Bata-Park in Möhlin: Umsichtige Umnutzung
Wo einst Schuhe für den Bata-Konzern geschustert wurden, wird heute gewohnt: in den Hallen 1 und 2 des Bata-Park in Möhlin. Die mit viel Fingerspitzengefühl umgenutzten, denkmalgeschützten Bauten hat der Aargauer Heimatschutz mit seinem Preis als „beispielhaft“ geehrt.
Quelle: Sammlung ETH-Bibliothek, C BY SA 4.0, Wikimedia.org
Damals wurde im Batapark noch gearbeitet: Die Fabrikhallen (hinten), die Wohnbauten (Mitte) und das Clubhaus (vorne) um 1955.
Die River Rouge Plant von Ford in Detroit faszinierte den Bata-Schuhkonzerngründer Tomáš Bata: Hier wurde nicht nur gearbeitet, sondern auch gewohnt. Beseelt von der Idee, dass seine Angestellten nicht nur auf dem Areal arbeiten, sondern auch noch wohnen können sollten, schuf der tschechische Unternehmer zunächst vor rund hundert Jahren in Tschechien, später in Grossbritannien, Frankreich, Kanada, Indien und den Niederlanden ähnliche Anlagen.
Das letzte Batadorf nahm 1932 im aargauischen Möhlin den Betrieb auf. Es war klar nach Funktionen unterteilt: im Norden befanden sich die Werkhallen, die Siedlung aus 25 Wohnhäusern lag im mittleren Teil und ein Clubhaus für Freizeit im Süden. Zeitweise arbeiteten bis zu 700 Angestellte hier. Doch 1990 wurde der Betrieb eingestellt, heute steht das Areal unter Denkmalschutz.
Wohnen in der Fabrikhalle
Schliesslich übernahm die Jakob Müller AG den Batapark – mit dem Ziel für eine gute Mischung „von Wohnen und Gewerbe, von Erholung und Produktivität“ zu sorgen. Dies soll geschehen, indem das einerseits das bestehende Ensemble vollständig erhalten und saniert wird, andererseits indem darum herum neue Wohnbauten entstehen. Unter der Leitung des Büros Bäumlin +John AG sind die Hauptbauten des Areals, die das Clubhaus sowie die Hallen 1 und 2 saniert und umgenutzt worden. Der Aargauer Heimatschutz hat das Projekt mit seinem diesjährigen Preis als „beispielhafte Erhaltung von Bauten der 1930er-Jahre im Kanton Aargau“ geehrt.
Vor allem die beiden Hallen, die zu Wohnbauten umfunktioniert worden sind, sorgten für die und andere Herausforderung. Es handelt sich hierbei um zwei Betonskelettbauten, deren markante Fassaden vor allem von grosszügigen Sprossenfenstern geprägt sind.
Als besonders knifflig habe sich die Wärmedämmung erwiesen, heisst es in der Dokumentation zum Projekt der Bäumlin+John AG. Dies, weil eine Aussendämmung nicht infrage kam, da sie den Charakter der rohen Backsteinfassade zu stark verändert hätte. Die Lösung fand man schliesslich in einem Haus-im-Haus-Konzept: So wurde rund 80 Zentimeter hinter der Fassade eine zweite Hülle gebaut, sie besteht mehrheitlich aus raumhohen Fenstern. Dies wiederum schafft vor den Wohnungen ungeheizte Laubengänge, die den Bewohnern als Wintergarten dienen. Damit sei die ursprüngliche Weite der Hallen nach wie vor erlebbar, so die Architekten.
Originale Elemente und ursprüngliche Farbe
Dem Erhalt der originalen Elemente wurde viel Aufwand geschenkt: Wo möglich übernahm man alles aus den 30er-Jahren und besserte lediglich aus oder ergänzte gegebenenfalls, damit die Bauten aktuellen Normen entsprechen. So mussten zum Beispiel aus Erdebensicherheitsgründen die Unterzüge des Tragwerks punktuell ergänzt werden.Dies geschah aber so, dass die Ausbesserungen sichtbar sind. Zudem wurden die ursprünglichen Farben von Tür- und Fensteerrahmen mithilfe einer Restauratorin wieder ans Tageslicht geholt, sie waren von Dutzenden von Farbanstrichen überdeckt gewesen. – Um den Hallen einen möglichst grossen Teil ihres einstigen Aussehens zurückzugeben, arbeiteten die Architekten mit dem kantonalen Denkmalschutz Aarau zusammen sowie mit weiteren Experten. (mai)