09:09 BAUPROJEKTE

Der Turm des Anstosses auf Schloss Tarasp

Teaserbild-Quelle: Bild: PD

Seit letztem Jahr ist Not Vital Schlossherr von Tarasp. Nun will der international bekannte Bündner Künstler im dortigen Park eine begehbare Skulptur bauen – als Teil seines weltweiten Projekts. Doch er hat die Rechnung ohne den Amtsschimmel gemacht.

Sollte eigentlich bereits im Bau sein: Not Vitals «House to Watch the Sunset» zu Tarasp. (Bild: PD)

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Sollte eigentlich bereits im Bau sein: Not Vitals «House to Watch the Sunset» zu Tarasp.

Es ist ein ehrgeiziges Projekt, das den Bündner Künstler Not Vital derzeit umtreibt. Im Rahmen von «House to Watch the Sunset» will er auf jedem Kontinent eine begehbare Skulptur bauen. Dabei handelt es sich jeweils um einen 13 Meter hohen, kubischen Turm mit drei Geschossen, die je über eine eigene Aussentreppe erschlossen werden. Als europäischen Standort hat Vital den Park von Schloss Tarasp auserkoren. Das ist gut nachzuvollziehen. Schliesslich hat Vital die Unterengadiner Schlossanlage im März 2016 von der deutschen Adelsfamilie von Hessen für 7,9 Millionen Franken gekauft. Und dies mit dem erklärten Ziel, Schloss Tarasp mit zeitgenössischer Kunst, einem Skulpturenpark und weiterhin öffentlich zugänglichem Raum zu einer bedeutenden Kulturattraktion zu entwickeln.

Im Niger möglich, im Unterengadin schwierig

Eigentlich sollte der Tarasper Turm schon längst im Bau sein. Doch die Realisierung des Bauwerks, das gemäss den Initianten den einzigen Zweck hat, von dort «den Sonnenuntergang zu kontemplieren», lässt auf sich warten. Gesetzliche und behördliche Auflagen verzögern den Baustart der begehbaren Skulptur, wie die Zeitung «Südostschweiz» berichtete. Da es sich beim Projekt um eine Baute ausserhalb der Bauzone handelt, sieht das Raumplanungsgesetz zwingend dessen öffentliche Ausschreibung vor – dies trotz eines positiven Grundsatzentscheids des Scuoler Stimmvolks. Gemäss der «Südostschweiz» soll jedoch der Kanton Graubünden, der eigentlich für die Bewilligung solcher Bauten zuständig wäre, wegen Sicherheitsbedenken den Ball zurück an die Gemeinde Scuol gespielt haben. Es werde bereits diskutiert, ob die drei Aussentreppen mit einem Geländer versehen sein müssten, so die «Südostschweiz».

Ob Not Vital und seine Mitstreiter mit einer solchen Lösung leben könnten, bleibt abzuwarten. Dem Charakter des Kunstwerks dürften die Sicherheitsmassnahmen wenig zuträglich sein. Aber vielleicht wiehert der Bündner Amtsschimmel ja letztlich doch leiser. Ein Blick auf Niger, Indonesien und ins Amazonasgebiet könnte helfen: Dort konnte Vital nämlich bereits je einen Turm realisieren – und dies ganz ohne Sicherheitsauflagen. (gd)

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