15:15 BAUPRAXIS

Wenn Holzbau global den CO2-Gehalt senkt

Teaserbild-Quelle: Ricardo Gomez, Unsplash

Ersetzte man im Städtebau Zement und Stahl durch Holz, wirkte dies dem C02-Ausstoss gleich doppelt entgegen: Einerseits liessen sich Treibhausgasemissionen aus der Zement- und Stahlproduktion vermeiden, andererseits liessen sich Gebäude in eine Kohlenstoffsenke verwandeln. Diesen Schluss zieht ein internationales Wissenschaftlerteam in einer Studie.

Holzfassade, Detail.

Quelle: Ricardo Gomez, Unsplash

Holzfassade in Como.

„Verstädterung und Bevölkerungswachstum werden eine enorme Nachfrage nach dem Bau neuer Gebäude für Wohnen und Gewerbe schaffen“, prognostiziert Galina Churkina, von der der Yale School of Forestry and Environmental Studies in den USA und dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung in Deutschland (PIK). Daher werde die Produktion von Zement und Stahl eine Hauptquelle von Treibhausgasen bleiben, sofern man nicht handle, so die Hauptautorin der Studie weiter.

Steigert man laut Churkina hingegen weltweit den Einsatz von technisch verarbeitetem Holz im Bausektor, könnten solche Risiken für das globale Klimasystem in ein wirksames Mittel zur Eindämmung des Klimawandels umgewandelt werden. „Unsere Analyse zeigt, dass dieses Potenzial unter zwei Bedingungen realisiert werden kann. Erstens: Die geernteten Wälder werden nachhaltig bewirtschaftet. Zweitens: Das Holz aus dem Abriss von Gebäuden wird weiterverwendet.“

90 Prozent der Neubauten aus Holz

Für ihre Studie haben Churkina und ihre Kollegen Szenarien für die nächsten dreissig Jahre errechnet: Wird weltweit bis 2050 im selben Ausmass mit Holz gebaut wie heute, bestehen 0,5 Prozent der Neubauten aus Holz. Nimmt mit die Massenholzproduktion entsprechend zu, könnte der Anteil von Holzbauten zwischen 10 und 50 steigen. Setzen auch Länder mit einem derzeit geringen Industrialisierungsgrad auf das nachhaltige Baumaterial, könnten gar 90 Prozent der Neubauten aus Holz sein. Dies wiederum könnte dazu führen, dass zwischen 10 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr bei „business as usual“ und fast 700 Millionen Tonnen bei 90-Prozent Holzneubauten gespeichert werden.

Wald von oben.

Quelle: Andrew Coelho, Unsplash

Wald und Bäume würden laut den Studienautoren bei vermehrtem Holzbau auch weltweit mehr Wertschätzung erfahren.

Darüber hinaus reduziere der Bau von Holzgebäuden die kumulierten Emissionen von Treibhausgasen aus der Stahl- und Zementherstellung auf Dauer um mindestens die Hälfte, heisst es in der Medienmitteilung des PIK. Dies mag laut PIK zwar im Vergleich zu der derzeitigen Menge von jährlich zirka 11‘000 Millionen Tonnen an globalen Kohlenstoff-Emissionen weltweit als nicht viel erscheinen. Aber mit dem Umstellen auf Holz liesse sich dennoch einiges dazu beitragen, dass die Klimastabilisierungsziele des Pariser Abkommens besser erreicht werden könne.

180 Kilogramm Kohlenstoff pro Quadratmeter

Nimmt man an, dass weiterhin mit Beton und Stahl gebaut wird und die Bodenfläche pro Person entsprechend dem bisherigen Trend ansteigt, könnten bis 2050 die kumulierten Emissionen aus mineralischen Baustoffen bis zu einem Fünftel des CO2-Emissionsbudgets erreichen. Ein Budget, das nicht überschritten werden sollte, wenn man die Erwärmung auf deutlich unter 2 Grad Celsius halten wolle, wie es die Regierungen im Pariser Abkommen versprochen haben, heisst es bei den Autoren der Studie. Sie sind der Überzeugung, dass nur mit CO2-Senken die verbleibenden schwer vermeidbaren Emissionen - insbesondere etwa die aus der Landwirtschaft - ausgeglichen werden können.

Holzgebäude könnten eine solche Senke sein: Ein fünfstöckiges Wohngebäude aus Brettschichtholz kann der Studie zufolge bis zu 180 Kilogramm Kohlenstoff pro Quadratmeter speichern. Das ist dreimal mehr als wie sich in der oberirdischen Biomasse von Wälder mit hoher Kohlenstoffdichte speichern.

Allerdings: „Wenn der Einsatz von Bauholz stark gesteigert werden soll, ist der Schutz der Wälder vor nicht nachhaltiger Abholzung und einer Vielzahl anderer Bedrohungen entscheidend wichtig", sagt Co-Autor Christopher Reyer vom PIK. „Unsere Vision für eine nachhaltige Bewirtschaftung und Regulierung könnte aber die Situation der Wälder weltweit tatsächlich sogar verbessern, da diesen dann ein höherer Wert zugemessen wird.“ (mai/mgt)

Die ausführliche Meldung finden Sie hier: www.pik-potsdam.de

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