Bypass-Luzern: Überdachung der A2 im Bereich Schlund wird geprüft
Die geplante Umfahrungsautobahn von Luzern soll nicht durch den Widerstand von Kriens blockiert werden. Bund, Kanton und Stadt Kriens haben sich darauf geeinigt, die Frage einer Überdachung der Autobahn in Kriens und damit einer Aufwertung des Siedlungsgebiets in einem separaten Verfahren zu prüfen.
Quelle: PD
Das geplante Bypass-Portal im Gebiet Grosshof/Sonnenberg in Kriens.
Der Transitstrassenverkehr soll künftig die Stadt Luzern auf einem neuen Autobahnabschnitt umfahren. Der sogenannte Bypass soll dabei zwischen Ibach im Norden von Luzern und Kriens im Süden durch einen 3,5 Kilometer langen Tunnel führen. Die heutige Autobahn soll zur Stadtautobahn umfunktioniert werden.
In Kriens löste das 1,8 Milliarden Franken schwere
Projekt breiten Widerstand aus, weil die Autobahn zwischen dem Tunnelportal des
Bypass im Grosshof und dem bestehenden Tunnel Schlund der A2 über eine rund ein
Kilometer lange Strecke offen durch das Siedlungsgebiet führen soll. Diese Gegend
wird schon heute durch die A2 geprägt.
Oben Park, unten Autobahn
Die Stadt Kriens machte sich für eine Einhausung der
Autobahn stark. Eine solche würde etwa ermöglichen, auf der Autobahn einen Park
sowie Fuss- und Velowege zu realisieren. Im letzten Sommer bezifferte das
Bundesamt für Strassen Astra die Kosten für eine komplette Einhausung auf 540
Millionen Franken, zudem rechnete es mit baulichen Verzögerungen.
Doch nun scheinen die Projektbeteiligten wieder am gleichen
Strick zu ziehen. Das Astra, der Kanton Luzern, die Stadt Kriens und der
Gemeindeverband Luzern Plus unterzeichneten am Mittwoch in Kriens eine
Absichtserklärung, die auf Vermittlung des Kantons zustande kam.
Demnach soll eine Testplanung zeigen, wie weit vom Tunnel
Schlund her eine weitergehende Überdeckung oder Einhausung der Autobahn und
eine Aufwertung des Gebiets möglich seien. Geprüft werden sollen die technische
und zeitliche Machbarkeit sowie die finanziellen Konsequenzen für den Bau, den
Betrieb und den Unterhalt.
Agglomeration entlasten
Gegenüber den Medien betonten der Luzerner Baudirektor
Fabian Peter (FDP) und Astra-Direktor Jürg Röthlisberger die Bedeutung des
Bypasses. Dieser werde die Stadt und die Agglomeration vom Strassenverkehr
entlasten, erklärten sie. Beide anerkannten aber auch, dass es im eng
überbauten Gebiet Zielkonflikte gebe.
Es sei offensichtlich, dass es an städtebaulicher Qualität
mangle, sagte Peter. Es gehe nun darum, ein gemeinsames Verständnis zu
schaffen. Der Bypass solle nicht in Frage gestellt werden.
Röthlisberger erklärte, dass der Bund sich mit bis zu 60
Prozent an den Kosten für regionale Massnahmen beteilige, mit denen die
Verträglichkeit und damit auch die Akzeptanz eines Strassenprojekts erhöht
werden könne. Es gehe nun darum, eine Win-Win-Situation zu suchen.
Chance zur «Stadtreparatur»
Ähnlich äusserte sich, aus lokaler Sicht, Christine Kaufmann
(Mitte), die Stadtpräsidentin von Kriens. Der Bau des Bypass solle als Chance zur
Stadtreparatur genutzt werden, sagte sie. Die Stadt könne mit einer überdachten
Autobahn bessere Möglichkeiten erhalten, sich zu entwickeln.
Die Testplanung zu einer Überdachung wird in einem separaten Verfahren zu dem des Bypasses geführt. Gegen das Ausführungsprojekt waren rund 90 Einsprachen eingegangen. Das Verfahren zum Bypass bleibe von der Testplanung unberührt, erklärte Röthlisberger. Als eine kostenmässige Herausforderung einer Überdachung bezeichnete er die Folgen für die Tunnellüftung.
Die Kosten für die Testplanung belaufen sich auf 0,5 bis 1 Million Franken und werden zu gleichen Teilen von Astra, Kanton Luzern und der Stadt Kriens getragen. Die Ergebnisse sollen bis Ende 2023 vorliegen.
Trotz Einhausung falscher Ansatz
Trotz der Vereinbarung wird der Bypass von Umweltorganisationen weiterhin grundsätzlich in Frage gestellt. Statt mit dem Ausbau der Autobahn neue Schäden zu verursachen und diese anschliessend mit einer Einhausung zu reparieren, wäre es sinnvoller, auf den Bypass zu verzichten, teilte der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS) mit.
Der VCS kritisierte ferner, dass die Frage einer
Überdachung losgelöst vom Projekt Bypass geprüft werde. Die Einhausung müsse
Bestandteil des Bypass-Projektes sein. (sda)