Zementfreier Beton gegen Fettberge in der Kanalisation
Ein besonders stabiler Beton soll es möglich machen, dass Abwasserrohre aggressiven Fettbergen standhalten können. Zurzeit entwickelt ein australisches Forscherteam einen solchen Beton; Er kommt ohne Zement aus.
Quelle: Poldy, Pixelio.de
Dabei, dass Gemeinden und Städte bei Kanalasationsystemen nicht in die Röhre blicken, sollen Röhren aus neuartigem Beton sorgen.
„Wir haben einen
Beton geschaffen, der schützend, stark und umweltfreundlich ist - das perfekte
Trio“, sagt Rajeev Roychand vom Royal Melbourne Institute
of Technology (RMIT University). Das Material sei nicht nur haltbarer als
herkömmlicher Beton, sondern bestehe auch zu einem grossen Teil aus Abfallprodukten
aus der Industrie. Das heisst, er kommt ohne Zement aus und setzt sich aus
einer Mischung aus Sand, Flugasche und Schlacken aus Kohlekraftwerken zusammen
sowie aus Calciumhydroxid (gelöschter Kalk) als Bindemittel.
Roychand zufolge halten derartige Rohre länger, weil kein Kalk ausgewaschen wird. Und es bilden sich keine Fettablagerungen, die aufwendig mit Hochdruck beseitigt werden müssen.
100 Tonnen schwerer Fettberg
Fettablagerungen in Abwasserrohren sind manchmal mehr als
100 Meter lang und wiegen mehrere Tonnen. Sie bestehen aus erstarrten Fetten,
biologisch nicht abbaubaren Abfällen wie Windeln oder Feuchttücher, die nicht
ins Abwasser geraten dürfen aber trotzdem regelmässig die Toiletten hinunter
gespült werden. Die Fette wiederum sind die Bindemittel für die illegal
entsorgten Abfälle.
Im englischen Sprachraum spricht man bei solchen Klumpen von „Fatberg“ oder Fettberg: Ein besonders grosses Exemplar war vor rund sechs Jahre im britischen Manchester entdeckt worden, dort störte ein rund 100 Tonnen mächtiger Fettberg die Kanalisation. In der Folge wurde er mittels Hochdruck-Wasserstrahlen zerkleinert und schliesslich zu Biodiesel verarbeitet.
Massiver Aufwand für die Entsorgung
Müssen solche verstopften Abwassersysteme gereinigt werden, ist dies oft mit einem gewaltigen Aufwand verbunden, zum Beispiel wenn beschädigte Abwasserrohre entsorgt werden müssen. Weil sie meist einen Durchmesser von mehr als einem Meter haben, braucht es entsprechend breite Gräben, damit sie verlegt werden können. Dies geht mit massiven Störungen des Verkehrs einher, vor allem in beengten Innenstädten. Durch haltbarere und wartungsarme Rohre liesse sich der Aufwand stark reduzieren.
In einem weiteren Schritt versuchen nun Roychand und sein Team, die Säureresistenz des neuartigen Betons weiter zu erhöhen. Dies, damit er aggressiven Abwässern noch besser standhalten kann. (mai/mgt)