Studie: Lärmschutzwände aus Holz ökologischer als solche aus Beton
Die CO2- und Energiebilanz von Holzlärmschutzwänden fällt gegenüber solchen aus Lavabeton massiv besser aus. Dies zeigt eine vom Bundesamt für Strassen (Astra) und Lignum in Auftrag gegebene Studie. Lignum fordert nun, bei Lärmschutzmassnahmen konsequent auf Holz zu setzen.
Quelle: Balz Holz, Langnau i.E.
Umweltfreundliche Alternative: Lärmschutzwände aus druckimprägniertem Holz bei Mumpf.
Nationalstrassen müssen gemäss den Richtlinien des Astra grundsätzlich Lärmschutzwände mit dem besten Kosten-Nutzen-Verhältnis verwendet werden. Weil aber laut Astra die entsprechenden Informationsgrundlagen bislang fehlen, konnte der ökologische Aspekt bis heute nicht vollumfänglich berücksichtigt werden. Dies, obwohl entsprechende Kriterien müssen gemäss dem neu beschlossenem Beschaffungsrecht in die zukünftige Beschaffung einzufliessen haben. Um diese Informationslücke schliessen, haben das Astra und Lignum die Studie ‹Ökobilanz von Ausfachungselementen von Lärmschutzwänden› in Auftrag gegeben. - Erstellt hat sie das Büro Frank Werner Umwelt & Entwicklung in Zürich. Die Auftraggeber hätten übrigens auch Hersteller von Beton-Lärmschutzwänden zur Beteiligung an der Studie eingeladen, allerdings ohne Erfolg, heisst es in der Medienmitteilung von Lignum.
Emissionen, Energie und Umweltbelastung
Im Fokus der Studie standen die austauschbaren Füllelemente von 3 x 4 Metern für Lärmschutzwände. Die Materialisierung wurde gemäss den Standarddetails im Astra-Fachhandbuch „Trassee/Umwelt“ von 2017 einmal in druckimprägniertem Holz und einmal in armiertem Lavabeton zusammengestellt.
Untersucht wurden folgende Indikatoren:
- Treibhausgas-Emissionen in CO2-Äquivalenten (GWP)
- Primärenergie gesamt, Primärenergie aufgeteilt in Primärenergie erneuerbar und Primärenergie nicht erneuerbar (Graue Energie)
- Umweltbelastungspunkte gemäss der Methode der ökologischen Knappheit 2013 (UBP).
Bei den Treibhausgas-Emissionen sind gemäss Studie Lärmschutzwände aus Holz über den gesamten Lebenszyklus um 80 Prozent besser als Lavabetonwände. Die Einsparungen pro Kilometer liegen laut den Untersuchungen im Rahmen der Studie bei 180 Tonnen CO2-Äquivalenten. Der Speicher im verbauten Holz pro Kilometer erreicht 150 Tonnen CO2-Äquivalente. Zusammen entspricht etwa 40 Erdumrundungen mit einem durchschnittlichen Personenwagen.
Des Weiteren zeigt die Studie auch, dass Holzlärmschutzwände bezüglich Energie über den gesamten Lebenszyklus um 73% besser sind als Lärmschutzwände aus Lavabeton. Die Einsparung nicht erneuerbarer Energie (Graue Energie) pro Kilometer liegt bei 620903 kWh/km, die Speicherung erneuerbarer Energie im Holz pro Kilometer beläuft sich auf 455924 kWh/km.
Berücksichtigt man auch das Recyclingpotenzial von Holz, sind Holzlärmschutzwände über den gesamten Lebenszyklus um 110% besser als solche aus Lavabeton. Denn die mögliche Substitution von nicht erneuerbarer Energie bei der Energierückgewinnung aus Holz beträgt zusätzlich 319028 kWh/km. Zum Vergleich: Mit den 939931 kWh aus Einsparungen und Rückgewinnung pro Kilometer könnte ein Zug 47mal von Genf nach Rorschach fahren.
Beim den Umweltbelastungspunkten (UBP), schnitten zunächst Lärmschutzwände aus Holz um 20% schlechter ab als jene aus Lavabeton. Eine zusammenfassende Analyse im Bericht habe gezeigt, dass das ausschlaggebende Element dafür mit 60% die Kupferabdeckung gewesen sei, schreibt Lignum in der Medienmitteilung. Allein schon mit einem Wechsel von Kupferblech zu Stahlblech für die Abdeckung verbessere sich der UBP-Wert soweit, dass Lärmschutzwände aus druckimprägniertem Holz und aus Lavabeton wieder gleichauf seien.
Lärmschutzwände aus Holz haben „enormes Potenzial“
Entlang der schweizerischen Nationalstrassen sei die Lärmschutzsanierung weit fortgeschritten, allerdings sehe man entlang von Schweizer Autobahnen nur wenige Lärmschutzwände aus Holz, heisst es in der Medienmitteilung von Lignum. Dabei kann gemäss Lignum „ein enormes Potenzial“ für Energieersparnis und Klimaschutz mobilisiert werden, wenn für Lärmschutzwände Holz eingesetzt wird. Idealerweise aus Schweizer Wäldern, weil dann die Transportwege besonders kurz sind. Gerade jetzt, wo Trockenheit, Sturmschäden und Borkenkäferbefall auch kürzere Rundholzsortimente anfielen, böten Lärmschutzwände eine gute Möglichkeit, solches Holz hochwertig einzusetzen, anstatt es zu verbrennen. (mai/mgt)
Die Studie kann unter diesem Link heruntergeladen werden.