Ausbau des Bahnhofs Winterthur: Varianten-Entscheid erfolgt bis 2035
Der Hauptbahnhof Winterthur muss ausgebaut werden, um die künftigen Passagierströme bewältigen zu können. Wie die bestehenden Perrons verbreitert werden, ist aber noch offen. Die Stadt und die SBB haben den Variantenentscheid auf später verschoben.
Quelle: Christian Wäckerlin, sh-ift, Schaffhausen
Skizze: Perspektive vom Salzhausplatz auf neuen Wendebahnhof Vogelsang Nord.
Am Bahnhof Winterthur steigen täglich rund 120‘000 Reisende
ein und aus. In den nächsten 30 Jahren wird sich diese Zahl gemäss
Verkehrsprognosen des Bundes auf 180‘000 Reisende pro Tag erhöhen. Um dieses
Wachstum bewältigen zu können, wird das Bahnangebot derzeit in Etappen weiter
erhöht. Dies zum Beispiel mit dem geplanten Brüttenertunnel innerhalb des
Projekts «MehrSpur Zürich – Winterthur», wie die Stadt Winterthur am Dienstag
mitteilte.
Ausbaukonzept für Bahnhof Winterthur entwickelt
Ein erster wichtiger Schritt wird Ende 2021 die Eröffnung der
neuen Personenunterführung Nord mit Veloquerung sein, heisst es in der
Mitteilung. Um jedoch mit dem weiteren Wachstum Schritt halten zu können, müssen
gemäss der Stadt voraussichtlich in 20 bis 30 Jahren die Perrons 6/7 und 8/9
verbreitert werden. Zu einem späteren Zeitpunkt wären zudem zusätzliche Gleise
erforderlich.
Die SBB und die Stadt haben vor diesem Hintergrund gemeinsam
ein Ausbaukonzept für den Zeithorizont 2045 und darüber hinaus entwickelt.
Dieses widmet sich der langfristigen Weiterentwicklung des Bahnhofs Winterthur
und seiner Umgebung und soll die bahnbetrieblichen sowie die verkehrlichen
Bedürfnisse berücksichtigen und städtebaulich überzeugen, heisst es.
Die Entwicklungsplanung hat laut Mitteilung Anfang 2019 begonnen und wurde von einer breit abgestützten Fachgruppe begleitet. Die Stadt wurde zudem nach eigenen Angaben von einem externen Planungsteam unterstützt. Nun liegen die Ergebnisse vor.
Quelle: Stadt Winterthur und SBB
Vergleich der beiden Bestvarianten der strategischen Stossrichtung mit den sieben Durchgangsgleisen und dem Wendebahnhof im Areal Vogelsang Nord.
Sieben Durchgangsgleise und neuer Wendebahnhof
Die zielführendste strategische Stossrichtung für den langfristigen Bahnhofsausbau beinhaltet gemäss der Stadt die bereits heute bestehenden sieben oberirdischen Durchgangsgleise und ein neuer Wendebahnhof im Areal Vogelsang Nord. Zur Stossrichtung gehören laut Mitteilung zwei Untervarianten, die beide von der Projektsteuerung als Bestvarianten bestätigt wurden.
Beide Varianten würden eine hohe Flexibilität bezüglich des langfristigen Ausbaus auch über 2045 hinaus erlauben. Zudem bleibe auch ein zusätzlicher, späterer Tiefbahnhof für den Fall eines weiteren Wachstums der Verkehrsmengen als Langfristoption möglich, hält die Stadt fest.
Beide Varianten hätten aber unterschiedliche stadträumliche, bahnbetriebliche und denkmalpflegerische Auswirkungen. So würde die eine Variante die Rudolfstrasse deutlich mehr beanspruchen, während bei der anderen die Gleise Richtung Bahnhofplatz geschoben würden, wodurch das Wendegleis 2 verloren ginge und ein Teil des Perrons Gleis 3 im historischen Bahnhofgebäude und im Gebäude Stadttor zu liegen käme.
Variantenentscheid bis 2035
Die definitive Wahl der Variante wird auf den Zeitpunkt der Vorstudien für die Perronverbreiterungen und den Ausbau der Personenunterführung Süd verschoben, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Dies, um dann auf die aktuellen Entwicklungen Rücksicht nehmen zu können. Der Entscheid müsse bis spätestens 2035 gefällt werden, damit die Projektierung für den Ausbau zeitgerecht starten könne.
Bis dahin werden verschiedene Themen zum Bahnhofraum als «Arbeitspakete» weiter vertieft, um diese Erkenntnisse bei der späteren Variantenwahl berücksichtigen zu können. Die Stadt und die SBB planen ab 2022 zudem verschiedene Mitwirkungsformen, damit die Bevölkerung und weitere Interessenskreise ihre Anliegen in die weitere Planung einbringen können.
Quelle: Stadt Winterthur und SBB
Die einzelnen Arbeitspakete. 1: Vorgaben für Ausbau PU Süd, 2: Testplanung Areal Vogelsang Nord, 3: Vertiefte Untersuchung der Anforderungen an die Rudolfstrasse, 4: Vorgaben für stadträumliche und funktionale Weiterentwicklung des Bereichs von Bahnhof- bis St.-Georgen-Platz mit Neukonzeption Busbahnhof und innerstädtischer Verkehrsführung.
Arbeitspakete für Vertiefungen
- Im Arbeitspaket «Personenunterführung Süd» wird das künftige Layout der Unterführung mit den Vorgaben für die Hauptzugänge definiert.
- Im Arbeitspaket «Bahnhofplatz» wird das innerstädtische Verkehrskonzept gemäss den Zielen der «Räumlichen Entwicklungsperspektive Winterthur 2040» zum Gleiskorridor und Bahnhof weiterentwickelt. Darauf abgestimmt sind die Bushaltstellen am Bahnhof neu zu konzipieren. Und in Abhängigkeit zur künftigen Lage der Bushaltestellen werden die Vorgaben für die stadträumliche und funktionale Aufwertung des Bahnhofplatzes und des St.Georgen-Platzes definiert.
- Das Arbeitspaket «Rudolfstrasse» beinhaltet eine vertiefte Untersuchung der künftigen Funktion und des Gestaltungsspielraums für diesen Stadtraum inklusive Verkehrsführung und Parkierung der Velos und optimale Lage der Zugänge zur Personenunterführung Süd.
- Im Arbeitspaket «Vogelsang» wird eine Testplanung für die Arealentwicklung Vogelsang mit Wendebahnhof und einer neuen Brücke als Quartierverbindung ins Sulzerareal durchgeführt. Dabei werden die Anforderungen für den Güterverkehr berücksichtigt.
In einer gemeinsamen Vereinbarung erklären sich SBB und die Stadt Winterthur nach eigenen Angaben zudem dazu bereit, diese Arbeitspakete zeitnah anzugehen und die erforderlichen Grundlagen zu erarbeiten. (mgt/pb)
Quelle: Christian Wäckerlin, sh-ift, Schaffhausen
Skizze: Bahnhofgebiet aus Nordosten.
Quelle: Christian Wäckerlin, sh-ift, Schaffhausen
Skizze: Fokus Bahnhofplatz und Areal Vogelsang Nord.
Quelle: Christian Wäckerlin, sh-ift, Schaffhausen
Skizze: Bahnhofgebiet aus Südosten mit Blick auf neuen Wendebahnhof und neue Kopfzugänge zur PU Süd.