Biel und Nidau: Ende oder «weitere Ehrenrunde» für Agglolac?
Vorerst ist Agglolac gescheitert. Die Stadträte von Biel und Nidau lehnten die für das neue Stadtquartier auf der ehemaligen Expo-Brache am Bielersee nötigen vertraglichen und planerischen Grundlagen ab.
Quelle: zvg
In einer ersten Bauphase hätte der Grüngürtel oder vielmehr der Erholungsraum am Ufer gestaltet werden sollen.
Auf dem einstigen Expo-Gelände am Bielersee, an der
Stadtgrenze von Biel und Nidau, hätte mit Agglolac ein völlig neuer Stadtteil
für 1700 Personen entstehen sollen. Nebst Wohnflächen, die zum Teil
gemeinnützige Wohnungen umfassen sollten, beinhaltete das Projekt einen
grosszügigen Uferpark sowie eine Vergrösserung des Barkenhafens, der von einer
Promenade hätte umsäumt werden sollen. Diese Pläne werden nun nach Jahren der
Planung und endlosen Diskussionen begraben.
Nein zur baurechtlichen Teilgrundordnung
Die Stadträte von Biel und Nidau sagten Nein zu den für das
Projekt nötigen vertraglichen und planerischen Grundlagen. Beide Stadträte
lehnten sowohl die Bildung eines Gemeindeverbands ab, der zusammen mit der
Immobilientwicklerin Mobimo AG das Projekt hätte vorantreiben sollen, als
auch das Vertragswerk, das die Übertragung von Grundstücken an den
Gemeindeverband hätte sichern sollen.
Wie die Mobimo in einem Communiqué festhält, nimmt sie den
Entscheid mit Bedauern zur Kenntnis und verweist darauf, dass man nun mit den
Städten eine Standortbestimmung vornehmen will.
Der Stadtrat von Nidau sagte auch zur baurechtlichen Teilgrundordnung Agglolac Nein. Diese hätte die Voraussetzung dafür geschaffen, das auf dem Gelände hätte gebaut werden sollen. Die Entscheide fielen hauchdünn aus, in zwei Fällen per Stichentscheid des Ratspräsidenten. – Damit sind die für Juni vorgesehenen Volksabstimmungen nun hinfällig geworden.
Städtpräsidentin von Nidau warb erfolglos für Agglolac
Gestern im Rat hatte Nidaus Stadtpräsidentin Sandra Hess (FDP) erfolglos für die Zustimmung zum Grossprojekt geworben. Mit Agglolac könne sich Nidau hin zum Wasser entwickeln. Es habe Mut, Hartnäckigkeit und eine Vision gebraucht, um das Projekt soweit voranzutreiben, dass es jetzt dem Stadtrat und bei Zustimmung, dem Volk vorgelegt werden könne. «Agglolac ist nicht einfach ein Wohnbauprojekt», betonte Hess. Es sei der Wille, die Stadt zu erweitern und vielfältiges Leben am Wasser zu ermöglichen.
Widerstand kam von der SVP: Agglolac werde beim Volk keine Chance haben, zeigte sich Stadtrat Leander Gabathuler überzeugt. Es wäre unseriös, wenn der Stadtrat seine Arbeit nicht mache und einfach ein unausgegorenes Projekt durchwinke, damit das Volk selber schauen möge. Die Volkspartei stellte sich laut Gabathuler nicht gegen eine neue Nutzung des Geländes. Sollte Agglolac abgelehnt werden, mache sich die SVP für einen Dialogprozess stark, in den die Bevölkerung von Anfang an einbezogen werde. Ein Nein zu Agglolac sei eine Chance, um ein mehrheitsfähiges Projekt zu erarbeiten.
Auch die SP wollte nicht einfach «durchwinken», wie Tobias Egger namens der Fraktion sagte. Sollte das Projekt in der ersten Runde scheitern, wäre das weder für den Investor Mobimo noch für Nidau ein Drama. Das Projekt könne Korrekturen und eine Ehrenrunde aushalten. (mai/mgt/sda)
Links
Website zum Projekt: www.agglolac.ch
Mehr zur Geschichte des Projekts im Baublatt-Artikel Projekt Agglolac in Nidau: Schiff nimmt Fahrt auf vom 25.10.2019