BKW könnte in Mühleberg langfristig neues Grosskraftwerk bauen
Seit fünf Jahren laufen die Rückbauarbeiten für das Kernkraftwerk Mühleberg. Bis 2027 muss die BKW beim Bundesamt für Energie ein Gesuch für die Nachnutzung des Areals einreichen. Wie das Unternehmen mitteilt, will es auf dem Gelände auch künftig Energie produzieren.
Quelle: BKW
Aushub eines der beiden 144 Tonnen schweren Generator-Statoren.
Am 20. Dezember 2019 wurde das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) abgeschaltet. Wenige Tage später starteten der Rückbauarbeiten, 2031 soll der nukleare Rückbau beendet und 2034 die gesamte Stillegung abgeschlossen sein.Laut Stilllegungsverfügung muss die BKW bis Ende 2027 beim Bundesamt für Energie ein Gesuch für die Nachnutzung des Areals einreichen.
Doch was geschieht danach mit Areal, das sich vom KKM bis zum Wasserkraftwerk Mühleberg erstreckt? Zurzeit prüft BKW die mittel- und langfristige Zukunft des gesamten Geländes, wie das Energieunternehmen mitteilt. Das Gebiet sei strategisch bedeutsam, da es über die nötige Infrastruktur und Anbindung für grössere Energieprojekte verfüge. «Eine blosse Umwandlung des KKM-Areals in eine grüne Wiese wäre aus Sicht der BKW nicht zielführend», erklärt dazu BKW-CEO Robert Itschner. Man wolle das Potenzial des Standorts nutzen und sinnvolle Lösungen für die nachhaltige Energieversorgung der Schweiz entwickeln. Die BKW hat darum nun Konsultationsgespräche mit dem Kanton Bern zur Nachnutzung aufgenommen.
Batteriespeicher in Kombination mit einem Rechenzentrum?
Das Gebiet des KKM eignet sich laut BKW ideal für eine energietechnische Nutzung, weil das gross und hervorragend an das Hochspannungsnetz angebunden sei. Wie diese aber ganz konkret aussieht, ist noch offen. «Denkbar sind verschiedene Optionen», sagt Itschner. Mittelfristig wäre zum Beispiel ein Batteriespeicher zur Stabilisierung des Stromnetzes möglich, allenfalls in Kombination mit einem Rechenzentrum. Wie die BKW schreibt, bieten diese Technologien zusammen eine flexible und effiziente Lösung, um Schwankungen im Stromnetz zu begegnen und Energie aus erneuerbaren Quellen, wie Wind- und Sonnenenergie, bedarfsgerecht bereitzustellen oder vielmehr zu nutzen.
Längerfristig, das heisst über die Energiestrategie 2050 des Bundes hinaus, können sich Verantwortlichen am dann ehemaligen KKM-Standort auch CO2-arme Grosskraftwerke vorstellen. (mai/mgt)
Rückbau Kernkraftwerk Mühleberg
Der Rückbau ist laut Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) sowohl zeitlich als auch finanziell auf Kurs, hiess es bei der BKW am Donnerstag. Die Kosten sind vom Konzern auf beinahe 1 Milliarde Franken geschätzt worden
Seit Anfang September 2023 ist das Kernkraftwerk Mühleberg (KKM) nun kernbrennstofffrei. Zuvor sind während zweier Jahre total 418 ausgediente Brennelemente ins Zwischenlager nach Würenlingen gebracht worden, dafür waren 66 Transporte nötig. Wie die BKW schreibt, ist mit dem Abtransport der letzten Brennelemente die Radioaktivität im KKM um über 99 Prozent reduziert worden.
Aktuell werden die Kerneinbauten zerlegt, diese Arbeiten sollen bis Ende nächsten Jahres abgeschlossen sein. Gleichzeitig läuft die Demontage in der Kondensation des Maschinenhauses, zudem sind werden diverse Arbeiten im Reaktorgebäude ausgeführt. - Das Schneiden und Verpacken der stark aktivierten Steuerstäbe konnte laut BWK im Oktober 2024 erfolgreich abgeschlossen werden.
Ende 2031 ist der nukleare Rückbau abgeschlossen. Mit Erreichen dieses Meilensteins stelle das KKM keine radiologische Gefahrenquelle mehr dar, so die BWK. Dann kann . mit Feststellung und Bestätigung durch die Behörden - der konventionelle Rückbau beginnen, sodass das Areal des KKM für eine Nachnutzung bereit ist.
Heute sind noch immer wie bei der Abschaltung rund 300 Mitarbeiter für das Kernkraftwerk Mühleberg tätig. Sie sind nun für den Rückbau verantwortlich. (mai/mgt/sda)
Mehr dazu im Artikel Rückbau von Kernkraftwerk Mühlberg: Über 3500 Tonnen Material demontiertvom 16. Dezember 2020
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Com_FC27-3203-014
Das Kernkraftwerk Mühleberg im Bau, um 1970. Der Bau startete 1967, 1972 nahm das KKW den kommerziellen Betrieb auf.