14:39 BAUPROJEKTE

Stilvoller Abkühlen in der Polysportanlage Lachen von Thun

Geschrieben von: Silva Maier (mai)
Teaserbild-Quelle: Stadtarchiv Thun

Wo der See lächelt, ladet er zum Bade. Das gilt auch für die Stadt Thun. Sie kann auf eine lange Badegeschichte zurückblicken und ihre Polysportanlage Lachen wartet mit einem eleganten Schwimmbad im Stil des Neuen Bauens auf. Davon erzählt der neueste Architekturführer der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte (GSK).

„Unsere Urgrossmütter würden sicher vor Entsetzen umsinken, könnten sie für einen Augenblick das heutige Strandbadleben mit ansehen. Unser Geschlecht müsste ihnen vollkommen ausser Rand und Band geraten vorkommen, wenn sie gewahr würden, wie da Männlein und Weiblein ganz ohne räumliche Scheidung (…) herumtollen und harmlos nebeneinander im Sand liegen“, schrieb Thuner Stadtbaumeister Hermann Staub 1933 zur Eröffnung des Strandbades von Thun, das zur Polysportanlage Lachen gehört.

Maritime Atmosphäre am Thunersee?

Das denkmalgeschützte „Strämu“ lohnt ein Besuch, wenn man sich stilvoll abkühlen will. Von Jacques Wipf und Edgar Schweizer entworfen ist die Anlage ganz dem Stil des Neuen Bauens verpflichtet. Dies gilt für die Kasse, den Garderobentrakt und das von einem weit auskragenden Dach überdeckte Restaurant. Zusammen bilden sie einen langgezogenen Eisenbetonbau, dessen Rohrgeländer an eine Schiffsreeling erinnern. Die maritime Anmutung dürfte früher stärker spürbar gewesen sein als heute, schliesslich reichte der See einst bis zur Restaurantterrasse.

Dass die Anlage in neu-alter Eleganz erstrahlt, liegt an einer unlängst beendeten, sanften Sanierung. Dabei hat sie ihre ursprüngliche Farbigkeit zurückerhalten: Die ockerfarbenen Betonflächen konatrastieren mit braunroten Türen und Geländern, die Durchgänge sind lindgrün.

Fussball-WM von 1954

Die passende Lektüre zum Badi-Ausflug bietet der Führer zur Polysportanlage der Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte. Der informative kleine Band rollt die Badegeschichte Thuns auf und porträtiert anhand von historischem Bildmaterial und Plänen auch die übrigen Einrichtungen der Polysportanlage. Darunter auch das Lachenstadion aus den 50er-Jahren, das seine Entstehung letztlich der Fussball-WM von 1954 verdankt, die damals in der Schweiz stattfand: Zwar war Thun kein Austragungsort, aber das Stadion wurde von den Nationalmannschaften von der Bundesrepublik Deutschland, von Korea und Uruguay zum Training genutzt.

Weitere Highlights für architekturinteressierte Badenixen und Sonnenanbeter sind übrigens das Schwimmbad in Adelboden (1931) und jenes in Heiden (1931/32), auch ihnen hat die SGK einen Führer gewidmet.

Schweizerischer Kunstführer Nr. 1091 – Die Polysportanlage Lachen in Thun;  Jürg Hünerwadel;
64 Seiten; Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte; ISBN 978-3-03797-730-9; 16 Franken
Der Führer kann hier bestellt werden: https://shop.gsk.ch

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