14:24 BAUPROJEKTE

El Alto: Kunterbunter Wohnen in Cholets

Geschrieben von: Silva Maier (mai)
Teaserbild-Quelle: Grullab, CC BY-SA 3.0, Wikimedia.org

Grau, braun und ziegelrot zieht sich El Alto westlich der bolivianischen Hauptstadt La Paz über die Hochebene des Altiplano. Auf einer Höhe von 4100 Metern gelegen, rangiert El Alto nicht nur unter den höchstgelegenen Metropolen der Welt, sondern zählt auch zu den am schnellsten wachsenden Städten Südamerikas. Seit Jahrtausendbeginn mehren sich in der Betonwüste Farbtupfer: Cholets, bonbonbunte Häuser der vermögenden Mittelschicht.

Cholet ist ein Kunstwort und setzt sich aus Chalet und Cholo zusammen. Chalet steht für ein Haus in den Bergen und Cholo für Menschen indigener Abstammung. Viele dieser Villen stammen aus der Feder des Architekten Freddy Mamani, der seine Karriere als Hilfsmaurer begonnen und sich später an der "Universidad Boliviana de Informática" von La Paz zum Bauingenieur ausgebildet hat. Wie viele seiner Kunden gehört auch Mamani zu den Aymara, zur grössten indigenen Volksgruppe Boliviens. In ihrer Kultur findet Mamani auch die Inspiration für seine Bauwerke: Sie sind ebenso bunt wie die Stoffe und Stickereien der Trachten, und die Vorlagen zu den Ornamenten liefern Schmetterlinge, Schlangen und Kondore, die in den Mythen der Aymara eine wichtige Rolle spielen.

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Das beinahe psychedelisch anmutende Design setzt sich im Innern der Häuser fort. Auch hier strahlen die glänzend gestrichenen Wände, Säulen und Balustraden in allen Regenbogenfarben. Die Häuser sind mehr als Wohnbauten: Im Parterre sind in der Regel Ladenlokale untergebracht, in den Stockwerken darüber Räume für Feste und in den oberen Etagen Wohnungen.

Mamani störte sich schon im Studium daran, dass kein spezifisch indigener Baustil existiert. Dafür, dass sich dies ändert, hat er einiges getan. So hat das wilde Design seiner Bauten heute auch einen Namen: neoandinisch. Zudem ist er nicht mehr der einzige, der Cholets entwirft, und er ist über Bolivien hinaus bekannt. Neulich hat Mamani für eine Ausstellung über südamerikanische Kunst in der Pariser «Fondation Cartier» einen Raum gestaltet. Über den neoandinischen Stil sagt er: «Unsere Strassen, unsere Gärten sind ziemlich grau. Wir geben ihnen mit der Architektur Farbe.»

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