Biomedizin-Neubau in Basel wird 153 Millionen Franken teurer
Die Universität Basel plant auf dem Life-Science-Campus Schällemätteli ein neues Forschungsgebäude für das Departement Biomedizin. Wie die Regierungen beider Basel am Mittwoch mitteilten, wird der Neubau nun 153 Millionen Franken teurer als geplant.
Quelle: Burckhardt+Partner
Soll das neue Forschungsgebäude des Uni-Departements für Biomedizin dereinst aussehen.
(Artikel aktualisiert, 16.11.2022, 16:40 Uhr)
Mit dem Neubau entsteht ein neues Forschungsgebäude für das
Departement Biomedizin (DBM) der Universität Basel mit Platz für etwa 900
Mitarbeiter und 200 Studenten. Der Neubau wird verteilt auf drei
Untergeschosse, ein Erdgeschoss und acht Obergeschosse und eine Fläche von
37‘000 Quadratmetern aufweisen. Implenia wird das Projekt als
Totalunternehmerin realisieren.
Mehrkosten von 153 Millionen Franken
Die Investitionsmittel für den Neubau werden von der
Universität auf dem Finanzmarkt beschafft. Eine Kreditsicherungsgarantie der
beiden Trägerkantone Basel-Stadt und Baselland ermöglicht dabei, dass die
Universität die nötigen Kredite zu günstigen Konditionen aufnehmen kann. Dafür
hatten beide kantonalen Parlamente 2014 eine Garantie in der Höhe von 212 Millionen
Franken gewährt. Seither wurde das Projekt weiterentwickelt.
Wie die Regierungen beider Kantone am Mittwoch mitteilten,
wird der Neubau nun aber 153 Millionen Franken teurer als geplant. Als Gründe
für die Mehrkosten werden die längere Ausführungsdauer – sie wurde von
ursprünglich drei auf neu sechseinhalb Jahre veranschlagt –, die gestiegenen
Baupreise und die Teuerung sowie die «Berücksichtigung der Projektkomplexität
aufgrund der Erfahrungen aus dem Biozentrum-Neubau» genannt.
Fehler von Biozentrum nicht wiederholen
«Wenn man die Planungsgrundlage anschaut, ist die Zahl
plausibel. Es ist kein Schock, sondern eine ehrliche Darlegung dessen, was es
braucht, wenn man ein Top-Forschungszentrum haben will», sagt der Basler
Erziehungsdirektor Conradin Cramer gegenüber der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Somit
sei die Situation nicht vergleichbar mit dem Neubau Biozentrum (NBZ).
Dort wurden erst nach Baubeginn Mehrkosten von rund 100
Millionen Franken sowie eine mehrjährige Bauverzögerung bekannt. «Man hat
die Lehren daraus gezogen und man hat sie diesmal in einer frühen Phase gezogen
– gebaut ist noch nichts», sagt Cramer. «Was beim Biozentrum passiert ist, darf
nicht nochmals passieren und wird so nicht mehr passieren.»
Realisierungsdauer wurde unterschätzt
Der Gesamtkreditbetrag von 2014 beruhte auf einer
«rudimentären Grobkostenschätzung» und habe sich im Submissionsverfahren für
den Totalunternehmer als «nicht ausreichend» herausgestellt, heisst es in der
Mitteilung. Darüber hinaus sei auch die Realisierungsdauer unterschätzt worden.
Mit der Offerte von Implenia, die auf dem ausgearbeiteten Bauprojekt und dem
2021 eingereichten Baugesuch basiert, liege nun eine verlässliche Kosten- und
Terminplanung vor.
Auch für die Baselbieter Bildungsdirektorin Monica Gschwind
kommen die neu berechneten Mehrkosten nicht überraschend. «Bei der Erstellung der Vorlage von 2014 durch das
Baudepartement Basel-Stadt wurden dieselben ungenügenden Grundsätze für die
Kostenschätzung angewandt, wie damals für den Neubau Biozentrum», schreibt
Gschwind auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Auf der Basis der Erkenntnisse aus dem NBZ sei die Planung
für das DBM neu analysiert und aufgegleist worden. Nun liege eine genaue
Bestellung und eine detaillierte Offerte mit Kostendach vor. Gschwind ist der
Ansicht, die Lehren aus dem Biozentrum-Projekt seien «genau rechtzeitig für das
nächste Grossprojekt gezogen» worden.
Die wesentlichen Erkenntnisse aus einer Analyse der Bauherrenberatung Brandenberger und Ruosch seien in das DBM eingeflossen. «Auch der Einbezug der Parlamente erfolgt genau zum richtigen Zeitpunkt, nämlich vor Baubeginn», so Gschwind.
Totalunternehmer-Modell bei Biomedizin-Neubau
Die Regierungen beider Basel beantragen ihren Parlamenten nun eine paritätische Erhöhung der Kreditsicherungsgarantien für den DBM-Neubau um je 76,5 Millionen Franken. Zudem wird eine Erhöhung der Ausgabenbewilligungen für die Rückbaukosten des alten Biozentrums um je drei Millionen Franken beantragt. Diese steigen gemäss Mitteilung, weil sich auch das Rückbauverfahren beim alten Biozentrum als komplexer erwiesen hat, als ursprünglich geplant.
Ein weiterer Unterschied zum Biozentrum liegt im
Verantwortungsbereich. «Der Lead in der Projektleitung lag vorher beim Basler
Bau- und Verkehrsdepartement, seit 2019 allein bei der Universität», sagt Rolf
Borner, Direktor Infrastruktur und Betrieb bei der Universität Basel. Während
es beim Biozentrum einen Generalunternehmer und Einzelleistungsträger gab, gilt
beim DBM das Totalunternehmer-Modell, wie Borner erklärt.
Zudem sei die Projektorganisation verstärkt worden.
Qualitätssicherungs-Ingenieure hätten die Planung laufend überprüft, um schon
im Vorfeld und nicht erst während des Baus Fehler zu finden. Auch nach der
voraussichtlichen Fertigstellung des Forschungsgebäudes im Jahr 2031 wird das
Forschungsgebäude Folgekosten generieren.
«Diese werden dann von den beiden Trägerkantonen über die Globalbeiträge finanziert werden müssen, was bereits Bestandteil der jetzigen Vorlage ist», sagt Borner. Die Folgekosten würden in den ersten zehn Jahren jährlich 19,5 Millionen Franken betragen. Diese Beträge umfassten die Amortisation der Gebäudekosten und Ausstattung, Baurechtszinsen, Betriebskosten und die Instandhaltung. (mgt/sda/pb)