Bern: Migros begräbt Umbaupläne für Markthalle
Die Genossenschaft Migros Aare zieht dem Projekt für den Umbau der Markthalle zu einem städtischen Treffpunkt den Stecker. „Unüberbrückbare Differenzen“ bei der Übernahme des Mietvertrags von Media-Markt, zeitliche Verzögerungen und dadurch „markant gestiegene Planungskosten“ haben den orangen Riesen zu diesem Schritt bewogen.
Die Markthalle am Bubenbergplatz mitten in Bern hätte ein Mikrokosmos kreativer Gastronomie werden sollen. Die Genossenschaft Migros Aare wollte dem Treffpunkt seinen früheren Charakter zurückgeben und dafür acht Millionen Franken investieren: das Marktgefühl hätte wieder aufblühen, Berner, Besucher und Touristen hätten dort geniessen, verweilen und sich begegnen sollen. Die Migros sah ihre Chance dafür letztes Jahr gekommen, als Media-Markt bekanntgegeben hatte, den Fachmarkt in der Markthalle zu schliessen. Sie wollte den Mietvertrag übernehmen.
Doch nun sind die orangen Visionen verpufft: Wie die Genossenschaft in einer Mitteilung schreibt, beendet sie das Umbauprojekt. Den Ausschlag hätten „unüberbrückbare Differenzen“ bei der geplanten Vertragsübernahme gegeben. Ausserdem seien nach wie vor Einsprachen gegen den Umbau hängig. Sie betreffen sowohl die Anlieferung als auch Littering und Lärm. Entsprechend ist auch noch keine Baubewilligung vorhanden. Der ursprünglich geplante Eröffnungstermin (Ende 2017/Anfang 2017) ist inzwischen ebenfalls verstrichen. Weitere Bedenken hatte die Migros wegen zahlreicher Auflagen. Zwar hätte sie mit entsprechenden Konzepten Lösungen für Beanstandungen bezüglich Anlieferung und Littering anbieten können. Beim Lärm sieht es dagegen anders aus: „Dafür wären erhebliche konzeptionelle Einschränkungen nötig, die gesamthaft zu schwer wiegen: Verzicht auf Live-Musik und Tanzbetrieb, reduzierte Öffnungszeiten und Verzicht auf die Öffnung des Glasdachs von März bis Oktober.“ Aus all diesen Gründen habe man auch noch keine Verträge abschliessen können, weder mit Mietern noch mit der Eigentümerin der Liegenschaft, der Cityhof Bern AG. Durch die zeitliche Verzögerung seien zudem die Planungskosten mittlerweile „markant angestiegen“.
Die Migros bedauert das Ende der „Neuen Markthalle“. Sie habe stets betont, dass das Projekt eine Herzensangelegenheit sei, um der Stadt Bern die Markthalle in ihrer ursprünglichen Nutzung zurückzugeben. Gleichzeitig habe sie aber auch – so heisst es am Ende der Medienmitteilung – signalisiert, dass sie das Projekt nicht um jeden Preis umsetzen wolle und könne.
Die Berner Markthalle mit ihren Cafés und Läden war beliebt. Als sie 2013 ihre Tore schloss, trauerten die Berner dem Angebot nach. Als dann Media-Markt in die Räumlichkeiten einzog, kam es sogar zu zwei Demonstrationen.
Media-Markt weist Schuld zurück
Media-Markt Schweiz hat erstaunt auf das Vorgehen der Genossenschaft Migros Aare reagiert. Eine Schuld am Scheitern der Verhandlungen zur Übernahme des Mietvertrags der Berner Markthalle weist die Elektronik-Kette von sich. Media-Markt habe sich an alle schriftlichen Abmachungen gehalten, betont das Unternehmen in einer Mitteilung. Hingegen sei die Migros Aare mit der Übernahme der Markthalle in Verzug. Aus diesem Grund habe Media-Markt eine Nachverhandlung über die vereinbarte Entschädigungszahlung verlangt. Die Elektronik-Kette hatte sich nach eigenen Angaben bereit erklärt, der Migros Aare für die Übernahme der Markthalle eine Zahlung im „hohen einstelligen Millionenbereich“ zu leisten. Davon habe Media-Markt bereits einen substantiellen Teil bezahlt, hielt das Unternehmen weiter fest. Der Elektronikfachhändler erwartet von der Migros, dass diese „ihren vertraglichen Verpflichtungen nachkommt und an den Verhandlungstisch zurückkehrt“.
Die Berner Stadtregierung bedauerte das Scheitern der Verhandlungen. Der Gemeinderat habe das geplante Projekt nach dem Vorbild der beliebten, alten Markthalle, sehr begrüsst, schreibt er in einer Mitteilung. Die Stadt zeigte sich bereit, bei Bedarf mit den Beteiligten die Situation zu analysieren. (mt/sda)