Bypass Thun Nord nimmt Betrieb auf
Eine neue Strassenverbindung im Norden der Agglomeration Thun soll die Innenstadt und verschiedene Hauptverkehrsachsen vom Verkehr entlasten. Heute Donnerstagabend wird das rund 100 Millionen teure Bauwerk zwei Jahre vor dem ursprünglich geplanten Termin eröffnet.
Ein reibungsloser Bauablauf ohne unliebsame Überraschungen und die günstige Witterung mit schneearmen Wintern haben den raschen Baufortschritt ermöglicht. Der Gesamtkredit von 145 Millionen Franken wurde also um etwa einen Drittel unterschritten. Die Strassenverbindung ist als Bypass Thun Nord bekannt und soll mithelfen, die Thuner Innenstadt mit ihrem historischen Kern vor dem Verkehrskollaps zu bewahren.
Die Stadt Thun und umliegende Gemeinden sind in den vergangenen Jahrzehnten immer stärker zu einer Agglomeration verschmolzen. Wohn- und Arbeitsort liegen, wie überall in der Schweiz, immer weiter auseinander. Die Folge: wachsender Pendler- und Freizeitverkehr. Namentlich die historische Innenstadt mit ihren Aarebrücken und Engstellen fordert den Verkehrsteilnehmern Geduld ab. Aber auch Hauptverkehrsachsen ächzen unter der Verkehrslast.
Herzstück ist die "Alpenbrücke"
Der Bypass Thun Nord soll nun Abhilfe schaffen. Er verbessert die Erreichbarkeit zwischen Thun West und der Region Steffisburg/Heimberg und erschliesst auch Wirtschaftsentwicklungsgebiete im Norden der Stadt Thun und beim Bahnhof Steffisburg. Daher gilt das Bauwerk auch als wirtschaftliches Schlüsselprojekt für die Region. Der Bypass ist gut dreieinhalb Kilometer lang, 1650 Meter davon wurden neu erstellt. Als Herzstück gilt die 540 Meter lange Brücke über die Aare mit ihren 13 Pfeilern. Sie trägt den Namen "Alpenbrücke", da man von ihr aus bei klarem Wetter eine spektakuläre Sicht auf die Berner Alpen hat, wie die bernische Bau-, Verkehrs- und Energiedirektion am Donnerstag mitteilte.
Ausserdem wurden im Rahmen des Bypasses Thun Nord umfangreiche Anpassungen an der Bernstrasse, der Allmendstrasse und an der General-Wille-Strasse vorgenommen. Zum Bypass gehören auch die neuen Knoten an der Stockhornstrasse, in der Glättimühli und an der Mittelstrasse sowie die umgebauten Knoten Bernstrasse, ESP und Allmend.
Damit die Verkehrslösung ihre entlastende Wirkung entfalten kann, wurden und werden diverse Begleitmassnahmen realisiert. Dazu gehören unter anderem auch Einbahnabschnitte. Die Einführung des Einbahnverkehrs in der Innenstadt erfolgt aber nicht sofort, sondern im kommenden Frühling.
Grösstes Kantonsstrassenprojekt
Der Bypass Thun Nord ist das bisher grösste Berner Kantonsstrassenprojekt. Eingebettet ist der Bypass in einer Gesamtlösung, zu der auch Verbesserungen für den öffentlichen und den Veloverkehr gehören. Auch das Parking im Schlossberg, das Ende 2018 eröffnet wird, und ein Parkleit- und Verkehrsinformationssystem gehören zum Gesamtpaket.
Die bernische Bau-, Verkehrs- und Energiedirektorin Barbara Egger lobte am Donnerstag laut Redetext die "Weitsicht des Kantons, der Region und der Agglomerationsgemeinden" beim Projekt. Vor 16 Jahren wurde es in einem partizipativen Verfahren erarbeitet.
Die Region diskutiert seit mehr als einem halben Jahrhundert über eine Verbesserung der Verkehrssituation. Aufs Tapet kamen viele mehr oder weniger kühne Varianten: Brücken, Tunnel und Strassen im Norden und Süden der Region. "Am Schluss braucht es Mehrheiten und Finanzierungspartner, damit ein Projekt realisiert werden kann. Mit dem Bypass Thun Nord ist dies gelungen", betonte Stadtpräsident Raphael Lanz (SVP) laut Redetext. (sda)