Tradition und Gegenwart: Der Gesteinsabbau im Tessin
Die Gewinnung und Bearbeitung von Naturstein ist eine Tessiner Tradition. Vor dem 19. Jahrhundert wurde das Material vor allem für die Errichtung von Gebäuden und Infrastrukturbauten wie Strassen, Brücken und Stützmauern benötigt. Das Gestein wurde lokal gebrochen und direkt vor Ort verbaut.
Die Situation des Abbaus der Ressource «Naturstein» vor dem 19. Jahrhundert wird durch die Beobachtung des Zürcher Pfarrers Hans Rudolph Schinz, der von 1770 bis 1772 in Locarno lebte, gut zusammengefasst: «Alle öffentlichen und privaten Gebäude, ausser jene in den Hochgebirgsdörfern, sind aus Stein gebaut, aus Granit, der überall erhältlich ist und sich gut für den Bau von Pfeilern, Säulen, Türpfosten und Fenstern eignet. Steine zum Bauen findet man überall in ausreichender Menge, und das Material selbst ist kostenlos. Man bezahlt nur den Auftrag, um es spalten und für den Einsatz vorbereiten zu lassen.»
Hauptsächlich wurden also Materialien abgebaut, die für den Bau von Gebäuden und Infrastrukturen wie Strassen, Brücken und Stützmauern benötigt wurden. Die Baumaterialien waren jene, die vor Ort zur Verfügung standen. So gab es eine Übereinstimmung zwischen dem geologischen Substrat und dem verwendeten Baustoff: vor allem Sedimentärgestein im Sottoceneri und metamorphes Gestein im Sopraceneri. Bereits damals existierten einige organisierte Abbauformen, die es ermöglichen, Materialien ins Ausland zu exportieren, vor allem ins nahe gelegene Norditalien. Es waren der dunkle Kalkstein aus Arzo und Besazio, der Marmor von Castione (eigentlich ein Schiefer) und der Gneis von Verzasca und Riviera.
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