Titlis: Herzog & de Meuron auf dem Gipfel
Sie erinnert an einen gigantischen Kristall: die geplante Bergstation auf dem Titlis. Weil sie an ihre Kapizitätsgrenzen stösst soll sie mit einem Neubau ersetzt werden. Die Architektur stammt von Herzog & de Meuron.
Über eine Million Touristen lockt das gewaltige Bergpanorama jährlich auf den Titlis. In Spitzenzeiten sind hier pro Tag rund 2000 Gäste unterwegs. Auch wenn die Bergstation der Seilbahn im Laufe der Zeit immer wieder an die zunehmenden Besucherströme angepasst worden ist, stösst sie an ihre Grenzen. Darum wollen die Titlis Bergbahnen sie durch einen Neubau ersetzen. Des Weiteren sollen der Richtstrahlturm und der Stollen, der die Gletschergrotte mit der Aussichtsplattform am Südwandfenster verbindet, aufgewertet sowie ausgebaut werden.
Beauftragt haben die Titlis Bahnen mit dem Projekt Herzog & de Meuron: Diese schlagen für die Bahnstation einen gläsernen Balken vor, der sich wie ein Kristall über den Fels schiebt. Die bestehende Seilbahn wollen sie in das Gebäude integrieren. Laut Medienmitteilung wird sie so zu einer Inklusion, wie man sie bei Kristallen findet. Im Gebäude sind im obersten Geschoss zwei Gruppenrestaurants geplant sowie ein Selbstbedienungsrestaurant mit 550 Plätzen. Den Turm wollen Herzog & de Meuron mit zwei verglasten Balken erweitern: Sie werden gewissermassen kreuzweise in den oberen Bereich hineingeschoben und auf dieselbe Weise erstellt wie das bereits bestehende Bauwerk. Auch hier sollen Gastronomieflächen Platz finden: Neben 330 Sitzplätzen sind eine Lounge, eine Bar und ein Restaurant vorgesehen.
Bei alldem kann man sich die Frage stellen, ob es nötig ist, auf dem Titlis ebenso wie auf anderen Gipfeln Infrastrukturen für immer noch mehr Besucher zu schaffen. Herzog & de Meuron bemerken im Text zu ihrem Projekt: «Für die Schweizer ist es selbstverständlich, mit Auto oder Zug, Seilbahn oder Fahrrad quasi jeden Quadratmeter des Landes erkunden zu können.» Meistens seien aber schöne Orte in der Höhe mit reinen Zweckbauten nur so ausgestattet, um Leute hinauf und wieder herunter zu bringen sowie allenfalls zu verpflegen. «Selten gab es eine architektonische Absicht dahinter, mit Ausnahme der frühen touristischen Fixpunkte der Hotellerie.» Dies will das Basler Büro ändern. Sein Projekt gehöre zu einer neuen Generation alpiner Architektur, die versuche, dem Besucher der atemberaubenden Landschaft eine entsprechende architektonische Plattform zu bieten.