A3 Kerenzerbergtunnel: Durchstich der TBM bei Tiefenwinkel erfolgt
Die Gesamterneuerung des Kerenzerbergtunnels auf der A3 am Walensee ist einen grossen Schritt weiter: Am Mittwoch erfolgte tief im Berg der Durchstich der Tunnelbohrmaschine bei Tiefenwinkel für den neuen Sicherheitsstollen.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Die Bauarbeiter feierten den Durchstich des Sicherheitsstollens.
Der Bau des Sicherheitsstollens ist eine der Hauptmassnahmen bei der Gesamterneuerung des fünftlängsten Strassentunnels der Schweiz. Der Stollen mit den Dimensionen eines Tunnels wird als Fluchtweg und als Abluftkanal dienen. Bisher verfügt der Kerenzerbergtunnel ausser einem Fluchtstollen in der Tunnelmitte über keine weiteren Notausgänge.
Abschluss der Tunnelbohrarbeiten
Der erfolgte Durchstich der Tunnelbohrmaschine (TBM) in die Längskaverne der künftigen Zentrale Tiefenwinkel bilde nun nach 4'938 ausgebrochenen Stollenmetern den vollständigen Abschluss der Tunnelbohrarbeiten, schreibt das Astra in einer Projektinformation von Mittwoch. Denn mit der Zentrale Tiefenwinkel sei nun der im Berg liegende Zielpunkt des Sicherheitsstollens erreicht.
Beim Durchstich handelt es sich jedoch nicht um den ersten auf der Baustelle, wie aus der Mitteilung hervorgeht. Denn im vergangenen März durchbohrte die TBM bereits die Wand zum in der Tunnelmitte liegenden Lüftungs- und Fluchtstollen. Nach einer kurzen Pause wurde das schwere Gerät daraufhin überprüft und revidiert, ehe es seine Fahrt fortsetzte.
Der 5504 Meter lange Stollen setzt sich zusammen aus der Längskaverne, mit Lüftungskomponenten und Rauchauslass, der seeseitigen Querkaverne, die vor allem Steuerungs- und Verteilertechnik enthält, und der Schleusenkaverne, die den Stollen gegen aussen abgrenzt und eine permanente Frischluftversorgung ermöglicht.
Die Ausbrucharbeiten für die Stollenstrecke zur Zentrale und für die Kavernen waren gemäss Mitteilung zeitgleich mit den Ausbruch- und Tunnelbohrarbeiten auf der Seite Gäsi in Angriff genommen worden. Aufgrund der Geologie wurde der Stollen zudem bis und mit den Kavernen auf den ersten Metern mechanisch und anschliessend im Sprengvortrieb ausgebrochen.
Quelle: Bundesamt für Strassen Astra
Ein Bauarbeiter begutachtet den Bohrschild der TBM nach dem Durchstich des Stollens.
Quelle: Bundesamt für Strassen Astra
Übergangsbereich vom Sprengvortrieb zum TBM-Vortrieb mit Tübbingausbau.
Zerlegung der TBM unter Tage
Da die eingeschränkten Platzverhältnisse vor dem Portal Tiefenwinkel zu wenig Raum für die Demontage der Tunnelbohrmaschine bieten, musste dafür laut Astra eine andere Lösung gefunden werden. So muss der rund 20 Meter lange und 1‘340 Tonnen schwere Koloss nun unter Tage in der noch leeren Längskaverne demontiert werden.
Die Maschine wird dafür nun Stück für Stück aus der Röhre gefahren und zerlegt. Auf diese Weise demontieren die Arbeiter zuerst die Tunnelbohrmaschine, der Bohrkopf wird dabei in fünf transportfähige Elemente aufgetrennt. Danach folgen Front-, Teleskop- und Gripperschild inklusive deren Komponenten. Anschliessend werden die 20 einzelnen Decks der Nachlaufkonstruktion zerlegt.
Alle Komponenten werden auf transportfähige Grössen verkleinert und im Berg mit einem in der Längskaverne montierten Portalkran auf Lastwagen verladen. Diese befördern die Maschinenteile laut Astra über das Portal Tiefenwinkel aus dem Stollen und weiter zu dem Ort, wo sie eingelagert werden. Auf diese Weise gelangt die Maschine während 4 Monaten und mit etwa 100 Fahrten – rund 20 davon sind Schwertransporte – wieder aus dem Tunnel.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Fertiger Tübbingausbau im Verlauf des künftigen Sicherheitsstollens.
240 Millionen Franken für Sicherheitsstollen
Sobald die Bohrmaschine aus dem Stollen entfernt ist, startet der Ausbau der rohen Röhre zu einem laut Astra für die Schweiz einzigartigen Querschnitt: Die durch die Tübbinge gegebene kreisrunde Form wird in zwei separate Querschnitte unterteilt; in den unterliegenden Fluchtweg und in den darüberliegenden Abluftkanal.
Beide Bereiche werden dann über Verbindungsstollen bis an die Wandung des Strassentunnels herangeführt. Im Zuge der anschliessenden Instandsetzungsarbeiten am Autobahntunnel wird dann etappenweise der Durchbruch und damit die Verbindung zwischen Sicherheitsstollen und Fahrraum des Tunnels erfolgen.
Die Fertigstellung des Sicherheitsstollens ist voraussichtlich für 2024 vorgesehen. Das Astra rechnet mit Gesamtkosten von 436 Millionen Franken, wovon 240 Millionen auf den Bau des Sicherheitsstollens entfallen. Das Grossprojekt zur Erneuerung des Kerenzerbergtunnels soll 2026 abgeschlossen werden. (pb/mgt/sda)
Zur Projektinformation des Astras: www.kerenzerbergtunnel.ch
Impressionen zur Baustelle
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Ausbrucharbeiten für einen Abluftstollen.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Ausbruch einer Querverbindung bis zur Tunnelwand.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Ausbruch für eine Querverbindung vom Sicherheitstollen bis zum Strassentunnel.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Automatisierte, pneubasierte Anlieferung von Tübbingen mit einem neu entwickelten Spezialfahrzeug.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Einfahrbereich Materialanlieferung im Nachlaufsystem der Doppelschildmaschine.
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Heilige Barbara, die Schutzpatronin der Tunnelbauleute, im Bohrkopf.
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Hilfsvortriebszylinder zur Lagesicherung der eingebauten Tübbingelemente und zum Nachschieben des Gripperschildes.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Portalkran lädt Tübbinge im Tübbinglager ab.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Steuerzentrale in der Tunnelbohrmaschine.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Versetzen eines Soltübbings in der Tunnelbohrmaschine.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Volles Tübbinglager auf der Baustelle im Gäsi.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Volles Tübbinglager auf der Baustelle im Gäsi von oben.
Quelle: Bundesamt für Strassen ASTRA
Zwischendepot für Ausbruchmaterial aus dem Stollen.