Welche Rohre sind ökologischer, solche aus Kunststoff oder solche aus Beton?
Ob Entwässerungssysteme aus Stahlbeton und Beton oder aus Kunststoff nachhaltiger sind, ergründete ein Forschungsteam des Fraunhoferinstituts im Rahmen einer Ökobilanzierung. Dabei zeigte sich: Solche aus Beton sind ökologischer als solche aus Kunststoff.
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Rohre, Symbolbild
Sind Rohrleitungen aus Beton und Stahlbeton ökologischer als solche aus Kunststoff? Oder ist es doch umgekehrt? Das Fraunhofer Institut für Umwelt-, Sicherheits- und Energietechnik (UMSICHT) hat im Auftrag des deutschen Bundesfachverbands Betonkanalsysteme (FBS) eine Ökobilanzierung über die Umweltwirkungen von Abwasserrohrleitungen aus Beton respektive Stahlbeton erstellt, die dem FBS gleichzeitig als Verbands-Umweltproduktdeklaration (EPD-Environmental Product Declaration) dient und öffentlich über die Ökobaudat-Datenbank
zugänglich ist.
Im Rahmen dieser Ökobilanzierung haben die UMSICHT-Fachleute die Karbon-Fussabdrücke von Abwasserrohren aus Beton und Stahlbeton sowie aus vier Kunststoffen - GFK, PVC, PE und PP - mit einander verglichen. Das Forschungsteam ging dabei von einer Lebensdauer von hundert Jahren aus sowie von verschiedenen definierten Durchmessern. Mit in die Untersuchungen eingeflossen ist der Energie- und Ressourcenverbrauch für die Produktion, den Einbau, die Nutzung und schliesslich auch für das Recycling.
Von der Rohstoffgewinnung zum fertigen Produkt
Die Ergebnisse für ein Cradle-to-Gate-Szenario – das heisst von der Rohstoffgewinnung bis zum Zeitpunkt, an dem das Produkt das Werktor des Herstellers verlässt - zeigen: Während der Unterschied zwischen den Werkstoffen bei einem 300-Millimeter-Innendurchmesser gering ist, sind Betonrohre ab einer Nennweite² mit einem 400-Millimeter-Innendurchmesser vorteilhafter als solche aus Kunstoff. Zudem stellten die Fachleute von UMSICHT fest, dass der Karbon-Fussabruck von Betonrohren im Vergleich zu demjenigen von Stahlbetonrohren günstiger ist. Nicht in der Untersuchung berücksichtigt worden sind allerdings die Unterschiede in der Lebensdauer der beiden Materialien.
Wird die Entsorgung der Rohre mit einbezogen, zeigten Beton- und Stahlbetonrohre laut Medienmitteilung deutliche Vorteile gegenüber den Kunststoffrohren. «Dies liegt daran, dass Kunststoffrohre vermutlich nur thermisch verwertet – also verbrannt werden – können», erklärt Daniel Maga von der Abteilung Nachhaltigkeit und Partizipation von UMSICHT. «Betonrohre könnten teilweise für die Herstellung neuer Betonfertigteile genutzt sowie als gebrochenes Material, beispielsweise im Strassenbau, weiterverwendet werden.»
Nach der Weiterverwendung des Betons findet eine Karbonatisierung von Beton statt, so dass zusätzlich CO2 gebunden wird. Aufgrund der Unsicherheit der Daten ist dieser Effekt allerdings nicht mit einkalkuliert worden.
Die Datengrundlage für Beton- und Stahlbetonrohre wurde vom UMSICHT als neutrale Institution von den Verbandsmitgliedern des deutschen Bundesfachverbandes Betonkanalsysteme erhoben. Weitere Hintergrunddaten stammen aus der «LCA for Experts»-Datenbank und beziehen sich auf Produktionsmengen aus dem Jahr 2021. - Die Umweltproduktdeklaration durchlief eine externe Prüfung durch das Institut zur Prüfung und Zertifizierung von Bauprodukten, Sicherheitstechnik und Schutzausrüstung (ift) in Rosenheim. (mai/mgt)