dem Ziel, die Winterstromproduktion zu erhöhen. Das Projekt war in einzelne Teile gegliedert, die unabhängig von einander gebaut werden konnten. 

2005 reichten die KWO ein Baugesuch für die Vergrösserung des Grimselsees ein. Das Bundesgericht entschied schliesslich, dass die KWO das Projekt nicht in einem Bauverfahren, sondern in einem Konzessionsverfahren genehmigen lassen musste. Es entbrannte erneut ein Rechtsstreit um den Perimeter der Moorlandschaft, der 2017 vom Bundesgericht zugunsten der KWO entschieden wurde. 

Unterdessen war auch die Klimaerwärmung zu einem Dauerbrenner in der Schweiz geworden. Erneuerbare Energien wurden zum Gebot der Stunde. 

Visualisierung Trift Speichersee und Wasserkraftwerk

Quelle: PD

Visualisierung: Die Kraftwerke Oberhasli AG (KWO) plant im Triftgebiet im Gadmental den Neubau eines Speichersees und ein Wasserkraftwerk.

Landesweit 15 Wasserkraft-Projekte

Unter der Leitung der damaligen Bundesrätin Simonetta Sommaruga (SP) definierte 2021 ein «Runder Tisch Wasserkraft» 15 Projekte, die für die Schweiz zentral sind. Dazu gehört neben der Erhöhung des Grimselsees auch eine weiteres KWO-Projekt, die Staumauer an der Trift, mit der ein sich bildender Gletschersee gefasst wird. 

2023 nahmen die KWO die Überarbeitung des Konzessionsgesuchs an die Hand. Konkret beantragen die Kraftwerke Oberhasli eine Anpassung und Ergänzung ihrer Gesamtkonzession zur Nutzung der Wasserkraft im Oberhasli. Zuständig für diese Anpassung ist das Berner Kantonsparlament. Auch diesem Projekt dürfte Widerstand erwachsen, etwa vom Grimselverein, der sich für den Erhalt der Landschaften einsetzt. 

Die KWO gehören zur Hälfte dem Berner Energiekonzern BKW. Weitere Anteile halten Energie Wasser Bern, das Elektrizitätswerk der Stadt Zürich und die Industriellen Werke Basel. (sda/pb)


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