Verbundwerkstoffe: Eine Brücke aus Flachs und Bioharz
Flachs, ein Stoff mit Zukunft? Am Freitag wird an der niederländischen Gartenbauaustellung Floriade eine Brücke eröffnet, die aus einem neuartigen Verbundwerkstoff aus Bioharz und Flachs besteht. Wie gross die Lebensdauer des Materials ist, muss sich erst noch weisen.
Quelle: Smart Circular Bridge
Die Smart Circular Bridge auf dem Gelände der Floriade in Almere.
Seit Jahrtausenden werden aus Flachs Kleider, Säcke und widerstandsfähige Schiffstaue hergestellt. Nun erleben die Pflanzenfasern eine Renaissance: Kombiniert man sie mit einem besonderen Bioharz, entsteht ein leichter, äusserst stabiler Werkstoff, dessen Eigenschaften Aluminium oder Stahl ähnelt.
Was mit diesem Material möglich und wie gross sein Potenzial als nachhaltiger Baustoff ist, veranschaulicht die erste Smart Circular Bridge, die am Freitag an der Gartenbauaustellung Floriade im niederländischen Almere eröffnet wird.
Sie wurde unter Leitung der TU Eindhoven realisiert. Wie das Smart Circular Bridge Konsortium mitteilt, stehen neben der TU Eindhoven fünf Universitäten – darunter die Universität Stuttgart – sowie sieben Unternehmen und drei Gemeinden hinter dem Projekt. Die Smart Circular Bridge in Almere ist die erste von dreien dieser Art. Eine weitere soll 2022 als Fussgänger- und Velobrücke im deutschen Ulm folgen, Bergen op Zoom in den Niederlanden erhält im 2023 ebenfalls eine.
Tests im Labor und Überwachung in Echtzeit mit Sensoren
Ein Schwerpunkt des Smart-Circular-Bridges-Projekt liegt auf der Untersuchung des Langzeitverhaltens von naturfaserverstärkten Verbundwerkstoffen im Labor: Dabei wird erforscht, wie sich etwa UV-Strahlen oder Feuchtigkeit auf Zug- und Druckfestigkeit sowie auf die Materialsteifigkeit auswirken. Aber auch wie der Werkstoff altert.
Ergänzend dazu werden die drei Brücken mittels über hundert Sensoren überwacht – nicht periodisch, sondern laufend und in Echtzeit. Die auf diese Weise gewonnen Daten sollen schliesslich ein genaues Bild vom Zustand der Brücke vermitteln, mit dem die Lebensdauer einer Smart Bridge abgeschätzt werden kann.
Material und Konstruktion sollen so weiter entwickelt werden, dass sich eine Smart Circular Bridge nicht von einer konventionellen Brücke etwa aus glasfaserverstärkten Kunststoffen unterscheidet.
Grössere Spannweiten als 15 Meter
Laut dem Team hinter dem Projekt ist man auf gutem Weg: „Die aktuellen Ergebnisse stimmen uns optimistisch“, sagt Patrick Teuffel von der TU Eindhoven „Wir erwarten, dass wir in Zukunft Brücken mit deutlich grösseren Spannweiten und höheren Belastungen bauen können.“ Die Brücke in Almere hat eine Spannweite von 15 Metern. (mai)
Die Daten der Sensoren der Brücke in Almere können in Echtzeit in einem Dashboard auf einer öffentlichen Website eingesehen werden: https://dashboard.smartcircularbridge.eu
Quelle: byuppi, Pixabay-Lizenz
Liefert einen der Rohstoffe für das neuartige Baumaterial: Flachs.