Ein Turm aus dem 3D-Drucker für Mulegns
Das Kulturdorf Mulegns GR soll eine besondere Attraktion erhalten: den Weissen Turm, einen im 3D-Druck-Verfahren errichteten, 29 Meter hohen Bau. Hinter dem Projekt steht neben der Nova Origen Fundaziun die Abteilung für digitale Bautechnologie der ETH.
Verspielter, aufgetürmter Stuck oder eine Art gigantische Hochzeitstorte? Mulegns erhält einen weissen Turm, der an die Handwerkskunst der Bündner Stuckateure des Barockzeitalters und die weitgereisten Bündner Zuckerbäcker erinnern soll, deren Spuren sich bis heute in dem Weiler finden.
Hinter dem spektakulären Projekt steckt die Nova Fundaziun
Origen, die auch für das Projekt „Mulegns retten“ verantwortlich zeichnet, mit
dem der Ort zum Kulturdorf werden soll.
Allerdings ist der Turm nicht das einzige Projekt in diesem Zusammenhang; vor kurzem hat das restaurierte Hotel Löwen seine Pforten wieder geöffnet, wenn auch vorerst für Kulturinteressierte und noch nicht für Hotelgäste. Ausserdem ist in einer spektakulären Aktion die Weisse Villa verschoben worden, damit Teile des herrschaftlichen Hauses nicht dem Ausbau der Julierstrasse geopfert werden mussten.
Rekordwürdige 29 Meter?
Im Turm sollen dereinst Theateraufführungen und Hörspieltouren stattfinden und Kunstinstallationen bewundert werden können. Gebaut wird er in Zusammenarbeit mit der ETH, das Design stammt aus der Feder von Benjamin Dillenburger von der Abteilung für digitale Bautechnologie der ETH und von Michael Hansmeyer.
Quelle: Nova Fundaziun Origen
Der Turm im Querschnitt.
Mit einer Höhe von 29 Metern wird er laut Nova Fundaziun Origen eine der höchsten Bauten sein, die je im 3D-Verfahren von Robotern gedruckt worden sind. Das heisst, der Bau setzt sich aus im 3D-Druck vorgefertigten Elementen zusammen, in die insgesamt aus über 4000 rund 20 Millimeter dicken Druckschichten bestehen. An seiner breitesten Stelle weist er einen Durchmesser von 9 Metern auf.
Keine Schalung und geringer Transportaufwand
Die Stiftung lobt die Nachhaltigkeit des Bauverfahrens: Der 3D-Druck reduziere den Materialverbrauch, benötige keine Schalung mehr, ermögliche modulare Strukturen und verringere den Transportaufwand durch die Produktion vor Ort. Zudem soll der Turm so gebaut werden, dass ein Rückbau und ein Wiederaufbau an einem anderen Ort vereinfacht werde. – Wie die Stiftung mitteilt, rechnet sie für den Turm und damit im Zusammenhang stehende Sanierungsarbeiten mit Kosten von rund 3,5 Millionen Franken.
Damit der Turm aber überhaupt errichtet werden kann, braucht es eine Bauzonenänderung. Läuft alles nach Wunsch liegt diese bis Ende Jahr vor. Damit könnten die Sanierungsarbeiten am künftigen Standort des Turms 2022 starten. Im selben Jahr soll das Bauwerk gedruckt und errichtet werden.
Seine Eröffnung ist für 2023 vorgesehen. Und rückgebaut würde er dann voraussichtlich im 2028. (mai)