Strassenbau: Optimales Timing schont das Budget
Strassenbauarbeiten stehen für Verkehrseinschränkungen und Stau. Sie haben deshalb ein generelles Akzeptanzproblem. Um die Instandsetzung möglichst kurz zu halten und gleichzeitig Kosten zu sparen, sollte die Planung der Arbeiten auf einer regelmässigen Zustandserfassung und Schadensbewertung der Verkehrswege basieren.
Das Strassennetz der Schweiz umfasst rund 72 000 Kilometer. 20 Prozent davon sind Nationalstrassen, 30 Prozent Kantonalstrassen, 50 Prozent Gemeindestrassen. Der Gesamtwiedererstellungswert beträgt 170 Milliarden Franken. Um die Bausubstanz zu erhalten, müssen jährlich mindestens 1,5 Prozent dieser Gesamtsumme aufgewendet werden. Das entspricht einem Betrag von rund 2,5 Milliarden Franken.
Um die vorhandenen Mittel dafür optimal zu investieren, müssen der Zustand der Verkehrswege regelmässig überprüft und bauliche Massnahmen zum richtigen Zeitpunkt ausgeführt werden. Dies ist nicht immer einfach zu koordinieren, denn je nach Aufgabengebiet haben die Beteiligten unterschiedliche Aspekte zu betrachten. Während Planern und Ingenieuren die technischen Seiten der Projekte wie die Erfassung und Erarbeitung der Massnahmen und Projekte unterliegen, werden von Ämtern und Politik die Budgets festgelegt. Hier kann es schnell zu Differenzen kommen, nicht zuletzt aufgrund unterschiedlicher Betrachtungsweisen und strategischer Schwerpunkte.
«Die Politiker sind meistens die Hauptursache für zu tief angesetzte Unterhaltsbeiträge», betont Referent Dominik Schlatter an der Weiterbildungsveranstaltung von Bau und Wissen, Wildegg. Der Bauingenieur hat sein Handwerk von der Pike auf gelernt. Der Maurerlehre schloss er ein Bauingenieur- und ein Wirtschaftsstudium an. Als Praktiker blickt er auch hinter die Kulissen und analysiert die Abläufe und wirtschaftliche Seite der Bauvorhaben.
Quelle: Claudia Bertoldi
Schäden im Strassenbelag wie Risse und Flickwerk sind oft zu sehen. Werden die Reparaturen nicht fachmännisch ausgeführt, kann die ganze Trag- und Fundationsschicht Schaden nehmen.
Aufgeschoben ist nicht gespart
«Eine Strassenzustandserfassung ist keine einmalige Angelegenheit, es ist eine‹never ending story›, denn der Zustand ändert sich mit dem Lebensalter und den erfolgten Sanierungsmassnahmen ständig», so Schlatter. «Das Geld spielt dabei immer eine grosse Rolle. Viele kämpfen, weil sie zu wenig Budget zur Verfügung haben, andere wissen nicht, wohin damit», weiss Schlatter.
Doch um die Substanz optimal zu erhalten, dürfen dringende Arbeiten nicht aufgeschoben werden. So wurden im Jahr 2000 «nur» 700 Millionen Franken für Unterhaltsarbeiten ausgegeben, also 30 Prozent der für den baulichen Werterhalt effektiv erforderlichen Summe, berichtet der Referent. «Das ist nicht nachhaltig, denn der Aufwand muss mindestens genauso hoch sein wie der Wertverlust.» Die eingesparten Mittel sind nur eine kurzfristige Sparmassnahme, die sich in den darauffolgenden Jahren umso stärker auf ein steigendes Budget auswirken.
Damit die Bedeutung der Erhaltungsmassnahmen auch seitens der politischen Verantwortlichen erkannt und unterstützt werde, sei es wichtig ist, sie davon zu überzeugen, so Schlatter weiter. Dafür brauche es eine Strategie, die vor allem auf einem betriebswirtschaftlichen Ansatz basierten müsse. «Wir müssen weg von subjektiven Einschätzungen! Das Thema Werterhaltung wird noch zu wenig als langfristige Aufgabe der Gemeinden wahrgenommen, und die Bedeutung ist selten in politischen Planungsdokumenten festgehalten.» Ein Leitbild und eine Strategie für das Erhaltungsmanagement könnten dazu beitragen, die politische Verankerung des Werterhalts zu verbessern.
Die Bedürfnisse müssen erkannt und das Verständnis dafür entwickelt werden. In vielen Gemeinden sei dies bisher vernachlässigt worden. Oft gäbe es nicht einmal einen Verantwortlichen, der in der Verwaltung mit der Koordinierung des Strassenunterhalts betraut sei, sondern die Aufgabe werde einfach einem erfahrenen Strassenmeister anvertraut. Nicht zuletzt wird der Strassenbau in den Gemeinden vor allem von Leitbildern geprägt. Sie beeinflussen unter anderem Stadtplanung, Wohnqualität oder Verkehr. Je nach politischer Ausrichtung weisen sie unterschiedliche Schwerpunkte auf, die sich wiederum im zur Verfügung gestellten Budget widerspiegeln.
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