Bauprojekte im Kanton St. Gallen: Solarstrom vom Felsen
Der Kanton hat für den HSG-Campus einen neuen Architekturwettbewerb lanciert, in Wattwil sind die Bauarbeiten für einen Schulcampus gestartet und in Amden soll an einer Felswand Solarstrom produziert werden. Eine Übersicht zu Projekten im Kanton St. Gallen.
Quelle: Kanton St. Gallen
Das Projekt «Haus im Park» des Zürcher Architekten Pascal Flammerer wurde mit dem 1. Preis ausgezeichnet.
Erneuter Wettbewerb für HSG-Campus
St. Gallen – Der Kanton will zusammen mit der Universität St. Gallen (HSG) auf dem Areal Platztor in der Stadt St. Gallen einen zweiten Campus bauen. Letztes Jahr widerrief die Regierung in diesem Zusammenhang aber den Zuschlag für das Projekt «Haus im Park» (siehe Visualisierung oben), das 2021 den Architekturwettbewerb für den neuen Campus gewonnen hatte. Dieses hätte sich in den letzten zwei Jahren nicht zufriedenstellend weiterentwickelt, hiess es damals. Es bestünden Zweifel, ob sich die Mängel nach dieser Zeit noch beheben liessen. Dies ergab laut Kanton eine im Juni 2023 in Auftrag gegebene Prüfung durch das zuständige Preisgericht. Das Siegerprojekt wurde in der Folge widerrufen.
Am 30. September hat der Kanton nun einen neuen
Projektwettbewerb ausgeschrieben. In einem ersten Schritt werden sich
Planungsteams mit Referenzprojekten bewerben. Daraus wählt eine Jury maximal 16
Teams aus, die zum Projektwettbewerb zugelassen und bis Anfang Mai einen
Projektvorschlag ausarbeiten werden. Mit diesem Verfahren wird laut dem Kanton
sichergestellt, dass ausgewiesene Architekturbüros am Wettbewerb teilnehmen.
Im Sommer 2025 soll das neue Siegerprojekt gekürt werden. Ein Baustart wäre
frühestens 2028 möglich, mit der Fertigstellung ist voraussichtlich 2031 zu
rechnen. Die Bevölkerung stimmte dem Campus-Vorhaben im Jahr 2019 zu und
bewilligte einen Kredit in der Höhe von 160 Millionen Franken. Sowohl der Bund
wie auch die HSG und die Stadt St. Gallen
beteiligen sich finanziell am Projekt. Die Gesamtkosten betragen rund 207
Millionen Franken.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: indievisual AG
Visualisierung: So soll das neue St. Galler Staatsarchiv dereinst aussehen.
Staatsarchiv: Neuer Wissensspeicher für den Kanton
St. Gallen – Der zentrale Wissensspeicher des Kantons St. Gallen – das Staatsarchiv –, verteilt sich aktuell auf drei Standorte. Diese sind inzwischen aber zu klein und sanierungsbedürftig. Zudem fehlen eine zeitgemässe Besucherinfrastruktur und moderne Werkstätten für die Aktenaufbereitung. Der Kanton plant deshalb ein neues Staatsarchiv, das künftig an einem Standort konzentriert wird und mehr Platz bietet. Dafür auserkoren wurde das ehemalige Zivilschutzausbildungszentrum Waldau in der Stadt St. Gallen. Für die künftige Nutzung als Staatsarchiv soll das bestehende Gebäude umgebaut und um einen Magazintrakt erweitert werden.
Seit Anfang Jahr steht das Siegerprojekt des Architekturwettbewerbs fest; der Entwurf «Paper Landscape» der Richter Tobler Architekt*innen aus Basel. Der Vorschlag setzt auf wenige gezielte Eingriffe in die Gebäudestruktur und schlägt für den Magazinneubau ein fünfgeschossiges, unterirdisches Bauvolumen vor. Der Name «Paper Landscape» weist auf «die Verschmelzung von Nutzung und Landschaft» hin: Ein gewölbtes Erdrelief soll die im Untergrund verborgene Statik des Archivmagazins im Zugangsbereich lesbar machen. Die Bauarbeiten sollen voraussichtlich im Jahr 2026 starten. Das St. Galler Stimmvolk genehmigte für den neuen Wissensspeicher im Mai 2022 einen Kredit von 36 Millionen Franken.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: Kantonsschule Wattwil
In zwei Jahren soll dieser Neubau der Kantonsschule Wattwil fertig sein.
Startschuss für «Campus Wattwil» ist erfolgt
Wattwil – Mit dem Ersatzneubau der Kantonsschule in Wattwil ist Anfang September die erste Bauetappe des Gesamtvorhabens «Campus Wattwil» gestartet. Der rund 73,5 Millionen teure Neubau wird auf dem Areal der heutigen Aussensportanlage Rietstein erstellt und Platz für 720 Schülerinnen und Schülern bieten. Auf rund 14 100 Quadratmetern Geschossfläche sollen 39 Schulzimmer sowie weitere Räume wie Labore und Gruppenräume entstehen. Aktuell sind die Aushubarbeiten im Gange. Das neue Schulgebäude wird als dreigeschossiger, rund 90 Meter langer und 50 Meter breiter Holzbau mit einem Attikageschoss realisiert.
Die über 6000 Kubikmeter Konstruktionsholz für den Schulneubau sollen diesen Winter in Schweizer Wäldern geschlagen werden – ein Grossteil davon laut Kanton in Toggenburger Wäldern. Voraussichtlich im Sommer 2026 kann der Neubau bezogen werden. Anschliessend startet mit der Erneuerung und Erweiterung des Berufs- und Weiterbildungszentrums Toggenburg (BWZT) die zweite Bauetappe für den «Campus Wattwil». Letzterer wird sich künftig aus dem nun im Bau befindlichen Neubau und den bestehenden BWZT-Gebäuden zusammensetzen. Teile der Infrastruktur wie die Aula und Mensa werden sich die Schulen teilen. Insgesamt betragen die Kosten für den Campus 108 Millionen Franken.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: PD
Visualisierung: So soll die Solaranlage am Walensee dereinst aussehen.
«Felsenstrom» in Amden: Solarstrom vom Felsen am Walensee
Amden – Bei der südlich ausgerichteten Flanke unterhalb der Churfirsten befindet sich direkt am Walensee der ehemalige Steinbruch Schnür. An dieser Stelle planen die St. Gallisch-Appenzellischen Kraftwerke AG (SAK) sowie die Elektrizitätswerke des Kantons Zürich (EKZ) unter dem Projektnamen «Felsenstrom» eine grosse Solaranlage. Diese soll beim Steinbruch an einer senkrechten Felswand erstellt werden und dereinst eine Fläche von 61 000 Quadratmetern bedecken. Das Grundstück des Steinbruchs ist im Besitz der Gemeinde Quinten, befindet sich aber auf dem Gebiet der Gemeinde Amden. Gerechnet wird mit einem jährlichen Stromertrag von 15,5 Gigawattstunden. Gegen die Pläne wehrt sich nun aber die «Interessengemeinschaft Prowalensee» aus Mühlehorn GL.
Ein zentraler Punkt der Kritik ist «die Verschandelung beziehungsweise Industrialisierung einer geschützten Landschaft», wie die IG im März mitteilte. Damit wird aus Sicht der Gemeinschaft ein Präzedenzfall für ähnlich ungeeignete Projekte in der Schweiz geschaffen. Weiter warnen laut der Interessensgemeinschaft Experten davor, dass die Solarpanels der Anlage wesentlich mehr blenden würden, als von den Betreibern behauptet. Auch Sicherheitsbedenken bringt die IG an. Inzwischen hat der Gemeinderat von Amden das Projekt genehmigt. Die Auswirkungen des Projekts auf Amden und die umliegenden Gemeinden und Regionen seien berücksichtigt worden, teilte dieser im April mit. Seit Mitte September liegt das Baugesuch öffentlich auf. Die Interessensgemeinschaft plant in diesem Zusammenhang nun eine Sammeleinsprache gegen das Projekt.
www.ekz.ch – prowalensee.ch (Opposition)
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen
Quelle: zvg. Stadt St. Gallen
Modellbild des geplanten Betriebsgebäudes für die Technischen Betriebe in St. Gallen.
Kein gemeinsames Betriebsgebäude wegen Kostenexplosion
St. Gallen – Im Jahr 2018 erteilte das St. Galler Stadtparlament dem Stadtrat den Auftrag, einen Studienauftrag mit einem Vorprojekt für ein gemeinsames Busdepot der Verkehrsbetriebe St. Gallen (VBSG) und einem Betriebsgebäude für die Direktion Technische Betriebe (DBT) an der Rechenstrasse auszuarbeiten. Es bewilligte dafür einen Verpflichtungskredit von rund 2,5 Millionen Franken. Aus einem Projektwettbewerb ging daraufhin 2020 der Entwurf «Auf Schönwegen» von Durisch + Nolli Architetti aus Massagno als Sieger hervor. Die Planungsgemeinschaft integrierte danach Kritikpunkte des Preisgerichts in ihre Vorprojektplanungen und entwickelte das Projekt weiter.
Seit Ende 2023 ist aber klar: Das Projekt wird vorerst sistiert. Grund dafür sind erhebliche Mehrkosten. Die Investitionen wären gemäss einer Vorprojektplanung von 115 Millionen auf voraussichtlich 259 Millionen Franken angestiegen. Laut Stadtrat wurden insbesondere in den Bereichen Nachhaltigkeit, Logistik, Betriebseinrichtungen, Lagerflächen sowie der Umstellung von dieselbetriebenen auf elektrisch betriebene Busse «kostentreibende Anforderungen» gestellt. Zwar wurde das Projekt auf bauliche und betriebliche Optimierungen geprüft, jedoch wären die Einsparmassnahmen laut Stadtrat nicht ohne massgebliche betriebliche Einschränkungen umsetzbar. Deshalb wird nun auf eine örtliche Zusammenlegung der VBSG und der DBT-Dienststellen verzichtet. Stattdessen sollen die Projekte für ein Depot der VBSG und ein Betriebsgebäude für die Stadtwerke als separate Vorhaben weiterverfolgt werden. Im Herbst 2025 sollen dem Stadtparlament eine oder mehrere Projektvorlagen unterbreitet werden.
Weitere Bauprojekte im Kanton St. Gallen