110 Jahre altes Castielerviadukt auf Arosalinie gesprengt
Die Rhätische Bahn (RhB) hat am Montag das historische Castielerviadukt auf der Arosalinie gesprengt. Die Sprengung des 110 Jahre alten Bahnviadukts war wegen gravierender Materialschäden notwendig. Das Bauwerk wird durch einen Neubau ersetzt.
Die Sprengung des alten Bahnviadukts. (Video: zvg, Rhätische Bahn AG)
Das 1914 eröffnete Castielerviadukt zwischen Untersax und Lüen-Castiel bestand aus einem dreiteiligen, leichten Brückentragwerk aus Stahl und lag auf zwei Pfeilern aus Natursteinmauerwerk von rund 30, respektive 50 Meter Höhe. Seit Montag ist das Bauwerk nun Geschichte: Die Rhätische Bahn (RhB) hat das 110 Jahre alte Viadukt gesprengt.
Dies wurde nötig, nachdem bei einer Inspektion 2019 gravierende Materialschäden an der Stahlkonstruktion sowie Fehlstellen im Material und den Schweissnähten festgestellt wurden, wie die RhB am Montag mitteilte. Auf Seite Chur lag die Brückenfundation zudem im Calfreiser-Rutschgebiet, auf Seite Arosa beim Bärenfalltunnel in einer fast senkrechten Felswand.
Das Viadukt wird durch einen Neubau ersetzt. Die Sprengung erfolgte am Montag. Wie auf Videoaufnahmen zu sehen ist, wurden beim Manöver die beiden Pfeiler im Abstand von einer Sekunde gesprengt. Die Pfeiler und das Stahltrassee brachen wie erwünscht auseinander und stürzten perfekt orchestriert in die Schlucht darunter.
Neue Brücke macht Rutschung mit
Der Ersatz steht schon bereit: Der neue Übergang wurde seit März unmittelbar unter dem Viadukt aufgebaut und überbrückt das Castielertobel mit einer Spannweite von 84 Metern. Im Gegensatz zum Vorgänger kommt der Neubau ohne Pfeiler aus. Die Konstruktion ist laut der RhB so ausgelegt, dass sie die Hangbewegungen über die nächsten 100 Jahre mitmachen und sich um 1,5 Meter verkürzen kann.
Auf Seite Arosa ist sie auf einem Betonpfeiler fixiert, der im gesunden Felsen rückverankert ist und so die Brems- und Erdbebenkräfte aufnehmen kann. Anstelle der offenen Fahrbahn liegt das Trassee zudem neu in einem Schottertrog aus Stahlbeton. Dieser erhöht laut Mitteilung die Gleisstabilität und dient gleichzeitig als Witterungsschutz für die darunterliegende Stahlkonstruktion.
Insgesamt werden laut RhB knapp 300 Tonnen Stahl und 800 Kubikmeter Konstruktionsbeton verbaut. Sämtliche Stahlbauteile mussten zudem über die Bahn zur abgelegenen Baustelle transportiert werden. Die Baustelleninstallation ist komplex: Die Brücke befindet sich rund 250 Höhenmeter unterhalb der Kantonsstrasse und ist nur per Bahn, zu Fuss oder über die Luft erreichbar.
In den nächsten zwei Wochen wird das Bauwerk nun an die Stelle des abgebrochenen Viadukts geschoben. Die Arosalinie ist währenddessen komplett gesperrt. Zwischen Chur und Arosa verkehren Bahnersatzbusse. (pb/mgt/sda)