15:56 BAUPRAXIS

Verkratzungen: So wird Glas im Baualltag geschützt

Teaserbild-Quelle: Sigab

Private Luxusgüter werden sorgfältig gehegt, gepflegt und geschützt, doch hochwertige Gläser werden völlig ungeschützt dem Baualltag ausgesetzt. Kratzer unterschiedlicher Intensität und kostspielige Behebungen sind die Folge. Viele Verkratzungen wären durch Schutz der Gläser und eine fachgerechte Reinigung vermeidbar.

VonBarbara Loepfe undund Markus Läubli *

Glas gilt grundsätzlich als widerstandsfähiges und pflegeleichtes Material. Als Teil einer Fassade unterliegt es zwangsläufig verschiedenen Verschmutzungen. In der Regel müssen bei Bauprojekten die Gläser viele Monate vor der Fertigstellung eingebaut werden. Während der langen Bauphase kann es je nach Arbeitsprozess, Wetter, Standort und Behandlung somit zu grösseren physikalischen und chemischen Ablagerungen auf der Glasoberfläche kommen.

Normalerweise stellen diese keine erheblichen Probleme dar – Bedingung ist allerdings eine fachgerechte und sorgfältige Reinigung. Starke Verschmutzungen können unter anderem durch besondere Schutzmassnahmen weitgehend umgangen werden, indem etwaSchutzvlies oder temporäre Schutzfolien angebracht werden. Die Vliese bestehen aus hochstrapazierfähigen Synthesefasern und können später rückstandsfrei von den Glasoberflächen entfernt werden.

Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG)

Quelle: Sigab

Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) bei Schrägverglasung.

Unsachgemässe Bauendreinigung

Temporäre Schutzfolien wie zum Beispiel «Protectapeel» lassen sich als flüssiger Schutzfilm einfach auf Fenstern, Balkonbrüstungen aus Glas, Wänden oder Böden auftragen. Einmal trocken, schützt der Anstrich vor Kratzern, Schrammen, Abnutzung und diversen Verunreinigungen. Der Gegenstand bleibt somit sauber, und aufwändige Putzarbeiten können vermieden werden. Die temporäre Schutzfolie lässt sich am Ende der Bauphase von Hand spurlos entfernen.

Verkratzte Gläser werden meistens nach Abschluss der Baureinigung oder bei der Wohnungsabnahme festgestellt. Anhand des Verkratzungsbilds lässt sich zum Teil die Tätigkeit eingrenzen, bei der die Kratzer entstanden sind. Ein Grossteil der Kratzer entsteht bei der unsachgemässen Bauendreinigung. Das habendie Glasbauexperten desSchweizerischen Instituts für Glas am Bau (Sigab)in jahrzehntelanger Gutachtertätigkeit festgestellt.

Floatglas gilt als ebenes, kratzer- und blasenfreies Glas. In jüngerer Zeit wird jedoch vermehrt Einscheiben-Sicherheitsglas (ESG) eingebaut, das eine erhöhte Kratzempfindlichkeit aufweist. Diese Kratzempfindlichkeit gilt nicht als minderwertige Glasqualität. Zur Verhinderung von Kratzern ist auf einen besonders differenzierten Umgang mit diesen Gläsern zu achten.

Kratzer durch Abklingen

In der Reinigungsbranche ist das sogenannte Abklingen nach wie vor verbreitet. Der Einsatz von Klingen und Fensterschabern für die Glasreinigung ist bei Glasbauexperten und Sachverständigen hingegen verpönt. Bereits in den 1990er-Jahren entbrannte in der deutschen Fachzeitschrift «Glaswelt» eine Debatte über das Verkratzen von Gläsern durch grossflächiges Abklingen. Auf das Phänomen und das fachgerechte Reinigen von Fenstern beziehungsweise die ausschliesslich punktuelle Verwendung einer Klinge wurde in mehreren Artikeln hingewiesen.

Durch die Hin- und Herbewegung der Klinge auf der Glasoberfläche werden beim Zurückziehen der Klinge kleinste Schmutzpartikel in das Glas gerieben, die sich auf der Scheibe befinden. Der Effekt wird verstärkt durch den erzeugten Abrieb mikrofeiner Glaskristalle. Die Scheibe wird dadurch stark und grossflächig verkratzt. Diese Haarkratzer werden oft nicht sofort entdeckt, sondern erst bei flach einstrahlender Sonne. Es zeigt sich dann ein Netz von Kratzern, vergleichbar mit einem Spinnennetz.

Obwohl Glasbauexperten und Sachverständige immer wieder davor warnen und auf korrektes Reinigen der empfindlichen Gläser hinweisen, nennt auch der Normenkompositionen-Katalog (NPK) der Schweizerischen Zentralstelle für Baurationalisierung die Klinge als geeignetes Hilfsmittel zur Glasreinigung, ohne die verschiedenen Glasarten zu unterscheiden. Klingen sollten jedoch, wenn überhaupt, nur punktuell und sehr sorgfältig eingesetzt werden.

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