13:13 BAUPROJEKTE

ZVV und SBB: Fondation Weber wehrt sich gegen Infrastrukturprojekte

Teaserbild-Quelle: SBB CFF FFS

Das Zürcher S-Bahn-System dürfte bald an seine Kapazitätsgrenzen stossen. ZVV und SBB wollen daher Netz und Infrastrukturen ausbauen. Die betroffenen Gemeinden Bubikon, Hombrechtikon und Eglisau wehren sich dagegen, und nun auch die Fondation Franz Weber.

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Quelle: SBB CFF FFS

Der Schienenverkehr stösst im Kanton Zürich zunehmend an seine Grenzen. SBB und ZVV wollen daher das S-Bahn-Netz erweitern und die entsprechenden Infrastrukturen ausbauen.

Das S-Bahn-System des Kantons Zürich dürfte bald an seine Kapazitätsgrenzen stossen. ZVV und SBB wollen daher das Netz ausbauen und Infrastrukturen erweitern. Stark davon betroffen sind Bubikon, Hombrechtikon und Eglisau. Nebst den Gemeinden wehrt sich nun auch die Fondation Weber gegen die Projekte.

Auch wenn angesichts der Coronapandemie das Zürcher S-Bahn-System weniger ausgelastet ist als auch schon, dürfte sich dies in naher Zukunft ändern. Die SBB und der ZVV rechnen damit, dass das Fahrgastaufkommen in den kommenden Jahren im Kanton stark zunehmen wird: Sie prognostizieren bis 2030 einen Anstieg von 45 Prozent. Damit das S-Bahn-System eine derart erhöhte Nachfrage decken kann, muss seine Kapazität um rund 50 Prozent ausgebaut werden; Es braucht zusätzliche Bahninfrastrukturen wie Gleise und erweiterte Bahnhöfe, aber auch mehr S-Bahnen.

Reihe man im Jahr 2035 alle Züge der Zürcher S-Bahn aneinander, ergebe das eine Länge von 39 Kilometern rechnet die SBB auf der Website zum Projekt vor. Das seien gegenüber heute 9 Kilometer mehr Fahrzeuge. Rund 55 Prozent des Rollmaterials kann laut SBB in den bestehenden Anlagen abgestellt werden. Für den Rest braucht es neue Abstellanlagen und eine neue Serviceanlage für die Reinigung und Wartung. Damit solche Infrastrukturen effizient genutzt, Züge schnell verlängert oder verkürzt und Leerfahrten vermieden werden können, befinden sich solche Anlagen idealerweise an den Endpunkten der neuen S-Bahnlinien.

Anpassung des Zürcher Richtplans

Als Standorte hat die SBB Bubikon/Hinwil, Hombrechtikon sowie Eglisau/Glattfelden ins Auge gefasst. Damit die nötigen Infrastrukturen gebaut werden können, braucht es eine Anpassung des Zürcher Richtplans. Die SBB habe in Absprache mit dem Kanton Zürich mögliche Standorte evaluiert, wie sie auf ihrer Website schreibt. Dabei seien auch Umwelt- und Siedlungsaspekte berücksichtigt worden, aufgrund der benötigten Fläche sei die Auswahl potenzieller Standorte gering, heisst es weiter. - Zudem hat man vorhandene Gleise und Areale geprüft, ob sie sich umnutzen lassen. Dies sei aber im dicht besiedelten Kanton Zürich nicht der der Fall.

Seit Dezember liegt die Richtplanänderung öffentlich auf, gestern ist die Frist abgelaufen. In der Region hat man Mühe mit den Plänen von SBB und ZVV, wie das Bahnnewsportal bahnonline.ch berichtete.

Bubikon, Hombrechtikon und Eglisau sagen Nein

So erklärte der Gemeinderat von Bubikon in seiner Stellungnahme zu den ÖV-Vorhaben, dass man die kombinierte Abstell- und Serviceanlage der SBB auf 80'000 Quadratmeter Fläche am Standort Brach als ungeeignet erachtet. Auch wenn man grundsätzlich den Ausbau des öffentlichen Verkehrs begrüsse. «Die Überbauung hätte den Verlust von Kulturland und biologisch-dynamisch bewirtschafteter Fruchtfolgefläche zur Konsequenz. Für Bürgerinnen und Bürger ginge Naherholungsgebiet verloren und das Landschaftsbild der Ritterhausgemeinde würde erheblich beeinträchtigt.» Zudem haben sich die Gegner des Projekts in der IG Pro Brach Fuchsbühl zusammengeschlossen. Sie engagieren sich auf www.brach-fuchsbuehl.ch «für den Erhalt von Natur, Kulturland und Landschaft. Für eine nachhaltige Alternative auf vorbelastetem Boden.»

Ähnlich sieht es der Gemeinderat von Hombrechtikon, wo am Standort der Grünanlagen nördlich des Bahnhofs Feldbach ein Abstellgleis vorgesehen ist oder vielmehr dereinst sechs 500 Meter lange Gleise Platz finden sollen «Die Meinung des Gemeinderats Hombrechtikon ist eindeutig: ‚Auf keinen Fall!‘», heisst es. Er kritisiert, dass die Gleise in «einem der schönsten Grüngürtel am Zürichsee» zu liegen kommen sollen. Oder vielmehr in der «am deutlichsten ausgeprägten, grossräumigen unverbauten Schichtterrassenlandschaft der rechten Zürichseeseite».

Nein zum Richtplaneintrag sagt auch Eglisau: Die Landschaftsverträglichkeit sei nicht gegeben, heisst es in der Stellungnahme. «Der Gemeinderat bemängelt insbesondere die ungenügende Abklärung alternativer Standorte.» Die Gleisanlage beanspruche rund 20'000 Quadratmeter der immer knapper werdenden Fruchtfolgeflächen. Die Anlage zerschneide einen wichtigen Wildtierkorridor auf der ganzen Länge und tangiere verschiedene Naturschutzobjekte von regionaler Bedeutung.

Fondation Franz Weber: Einträge aus dem Richtplan streichen

Nun erhalten die Gegner der Projekts Schützenhilfe von der Fondation Franz Weber (FFW) Unterstützung, die in diesen Tagen gegen das Ansinnen von ZVV und SBB eine Einwendung eingelegt hat und den Zürcher Regierungsrat dazu aufruft, die drei entsprechenden Einträge aus dem Richtplan zu streichen.

«Wir müssen für die Tiere und für die Natur auch hier unsere Stimme erheben», so FFW-Präsidentin Vera Weber. «Derartige Anlagen müssen im Zeitalter von Klima- und Naturschutz unbedingt auf bereits heute bahnbetrieblich respektive industriell genutztem Areal und auf jeden Fall auf bereits versiegeltem Boden vorgeschlagen werden.»

Die FFW moniert, dass die Projekt teils geschützte Gebiete betreffen. Zudem kritisiert die Stiftung das Fehlen eines detaillierten Bedarfsnachweises sowie einer nachvollziehbaren Standortevaluation unter Einbezug bestehender sowie geplant aufzuhebender Bahnbetriebsflächen und alternativer, versiegelter Bodenflächen.

Läuft alles nach dem Wunsch von SBB und ZVV wird die Vorlage diesen Herbst an den Kantonsrat überwiesen, 2022 festgesetzt und im 2023 vom Bund abgesegnet. Insgesamt wird mit zehn Jahren für Planung und Projektierung gerechnet. – Doch ob dieser Zeitplan tatsächlich funktioniert, dürfte sich erst noch zeigen. (mai)

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