Bagdad: Preisgekröntes Jugendhaus für Sadr City
Entwerfen für einen Stadtteil mit heftiger Geschichte: Ein junges, ägyptisches Architektenduo hat für sein Jugendhaus für Sadr City, ein Armenviertel von Bagdad, den Dewan Award for Architecture erhalten. Sie schlagen eine unfertig anmutende Struktur vor.
In den letzten Jahrzehnte durchlebte Sadr City eine dramatische Geschichte: Während der 50er-Jahre als Quartier für die damals nach Bagdad strömende Landbevölkerung geplant, hatte Sadr City im Irakkrieg und in der Schlacht um Bagdad im 2003 nicht nur arg gelitten, sondern avancierte in dieser Zeit auch zu einer Schiiten-Hochburg. Heute wohnen hier rund zwei Millionen Menschen, Sadr City gilt als einer der dichtest besiedelten Stadtteile des Irak – und taucht in den Medien immer wieder mal als besonders berüchtigtes und gefährliches Viertel Bagdads auf.
Die Planung geht auf den griechischen Architekten und Stadtplaner Constantinos Doxiadis zurück, der unter anderem Hauptarchitekt von Islamabad, der Hauptstadt Pakistans, gewesen ist. Doxiadis sollte vor allem bezahlbaren Wohnraum für die relativ arme Bevölkerung schaffen. Allerdings berücksichtigte er dabei weder Umgebung, noch soziale Strukturen und auch nicht das Potenzial für ein starkes, schnelles Wachstum des Ortes.
Entwerfen im Kontext mit der Umgebung
Eine etwas andere Herangehensweise war von den Bewerbern für
den Dewan Award for Architecture gefordert. Sie sollten ein Jugendhaus und
einen Platz für das Quartier entwerfen, die in Bezug zu ihrer Umgebung stehen.
Zumal in dem Stadtteil rund zwei Drittel der Bevölkerung zwischen 15 und 35
Jahre alt sind.
Die Auszeichnung richtet sich an Architekten auf der ganzen Welt und wird seit 2012 alljährlich im Rahmen des Tamayouz Excellence Award in Kooperation mit dem saudiarabischen Büro Dewan Architects + Engineers verliehen. Bei der Preisvergabe geht es immer um ein Projekt, das für ein spezifisches Problem im Irak eine Lösung bieten soll.
Heuer überzeugte das ägyptische Architektenduo Ola Maged und Mostafa Hazem ein mit ihrem Vorschlag, einem beinahe unfertig anmutenden Projekt, die Jury. Das Jugendzentrum hat laut den Jurymitgliedern das Potenzial zu einem Wahrzeichen der Umgebung zu werden. Gleichzeitig schüchtere es seine Nutzer nicht ein. Die Jurymitglieder fühlten sich an „eine arabische Miniaturstadt“ erinnert. Zudem sei es ein reichhaltiges und interaktives Projekt. (mai)
Quelle: Ola Maged, Mostafa Hazem
Plan der Jugendhauses. Die Architektin und der Architekt schlagen warme, freundliche Farben vor.