Alter Sendeturm auf Zürcher Felsenegg kommt nach fast 60 Jahren weg
Seit diesem Herbst stehen auf der Felsenegg in Zürich zwei Sendetürme. Doch nicht mehr lange: Der neue rund 77 Meter hohe Gittermast hat seinen Betrieb aufgenommen. Der alte vor fast 60 Jahren erbaute Betonturm wird nun abgerissen.
Seit über 50 Jahren schon thront der rund 73 Meter hohe Sendeturm mit riesigen Parabolspiegeln auf der Felsenegg über dem Zürcher Sihltal. Doch seine Spiegel seien heute blind, der Turm habe seinen Dienst getan, wie die Betreiberin Swisscom Broadcast am Donnerstag mitteilte. Denn der alte, um 1963 erbaute Betonturm wird bald Geschichte sein.
Neben ihm steht seit einigen Monaten sein
Nachfolger: Ein moderner und filigraner, rund 77 Meter hoher Stahlmast. Dieser übertragt bereits seit
Ende Oktober 2021 Rundfunk- und Flugfunksignale sowie Signale für UKW, DAB+ und
für das Low Power Network.
Signale im ganzen Land verteilt
Als der erste Felseneggturm in den 60er Jahren seinen
Betrieb aufnahm, war er die wichtigste Technik- und Schaltzentrale für
Fernsehübertragungen in der gesamten Schweiz. Von hier aus seien die vom
Fernsehstudio in Zürich ausgehenden Signale landesweit verteilt worden. Damals
wurde um Punkt Mitternacht jeweils von einem Mitarbeiter ein Schalter umgelegt,
der im ganzen Land die Fernsehgeräte verstummen liess.
Bis zu 12 Mitarbeiter hatten im Turm ihren Arbeitsplatz, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Für das Team war der Felseneggturm aber nicht nur Büro, sondern auch Wohnort, da sie rund um die Uhr für einen sicheren Betrieb sorgten. Mit der zunehmenden Automatisierung und einer moderneren, leistungsstärkeren Technologie verlor der Turm an Bedeutung. Heute brauche es für die gleiche Sendeleistung nur noch einen Bruchteil des Platzes und sämtliche Schaltungen könnten aus der Ferne vorgenommen werden, hält Swisscom Broadcast fest.
Turm unter Schutz gestellt
Der alte Betonturm sei für heutige Zwecke schlichtweg überdimensioniert, wird Walter Haas, Regionenleiter Ost bei Swisscom Broadcast, in der Mitteilung zitiert. Die meisten Innenräume stünden seit Jahren leer. Dass der alte Mast stark renovierungsbedürftig ist und eine neue Lösung gebraucht wurde, war schon lange klar. Eine Abrisserlaubnis hätte es laut Mitteilung jedoch beinahe nicht gegeben. Denn der Turm wurde 2017 als schutzwürdiges Objekt im kantonalen Inventar für schützenswerte Bauten aufgenommen.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Krebs, Hans / Com_L28-0245-0002-0003 / CC BY-SA 4.0
Aufnahme von 1979.
Danach war unklar, wie sich dies auf das Projekt auswirken würde, so Haas. Das Projekt der Mastererneuerung drohte damit bereits in der Planungsphase zu scheitern. Die Folge waren gemäss Communiqué zahlreiche Briefwechsel, Gespräche, Besichtigungen vor Ort sowie diverse Gutachten von kantonalen Behörden. Im März 2019 wurde der Felseneggturm dann aus dem kommunalen Denkmalschutzinventar der schützenswerten Bauten der Gemeinde Stallikon entlassen.
Sprengung ist keine Option
Im Februar 2020 reichte Swisscom Broadcast ihr Baugesuch ein: Ein neuer Gittermast aus Stahl sollte den alten Turm ablösen. Das Gesuch wurde gutgeheissen und der Baustart für den neuen Sendemasten erfolgte Anfang Dezember 2020 – nur 30 Meter vom bestehenden Bauwerk entfernt. Während der gesamten Bauarbeiten blieb die Richtfunkanlage auf dem alten Turm in Betrieb. Erst mit Anbringung der Antennenspitze konnten dann alle Funktionen übertragen werden und die Umschaltung erfolgen.
Die Bauarbeiten sind in drei Phasen aufgeteilt. Zurzeit ist die zweite Etappe im Gange, die den Rückbau beinhaltet. Eine Sprengung des bestehenden Turmes auf dem Albisgrat sei aber keine Option, heisst es weiter. Deshalb werde der Bau mit Kran und Kleingeräten Geschoss um Geschoss abgetragen. Die Rückbauphase soll voraussichtlich Mitte 2022 abgeschlossen sein.
In der dritten und letzten Phase wird gemäss Mitteilung die Umgebung renaturiert. Dies in Form eines Gestaltungskonzeptes, das mit der Gemeinde, dem Kanton und dem Forstamt abgesprochen ist. Diese Phase soll ebenfalls rund sechs Monate dauern und bis Ende 2022 abgeschlossen sein. (mgt/pb)
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Krebs, Hans / Com_L28-0245-0003-0001 / CC BY-SA 4.0
Aufnahme von 1979.
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_LC1512-001-003 / CC BY-SA 4.0
Der Sendeturm auf der Felsenegg um 1983
Quelle: ETH-Bibliothek Zürich, Bildarchiv / Fotograf: Comet Photo AG (Zürich) / Com_LC1512-001-002 / CC BY-SA 4.0
Der Sendeturm auf der Felsenegg um 1983.